nebenstraßen
es waren die nebenstraßen
welche sie entschleunigten
das zu sehen was zählte
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pics & words: © paulson
es waren die nebenstraßen
welche sie entschleunigten
das zu sehen was zählte
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nicht ausgeschlossen
dass es sich beim hang
zu verschwörungsmärchen
um geistige verwirrung handelte
viel eher aber war dies phänomen
ein überbleibsel aus der kindheit
ein sich-spüren im aufgeregt-sein
ein sich-erregen an grusel und spiel
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pics & words: © paulson
manche fanden diktaturen nicht so schlimm
solange frieden und ordnung herrschten
vor allem wenn sie selbst in freiheit lebten
die menschen waren sehr verschieden
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pics & words: © paulson
für den einen sein roter aufsitzrasenmäher
für den anderen ein weltraumspaziergang
für den dritten die erlesene alleinsamkeit
die menschen waren sehr verschieden
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pics & words: © paulson
es gab nur eine auserwählte art
die auf die grandiose idee kam
den gesamten planeten
zu plündern und zu ruinieren
und einen zweiten zu besiedeln
wenn der erste finito war
um auf so etwas zu kommen
musste so eine tierart
ganz schön sapiens sein
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pics & words: © paulson
das ende der vögel brachte
auch das ende des himmels
dies unermessliche blaue reich
nun ein genialisch vermessener raum
zur versendung von flugapparaten
mit und ohne menschentiere
es geschah auf unsichtbaren bahnen
gesteuert wie von geisterhand
lautlos fehlerlos grenzenlos
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pics & words: © paulson
er beneidete menschen
die an flüssen und meeren
und auf inseln wohnten
aber er blieb doch wo er war
es sollte auch morgen
noch sehnsuchtsorte geben
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so geworfen so gewachsen so geworden
landschaft zum bestaunen
im spiegel stets verkehrt
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pics & words: © paulson
wo nur flogen
all die wörter hin
wenn sie im wind
v e r k l a n g e n
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pics & words: © paulson
wenn die letzten seeleninseln
durch ihre tollen netzwerke
verraten sein werden
in nicht allzu langer zeit
wird es keine mehr geben
dann müssen sie wohl
weltraumwärts reisen
dort soll es noch still sein
berichten jene die draußen
beim anblick der heimat
schwerelos weinten vor glück
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pics & words: © paulson
alles ist liebe
oder der schrei danach
kein dummer spruch
die einzige erklärung
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pics & words: © paulson
die demut kam spät aber gewaltig
wie all die anderen die er verpasst hatte
zu spät wie sich schnell herausstellte
sie war eben mal kurz rausgegangen
als er seine letzten worte hauchte
ich… bin dann… mal…….weg
wo hatte sie nur wieder
die nagelfeile liegen lassen
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pic: T. W./paulson
words: © paulson
das leben war kein wunder
es war ganz viele auf einmal
jeden neuen tag
sogar heute
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pics & words: © paulson
auch im naturtheater
machte das licht den ton
in der seele des betrachters
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pic: d. k.
words: © paulson
einfach leben und frei
der alte traum hatte sich erledigt
für die im datennetz zappelnden
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pics & words: © paulson
sich üben in gelassenheit wollte er
in der von allen guten geistern verlassenen
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pics & words: © paulson
radfahrkurse für migrant:innen
mensch diese teutonen
nicht nur begnadete invasoren
kreatoren der weltbesten motoren usw…
nun auch noch integratoren vor dem herrn
um himmels willen
sie können wirklich fast alles
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pics & words: © paulson
freilich hatten sie nur das beste gewollt
aber sie schafften nicht mal das gute
jedenfalls kam am ende
das schlechteste dabei heraus
es tragisch zu nennen
hätte keinen sinn gemacht
millionen von arten waren vor ihnen
von der kugel verschwunden
es war eben was es war
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pics & words: © paulson
sie haben die mutter
zur hure gemacht
und fühlen sich
göttlich dabei
sie haben dem himmel
maschinen gebracht
und füllen ihn an
mit geschrei
sie rauben die schätze
erleuchten die nacht
und glauben wahrhaftig
sie seien so frei
sie haben die mutter
zur hure gemacht
und fühlen sich
göttlich dabei
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pics & words: © paulson
es ging ihnen wirklich gut
erstaunlich was sie so alles
aus einer unwirtlichen kugel
am rand der galaxie herausholten
chapeau
du tolles menschentier
und immer weiter so
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wer nicht sucht
der findet
schönes
überall
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manche brauchten all ihre kraft
für die anhäufung von gütern
andere für den bau von netzwerken
oder um außergewöhnlich zu sein
wieder andere verschwendeten sie
sinnlos an das leben
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sie verdeckten die trauer
über ihre endlichkeit mit spielen
die ihnen halfen oben zu bleiben
im hellenschönenbunten schein
was hätten sie klügeres tun können
in einem dasein wie dem ihren
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an manchen tagen
fielen die töne
wie tropfen in sein ohr
die uhr tickte in zeitlupe
und er sah die dinge
wie niemals zuvor
nur er selbst war unsichtbar
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wundersam schön
wie es zerfloss
dies heute im gestern
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sie zogen es vor
angelehnt abzustehn
das war sehr menschlich
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man musste schon
dumm wie mensch sein
um einen esel dumm
und ein schwein
dreckig zu nennen
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dieser kleine wirre mann
aus dem riesenreich
ließ ihn unwillkürlich
an eine blutrünstige märchenfigur
aus längst vergangenen tagen denken
dann aber fiel ihm gleich ein
der schuldkomplex hatte sich gemeldet
dass sein geliebtes eigenes mutterland
vor gerade mal einem menschenleben
das weltzentrum des schreckens war
und das gleich im quadrat
ein einziges menschenleben
oder ein paar monde später
nun also dieser irre mörderzwerg
nein wir haben die vielen kriege
die in der zwischenzeit tobten
mit abermillionen von opfern
auch jene die noch im gange
uns aber eigentlich egal sind
nicht ganz vergessen nur fast
nichts an ihm war besonders
und er tat nichts absonderliches
konnte man das so sagen
bei all dem gruseligen grauen
welches das männlein verbreitete
bei all dem monströsen schlachten
bei all den eiskalten lügen
man musste es wohl so sagen
denn auch seines war nichts als
ungeheures menschenwerk
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je schöner das wetter
desto mehr verdarben sie ihm
mit ihren maschinen den tag
sie entspannten halt am besten
im selbst erzeugten getöse
bei der arbeit im freien
irgendwie erinnerten sie ihn dabei
an übende heavy metal schlagzeuger
die auch für sich in anspruch nahmen
der welt schönste musik zu schenken
und vollkommen blind dafür waren
wie sehr sie ihren artgenossen
damit auf die nerven gingen
gegen solches sendungsbewusstsein
war selbstredend kein kraut gewachsen
und wenn hätten sie es sowieso
in null komma nix abgefackelt
kleingeschreddert weggeblasen
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baumlose gärten
teppichrasenödländer
weiße häuser graue dächer
schicke boxes all the same
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kometen fallen
welche pracht
als gottesgaben
aus der nacht
und dann des tags
oh welche wonne
oh welches glück
die göttersonne
und immer wieder
welch ein segen
gibt es dazwischen
auch mal regen
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sie wollten nicht untergehn
aber auch nichts ändern
das war sehr menschlich
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je besser es ihnen ging
desto weniger begriffen sie
den reichtum welchen sie besaßen
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wenn es der einzige sinn
im leben des menschen war
einfach glücklich zu sein
warum um alles in der welt
tat er sich dann so schwer damit
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eine hoffnung eine vision ein trost
darauf zu warten eine torheit
dafür zu töten eine idiotie
dafür zu beten eine option
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was blieb ihnen auch anderes übrig
als das leben von fremden zu führen
in dieser gehetzten verkauften hohlen
zerstörten überfüllten brutalen welt
weil sie allesamt glückskinder waren
machten sie das beste aus allem
und glaubten so sie lebten
in der allerschönsten aller zeiten
claro würden der kluge sapiens
und die smarte technik schon bald
einen neuen planeten besiedeln
sollte der alte durch sein
oh ja… dieser optimismus
war ihr allergrößtes pfund
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dieses leben
welch eine abgefahrene sensation
wer wollte es sich ohne einen vorstellen
und doch würde sich die erde einmal
ohne diesen einen weiterdrehn
dass es sie dann gar nicht mehr gäbe
war der doch glatt egal
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warum diese species homo mensch
genial sein kann wie ringsgwandl
und zugleich dumm wie brot
entschuldigung brot
bleibt bis auf weiteres
ein unlösbares welträtselt
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die frage der fragen
ist er nun gut oder schlecht
dieser sapiens
die antwort
eindeutiges ja
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manchmal am morgen
wenn er die augen
noch einmal schloss
überkam ihn dieses
sommermeeresrauschen
und mit ihm ein lächeln
das keiner sah
und überall war
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die großen beruhiger
ein lagerfeuer
der sternenhimmel
das meer
die vollkaskoversicherung
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er lauschte der stille
nahm worte und bilder
er baute gedanken
und flötete töne
er schaute sein eden
und liebte sein bestes
und hielt’s für die welt
und später beim abschied
war das dann sein leben
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wer den sapiens
in aller ruhe
mit abstand betrachtete
kam nicht umhin
ihn komisch zu finden
auch den eigenen
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zwischen übersensibilität
und naiver robustheit
lag ein weites feld
die kartoffeln darauf
schwankten erheblich
in der größe
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wenn ihnen langweilig war lärmten sie
hätten sie stattdessen geschlafen
wäre es eine andere welt
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das leben war eines der gefährlichsten
nicht leben war weniger riskant
tot sein am sichersten
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auch nach all den qualvollen jahren
blieb noch immer diese eine frage
waren die rasenmäher
nun die männer oder die maschinen
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Texte und Musikstücke sind in der Regel voneinander unabhängig
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nur noch die mutigsten
wollten politik machen
unter diesem volk
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pics & words: © paulson
Skulptur: Guido Messer
wer die prinzenrolle
nicht spielen wollte
brauchte kein schloss
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sie lebten
unter der herrschaft
digitaler befehlshaber
und fühlten sich bestens dabei
wie hatte es soweit kommen können
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mehr magie als das dasein
bot ihnen kein medium
schon gar kein künstliches
einen größeren schmerz als den tod
kannten die klugen zweibeiner nicht
und kein größeres glück als die liebe
im leben selbst wohnte alles
zwischen tiefster trauer
und himmlischer seligkeit
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pics & words: © paulson
hätten sie begriffen
welch famose werkzeuge
ihre hände und füße waren
hätten sie vielleicht auch verstanden
dass es nicht so vieler umstände bedurfte
dasselbe galt für arme und beine
für auge nase mund und ohr
und für den ganzen rest
das war ein gedanke
ersonnen von einem hirn
dessen ungeheure möglichkeiten
den verstand bei weitem überstiegen
noch immer hatten sie
a b b r u c h
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wenn das neue wunder einzug hielt
konnten sich selbst nüchterne geister
einem gefühl feierlicher erhabenheit
nicht gänzlich widersetzen
auf dichten straßennetzen rollten sie
neben einkaufs- und gewerbeparks
in hochglanzhightechräderapparaten
am urwald ihres albtraufs entlang
und bestaunten still die ankunft
des magischen wiederergrünens
der flieger für den ersten urlaub des jahres
wartete schon an der startbahn auf sie
bienenfleißige helfer hatten alles bereitet
ein rad griff ins andere im zusammenspiel
von mensch technik und natur
im aufsteigen erlebten sie noch intensiver
ihre kleinheit im unbegreiflichen weltganzen
unwillkürlich wuchs ihnen mit der demut
die gänsehaut auf die euphorische brust
welch ein wunder dies alles
und gleich würde es sommer sein
dankbarkeit
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pics & words: © paulson
auch wenn ihm eine gottheit
nur schwer einbildbar erschien
so war es doch nicht vorstellbar
dass dieser kleine verirrte mann
diese aus not lüge niedertracht
und einem strauß von komplexen
gemachte menschenkreatur
am ende der mördergeschichte
ungestraft davonkommen würde
zumindest wünschte er ihm
dieses gerechtigkeitstribunal
und er wünschte es allen
mit einem solchen monsterkonto
an entsetzlichen abscheulichkeiten
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pics & words: © paulson
gewissensmenschen
hatten es schwerer
verdrängungsmenschen
hatten ein reines gewissen
und oft hatten sie auch humor
so einen lässigen leichten
mit einem anziehenden lächeln
der einfachere weg war der gesündere
warum sollte einer den schwereren gehen
man war doch nicht bloed
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ungebrochen die macht des mythus
ohne die ausflüge ins phantastische
hielt es kein mensch in diesem leben aus
also flogen sie
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natürlich waren die menschen großartig
ungewöhnlich klug und liebenswert
sie berührten ihn zutiefst
jedes einzelne und das schicksal aller
dieser unfassbar vielen menschenkinder
aber er liebte sie nicht nur
so wie er sich selbst nicht nur liebte
logisch waren sie in ihrer gesamtheit
nicht schuld am schnellen niedergang
so wie keiner allein verantwortlich war
zurückblickend würde man droben
in der galaktischen zentrale feststellen
es habe gar nicht anders kommen können
sie hätten irgendwann in ihrer geschichte
nicht mehr ins natürliche schema gepasst
und trotz ihrer zahlreichen begabungen
oder gerade wegen dieser anlagen
sei es ihnen eben nicht gelungen
die katastrophe abzuwenden
als der letzte von ihnen
die sterne über sich sah
staunte er in die pracht
welche er da schaute
niemals zuvor hatte ihn
der himmel so tief berührt
besser spät als nie
dachte er noch
und
so ein blöder spruch
dann folgte er den anderen
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pics & words: © paulson
schneller als die pilze
schossen die neuen
aus der erde schoß
stimmten mit ein
in die wirren gesänge
der irren weltauslöscher
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pics & words: © paulson
bei jedem wort
bei jedem blick
bei jedem schritt
waren sie so jung
wie sie nie mehr sein sollten
wenn das kein grund war
jeden neuen tag zu lieben
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pics & words: © paulson
Der spielende Knabe
Spiele, Kind, in der Mutter Schoß! Auf der heiligen Insel
Findet der trübe Gram, findet die Sorge dich nicht,
Liebend halten die Arme der Mutter dich über dem Abgrund,
Und in das flutende Grab lächelst du schuldlos hinab.
Spiele, liebliche Unschuld! Noch ist Arkadien um dich,
Und die freie Natur folgt nur dem fröhlichen Trieb;
Noch erschafft sich die üppige Kraft erdichtete Schranken,
Und dem willigen Mut fehlt noch die Pflicht und der Zweck.
Spiele! Bald wird die Arbeit kommen, die hagre, die ernste,
Und der gebietenden Pflicht mangeln die Lust und der Mut.
Schiller
wer sollte solches kommen wollen können
bleib auf der mutter schoß
du großes kind
und spiele frisch drauf los
in deinem paradies
ist gar nicht schlimm
unschuldig bist du ohnehin
und bald schon wirst du ja
gar nimmer sein
…und er ist nur da ganz Mensch wo er spielt
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alles hat ein ende
nur die dummheit bleibt
am ende der zeit
grüßt sie stramm aus dem nichts
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man muss schon viel pech gehabt haben
und mehrmals falsch abgebogen sein
um ein irdischer teufel geworden zu sein
dem ein leben weniger wert ist als nichts
einem solchen den tod zu wünschen
wäre unchristlich und zutiefst menschlich
auf alle fälle aber sollte ihn das göttliche
möglichst schnell aus dem verkehr ziehen
und jenen die ihm nachgelaufen sind
sollte es zeit geben sich zu besinnen
sich wieder zu vermenschlichen
in einer friedlichen und freien zeit
bevor es dann
im ewigen kreislauf
von gut und böse
wieder mal heißt
wo ist die kraftgestalt
die uns herausführt
aus dem weicheiertum
es lebe der führer
der führer er lebe hoch
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pics & words: © paulson
wer mit dem teufel spielt
darf sich nicht wundern
wenn er in der hölle landet
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pics & words: © paulson
sich im eigenen wesen zu sonnen
war ihnen die größte der wonnen
das glück der artgenossen juckte sie
nur in bezug auf das eigene
selbst ein weltuntergang ließ sie kalt
wer anderes behauptete
war ein romantiker
natürlich gab es ausnahmen
sonst hätte es nicht
die regel sein können
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ohne heiterkeit
überlebte kein mensch den menschen
ohne sonne im herzen
war ringsum schwarze nacht
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Skulptur: Guido Messer
nicht nur im karneval maskierten sie sich
aber im närrischen sein entspannten sich
die vom alltag gezeichneten gesichter
unter den masken zu dem was sie waren
und so mancher mensch tauchte dann
als ein ganz neuer darunter hervor
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klug sind sie und sentimental
grausam und eitel und gut
maßlos sind sie und feierbiester
freunde und feinde aufs blut
schweigsam sind sie quasselbiester
fleißig und faul wie die nacht
bescheiden sind sie besserwisser
verliebt verlobt und verkracht
einsam sind sie achtsam zart
mutig und feige und fair
schlawiner schurken schufte sind sie
verschlossen und tief wie das meer
lügenbiester triebgestalter
kleinkarierte glücksverwalter
habenichtse millionäre
ohne oder mit karriere
egomanen altruisten
schweinepriester pazifisten
bäcker und maschinenbauer
börsenmakler feischbeschauer
menschen sind sie tiere sind sie
teufel götter engel sind sie
kalt wie eis und heiß entflammt
menschentiere allesamt
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das unbehauste tier
auf der planetenkugel
ausgestattet mit bewusstsein
dem wissen um sein ende
vielfältigen und großartigen
aber nutzlosen begabungen
ein sonderfall der natur
rastlos nach bedeutung
liebe und heimat gierend
überlebensuntauglich
Sophie Hunger – Strangers
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ein milchiger menschenweltschleier
hatte sich vor den himmel gehängt
aber sie spürte klar wie dahinter
gestirne durch die nacht kreisten
ihre ewigen geschichten erzählten
von liebe von kälte von einsamkeit
sterne unendlich fern gänsehautnah
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pics & words: © paulson
mit dem feingefühl eines bulldozers
fräste der spät auf der planetenkugel
erschienene menschenaffe seine spuren
durch erde wasser und firmament
atemberaubend das gemetzel
an den hilflosen mitgeschöpfen
millionen von anderen arten
hatte er bereits ausgerottet
ehe sie noch entdeckt waren
und wenn das gefräsige raubtier
sie ausnahmsweise mal verschonte
dann nur aus sorge um sich selbst
etwas war faul im staate sapiens
und es stank mächtig zum himmel
doch der pausenlos tobende affe
vermochte es nicht zu erschnüffeln
denn sein hübsches riechorgan
war zwar ein rechter zinken
aber hochgradig unterentwickelt
ein umstand der schon bald
zu seinem niedergang führte
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pics & words: © paulson
dieser homo sapiens
ein erstaunlicher wurf
einer launischen natur
aber schmetterlinge und seegurken
waren auch nicht von schlechten eltern
von buschwindröschen ganz zu schweigen
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pics & words: © paulson
sie umwehte und vernebelte sie
verwirrte und verdunkelte sie
bedrohte und zerstörte sie
verzog sich kam zurück
als großer heller klang
da staunte sie
weil ihr flügel wuchsen
dann schwebte sie
ganz eingehüllt
im festlichen gesang
im blauen traum
dann stürzte sie
vom himmel
in ein tiefes tal
so ging es alle tage
ein leben lang
gewiss war sie
die größte kraft
im weltenraum
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als die krähe
am kalten wintertag
auf ihr niederging
fiel schnee als bunter staub
von der alten esche herab
und zauberte ihm
ein lächeln ins gesicht
wie sie das sah
weinte sie vor glück
er fand es märchenzauberschön
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pics & words: © paulson
denkbar dass es noch schöneres gab
als aus einem meer von musik und liebe
lesend und schreibend in den himmel zu reisen
aber getauscht hätte er mit nichts und niemandem
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Die Inhalte und Texte der Musikstücke stehen nur ausnahmsweise in Bezug zu meinen Gedanken.
pics & words: © paulson
wenn abends die fenster glühten
verbrannten hinter den scheiben
die märchenfiguren und kinderträume
im inferno eines lodernden abschieds
doch gleich am nächsten morgen
eilten die trauernden burgwärts
wo sie beim steigen des gestirns
selbst wieder lichterloh brannten
alles gut
alle wieder da
dem himmel sei dank
Yuki Murata – piano solo concert
youtube.com/watch?v=MMq6eq8meV4
pics & words: © paulson
sollten wir oder jene
die uns nachfolgen es erleben
dass wir wieder das geworden
was wir einmal gewesen sind
so werden wir oder die morgigen
alles was wir heute hervorbringen
auch dieses träumegemäuer
und die wege dorthin
nicht mehr brauchen
denn das gute schöne wahre
ist schon immer in uns
Violin Concerto No. 2 in E Major, BWV 1042: I. Allegro
youtube.com/watch?v=QB79QYWnn78
pics & words: © paulson
freilich diente sie hier
nur als eine metapher
für das schöne das erhabene
und andere seelentiefen
als ein bild welches ich lieben darf
und welches gedanken hervorbrachte
über den menschen und die welt
Concerto for Two Violins in D Minor, BWV 1043: II. Largo ma non tanto
youtube.com/watch?v=5LXBudUCEGw
pics & words: © paulson
klar braucht es kein märchenschloss
noch dazu so ein nachgebautes
um die seele zu weiten
es gibt viele feierliche orte
abseits des gewimmels
im alleinsein
in der achtsamkeit
in der stille des geborgenseins
Paul Gerhardt | Virtuous Garden
https://www.youtube.com/watch?v=KyCczYrpIQ0
hätte sich diese gruppe
von dominanten menschen
vor rund eintausend jahren
nicht auf dem berg angesiedelt
wäre die welt heute eine andere
würden sie dem zustimmen
– – – – – – – – – – – – –
alright
sie haben recht
es wird höchste zeit
wieder nach vorn zu schauen
gehen wir’s also an
bringen wir es zum ende
Nigel Stanford – automatica
youtube.com/watch?v=bAdqazixuRY
pics & words: © paulson
wie die musik
hatte auch dieser ort
verzauberungskraft
er erweckte etwas in ihnen
das es eigentlich nicht gab
sich dagegen zu wehren
war erstes ansinnen jener
die mit vernunft kamen
die anderen aber
ließen sich mitnehmen
von den hellen wellen
ihrer vorstellungskraft
in welchen ihnen dann
beglückendes widerfuhr
Boubacar Traoré – Hona
youtube.com/watch?v=wIGU11nopN0
pics & words: © paulson
die märchenburg im 21. jahrhundert
zugleich zeugin und sinnbild
für all das tief verborgene
erwünschte und erträumte
welches wie alle erzählungen
des unvernünftigen sterblichen
im mainstream von information
wissenschaft und technik
so sträflich vergessen wird
Bach & Sons –Piano Concerto in E Major, Wq 14: I. Allegro – Sebastian Knauer
youtube.com/watch?v=3WrWqbjj7ds
pics & words: © paulson
es waren die großen erzählungen
welche aus ihnen das schönste
und das hässlichste hervorholten
mit fakten und forderungen
konnte man sie nur vertreiben
ob diese erzählungen
der wahrheit entsprachen
tat nichts zur sache
jede einzelne seele
beherbergte eine eigene
so gesehen war auch dieses bauwerk
nichts weiter als eine art material
aus dem sie eine erzählung formten
Fatoumata Diawara – Nterini | A COLORS SHOW
youtube.com/watch?v=2sBqMBEehIs
pics & words: © paulson
so wie der mensch selbst
ist auch die technik an sich gut
das ist nicht die frage
doch irrsinnig und abstoßend
all die angeblich alternativlosen
motive begründungen und anwendungen
für die vergrößerung der technischen macht
deren stabilisierung durch immer zahlreichere
und alles umfassende apparaturen erzwungen wird
der globale maschinen-imperialismus unserer tage
ist der endgültige schritt in die diktatur der technik
im schönen schein von demokratisierung und fortschritt
keine andere herrschaftsform in der geschichte
hat je mensch mitgeschöpf und natur derart total unterworfen
wie die fragwürdigen hervorbringungen angeblicher genies
kein adelsgeschlecht kein regent oder alleinherrscher
war jemals so übermächtig gnadenlos zerstörerisch
zu behaupten wir hätten die technik im griff
ist ein wirklichkeitsferner irrglaube
music:
Wintergatan -Marble Machine
youtube.com/watch?v=IvUU8joBb1Q
pics & words: © paulson
die der arbeitsgemeinschaft entstiegenen
fanden sich mehr oder weniger begeistert
in den himmlischen märchenwelten wieder
ganz ohne 3-d stimulation standen sie
mit den füßen auf dem burghofpflaster
umringt von türmen und träumen
ob ihnen nun flügel wuchsen oder nicht
war bereits in ihnen angelegt
manche blieben lieber auf dem boden
tranken ein bier oder vier
und flogen dann auch berauscht
wieder den burghang hinunter
youtube.com/watch?v=mSSAOz5Ow4U
pics & words: © paulson
die weitreichenden folgen
von wille und vorstellungen
absichten und entscheidungen
des hohenzollerngeschlechts
hat sich jahrhundertelang
ins kollektive gedächtnis
der deutschen eingebrannt
zu behaupten sie sei unecht
ist so falsch wie falscher
etwas kaum sein kann
hohe kunst ist sie wohl nicht
aber zu sagen sie sei kitsch
ist ganz einfach quatsch
weil sie ein symbol
und die geburtsstätte
einer mächtigen gruppe
von leuten darstellt
die unser aller wesen
bis zum heutigen tag
nachhaltig mitbestimmt
youtube.com/watch?v=PwV1-wZzT1Y
pics & words: © paulson
egal ob man sie nun als gefühlsbooster
langeweilebeseitigerin studienobjekt
hochzeitsburg betriebsausflugsziel
eventplattform aussichtspunkt
spielfilmkulisse konzertbühne
etc pp nutzte
sie ließ alles mit sich machen
stein war ein geduldiges material
youtube.com/watch?v=QHjlnn8lKqk
pics & words: © paulson
als die mutmaßlich erste burg 1423
durch die schwäbischen reichsstädte
nach langer belagerung zerstört wurde
war diese welt noch eine andere
und doch gab es auch vor 600 Jahren
bereits denselben menschen
mit all seinen sorgen und ängsten
angetrieben von wünschen und plänen
aus dem wissen um sein sterbenmüssen
und damals wie heute gab es jene
die sich mit brutalität und gewalt
gegen die anderen durchsetzten
und solche die sich einreihten
weil sie sich schützen wollten
oder zugehörigkeit suchten
dieser tierische anteil in seinem wesen
gehört wohl so maßgeblich zum menschen
wie seine fähigkeit zu friedfertigkeit und kultur
wer dieses animalische wie auch immer beseitigt
schafft damit auch den homo sapiens ab
youtube.com/watch?v=eOfDwzA7Tng
pics & words: © paulson
was macht ein mensch
der noch nicht laufen kann
diese hilflose frühgeburt
er strampelt und krabbelt
ein paar monate lang
dann endlich läuft er los
und erobert sich die welt
manche werden dabei
königin oder deutscher kaiser
diktator oder mutter teresa
weshalb einer wird was er wird
und nicht was ganz anderes
bleibt ein schönes geheimnis
eines ist aber ganz gewiss
alle haben sie klein angefangen
youtube.com/watch?v=fHOYnHiAcic
pics & words: © paulson
nach dem großen regen
in den wolken verborgen
stand sie sehr verloren
über dem weltgewühl
die menschendinge
auf der wuselkugel
waren aus den fugen
es herrschte krieg
gegen mutter natur
und gegen menschen
ganz in ihrer nähe
was sie erschreckte
und viele fragten sich
was nun werden sollte
glücklich wieder jene
die nicht mitfühlten
music clip:
youtube.com/watch?v=SfrU_8DfOV4
pics & words: © paulson
ohne die mittelalterschwärmereien
des jungen friedrich wilhelm IV
hätte es das romantische traumschloss
sehr wahrscheinlich niemals gegeben
der gutmütige preußische könig
der von einem einzigen teutschland
ohne republikanische umtriebe träumte
der huldigungen seiner person liebte
und aufwendig in szene setzten ließ
hatte unter dem zunehmenden druck
der immer selbstbewussteren untertanen
die erbmonarchie noch einmal gerettet
indem er einer verfassung zustimmte
und in der beginnenden demokratisierung
der teutschen lande auf einen teil
seiner machtbefugnisse verzichtete
die wiedereinweihung des stammsitzes
der hohenzollern am 3. Oktober 1867
erlebte der bereits 1861 verstorbene
rührige schöngeist dann nicht mehr
youtube.com/watch?v=-h2l2ct1VK0
pics & words: © paulson
im drang des sterblichen
in den himmel hinaufzufliegen
gar den weltraum zu erobern
offenbarte sich sein verlangen
der irdischen gefangenschaft
auf magische weise zu entfliehen
so federleicht und schwerelos
wie ein göttlicher vogel zu sein
wer sie von weit unten
dort oben schweben sah
auf dem alten zeugenberg
den zog es nicht zuletzt
aus diesen tiefen gründen
magisch in die höhe
dann war sie keine burg mehr
dann war sie ein zeichen
und mehr noch ein versprechen
von himmlischer unsterblichkeit
youtube.com/watch?v=AwJn72PZ8Xw
pics & words: © paulson
der mons solaris war ihr ursprung
der erfolg der hohenzollern das ergebnis
von zufall wille zur macht und einem kalkül
welches sich durch dominanz zugeständnis
und rohe gewalt manifestierte
als die zeit reif war führten schließlich
unfähigkeit und welttheater zum niedergang
des alten herrschergeschlechts
in ein deutschland das nach staatsterror und chaos
mit hilfe und durch interessen dritter wiedererstand
was von der dynastie am ende übrig blieb
waren neben geschichtlichem und prägendem
die preußischen kunst- und kulturschätze
aus der zeit von herrschaft und leibeigenschaft
die dritte burg war ein solches überbleibsel
und zu ihrer erhaltung für alle geöffnet
youtube.com/watch?v=BBeXF_lnj_M
pics & words: © paulson
natürlich war der mensch nicht nur vernünftig
auch wenn er sich eifrig darum bemühte
vor den anderen den anschein zu erwecken
das augen- und nasentierchen homo sapiens
dieses raffinierte selbstberauschungswesen
befand sich fortwährend auf der suche
nach glücksmomenten und hochgenüssen
youtube.com/watch?v=NEOBjYT2tCA
pics & words: © paulson
die grenze zwischen männlichkeit und verrohung
war schon immer ein recht schmaler grat
und die geschichte der sapiensmännchen
eine unendliche kette von grausamkeiten
jene die sie befahlen und begingen
kamen sinnbildlich allesamt aus burgen
mit ihren sentimentalen wahrheiten
und ihrer sprachlosen angst
youtube.com/watch?v=hQ_ccgOkJdI
pics & words: © paulson
gleich nach der sonne
war sie das schönste bild
an seinem firmament
wenn noch schnee dazukam
war es das paradies auf erden
manche hielten diese worte
wohl für übertrieben
es kam aber darauf an
in welchem zustand
es einem geschah
eigentlich nur
youtube.com/watch?v=MjMJ41PYRKM
pics & words: © paulson / music: youtube
schon bald wird ein auto kein auto mehr sein
so wie die schreibmaschine keine mehr ist
milchkanne telefonzelle postfiliale handschrift
umgangsformen udo jürgens balkongeranien
alles aus der zeit gefallen oder so gut wie
aber so eine alte rittermärchenträumeburg
die wird doch wohl ganz sicher und immer
eine alte rittermärchenträumeburg sein
auch in den digitalen virtuellen welten
und was noch so alles kommen mag
oder
youtube.com/watch?v=EOwZ1xu7suE
youtube.com/watch?v=nIXrBV1idKc
pics & words: © paulson / music: youtube
je mehr sie ihn herunteratomisierten
in seine kleinsten bestandteile
und ihn mit diesem wissen
technisch in bewegung setzten
umso mächtiger wuchs dem menschen
der wunsch nach einer erhabenen idee
einem unantastbaren großen und ganzen
einer umfassenden bedeutung seines seins
natürlich fand er diesen sinn
im ästhetischen und im mythischen
das bild einer mittelalterlichen burg
taugte da ganz gut für den einstieg
youtube.com/watch?v=TLOrt63CbIE
pics & words: © paulson / music: youtube
Datenschutz und info music clips > burg 393
sie kamen aus der unterwelt
ihrer seelenbergwerke
hinauf in die luftige höh’
und fanden doch nur
ein labyrinth aus stein
ihr feierliches fernegefühl
verloren sie in der nähe
an die ernüchterung
youtube.com/watch?v=ngjEVKxQCWs
youtube.com/watch?v=dpB2nRpCuVk
youtube.com/watch?v=kSEQcitQNO4
youtube.com/watch?v=dOHiI_5yycU
pics & words: © paulson / music: youtube
vielleicht verhielt es sich ja so
jene die unter der hässlichkeit
des technisierten kapitalismus litten
suchten sich etwas schönes
die verhärteten seelen zu trösten
und sei es ein von technikern
mit viel kapital erstelltes gemäuer
der mensch war nicht logisch
youtube.com/watch?v=2bx9vTF8x2s
pics & words: © paulson / music: youtube
hier hatten menschen versucht
jene vollendung nachzuahmen
welche die baupläne der natur
in allen farben und formen
so mühelos in szene setzten
dass sie es fertigbrachten
durchaus in die nähe
der wunder zu gelangen
machte dieses bauwerk
zusammen mit dem standort
so besonders einzigartig
youtube.com/watch?v=dMHLHu5oMnc
pics & words: © paulson / music: youtube
auch kultur war ein grundnahrungsmittel
das erfuhren die menschen in der krise
als kunst- und spielstätten geschlossen blieben
da war es tröstlich dass die erhabene
so museal und schön auf dem berg stand
in jedem licht anders und immer besonders
ein hofnungsschimmer in düsteren zeiten
youtube.com/watch?v=fKwmNOBo0tk
pics & words: © paulson / music: youtube artists
Hinweise:
– Fotos können durch Vergrößerung bzw. Verkleinerung (strg+ bzw strg-) “scharf gestellt” werden.
– Worte und Musik haben meist keinen inhaltlichen Zusammenhang.
die der großen bedeutungen beraubten
erhofften sich vom träumegemäuer
eine wiederkehr des alten zaubers
siegerglanz ruhm und nation
passten aber so gar nicht mehr
in die von krieg und konsumwahn
zur errettung verdammte welt
so genossen sie statt der heiligkeit
unter der geschwellten heldenbrust
den ganz privaten sehnsuchtszauber
und die atemberaubende aussicht
youtube.com/watch?v=PziN1giW0xE
pics & words: © paulson / music: youtube
immer bewegte sich der mensch
zwischen sachlichkeit und sinnlichkeit
man konnte sich die burg erklären lassen
erspüren musste man sie aber ganz allein
ob man hinterher gut informiert ins auto stieg
oder eher beseelt nach unten schwebte
war wirklich nicht vorherzusehen
youtube.com/watch?v=cXZOMccBuLg
pics & words: © paulson / music: youtube
als das neuartige virus
durch die welt zog
wurden alle zu burgen
da war plötzlich viel zeit
zu verstehen was wichtig
und was der mensch war
vor allem der eigene
als dann auch noch
der krieg europa erreichte
war man einmal mehr
im mittelalter gelandet
und der verlorene frieden
gewann über nacht
einen unschätzbaren wert
über allem ruhte die burg
sie hatte schon vieles erlebt
youtube.com/watch?v=TLV4_xaYynY
pics & words: © paulson
er liebte es durch die wälder
in ihrer umgebung zu streifen
immer wieder tauchte sie dort
zwischen den bäumen auf
und jedes mal war ihm dann
als würde er sie neu entdecken
zu ihr nach oben ging er selten
er mochte sie mehr aus der ferne
youtube.com/watch?v=7jeuSNx_vDM
youtube.com/watch?v=Yq8yjF4W_6c
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auch für die rabenvögel schien es
ein ganz besonderer tag zu sein
wieder und wieder flogen sie
von hier zur burg und zurück
die zweibeiner auf dem felsen
die flügelwesen in den lüften
das märchen auf den wolken
darüber ein tiefblauer himmel
wenn das nicht kitschig war
was dann
youtube.com/watch?v=12MfkX9u_l8
pics & words: © paulson
im romantizismus in allen seinen formen
nicht zuletzt auch im burgen-tourismus
zeigte sich die abkehr vom mainstream
der den menschen zum konsumenten
entwertet und entfremdet hatte
die bedeutung oben auf dem berg
mochte noch so fragwürdig sein
sie zog ihn doch in ihren bann
und er ließ sich gerne ziehen
es war eine rätselhafte hingabe
die sich aus der uneigentlichkeit
und der endlichkeit des seins erklärte
youtube.com/watch?v=lAadPcBYc74
pics & words: © paulson
Datenschutz und info music clips siehe burg 393
jede seelische berauschung war ein glaube
ohne ihn wäre der mensch gar kein mensch
jeder hatte ihn
auch jene die glaubten sie seien ungläubige
ohne gefühlsbewegtheit kam keiner durchs leben
ob es nun das theater die musik der sport
das haustier das kochen oder die technik war
die politik eine mittelalterliche burg
oder irgendein anderes medium
der sapiens konnte gar nicht anders
er lebte geradezu von seelennahrung
soul food aus allen bereichen des lebens
jeder war gläubig auf seine eigene art
und jene die abstritten es zu sein
machten diese abwehr zu ihrem glauben
dabei ging es ihnen nicht um wahrheit
wenn sie jeweils behauptet wurde
es ging um das einzig wahre gefühl
dass man leicht den überblick verlor
über den eigenen menschen
und was der so alles glaubte
merkten viele wohl gar nicht
und verrannten sich immer tiefer
in die behauptungen über das wahre
klar ging es dabei wie immer
auch um status und anerkennung
in erster linie aber drehte sich alles
um das sich-selbst-mögen-können
sollten dieses behauptungen zutreffen
so stellte sich doch zwangsläufig die frage
wie es den verantwortlichen eines gemeinwesens
angesichts eines andauernden gefühlsfeuerwerks
von meinungen vorstellungen und befindlichkeiten
gelingen konnte den laden zusammenzuhalten
denkbar und möglich wurde das überhaupt nur
weil den allermeisten leuten einleuchtete
dass sie ihre ganz privaten gefühlsregungen
den gemeinschaftlichen vernünftigen zwecken
unbedingt unterzuordnen hatten
immer häufiger aber erlebte man in diesen zeiten
wie die menschen ihren verstand dafür gebrauchten
ihre emotionen in pseudowahrheiten zu verwandeln
lichtjahre entfernt von jeder nüchternen vernünftigkeit
ohne die ein gemeinwesen nicht existieren konnte
wenn aber ein mensch gar nicht erkannte
dass es sich bei seinen gefühlsanwandlungen
um eine vererbung eine prägung eine liebhaberei
eine marotte oder einen dachschaden handelte
wenn er folglich nicht verstehen konnte
dass seine emotionale privatsache
niemals eine forderung an alle sein durfte
so fehlte es diesem unvernünftigen menschen
an der voraussetzung fürs zusammenleben
und wenn sich solche emotional überladenen
dann auch noch brüsteten und aufrüsteten
so war das einerseits gewiss eine logische folge
ihrer abstrusen anschauungen und erwartungen
andererseits aber auch vollkommen unerträglich
youtube.com/watch?v=oZkAUp03HFw
pics & words: © paulson
kein schwein weit und breit
genoss eine solch grandiose aussicht
auf den stammsitz der hohenzollern
wie borsti der domestizierte keiler
vom hauserhof beim schloss lindich
dass er aber um einiges lieber
in seiner warmen suhle lag
als in die ferne zu schweifen
verstand sich von selbst
youtube.com/watch?v=dJzJnaTW5V8
pics & words: © paulson
wer nicht mit der seele
in verbindung stand
gefiel sich oftmals darin
deren existenz zu leugnen
denn er glaubte nur
an das sichtbare
die burg war diesen leuten
ein technisches bauwerk
im kontext der geschichte
auf dem seelischen auge
waren sie sozusagen blind
sah man sie nur mit dem gefühl
war man ebenfalls ein einäugiger
der schwierige begriff geist
bezeichnete wohl am besten
das dasein des menschen
in beiden dimensionen
burggespenster waren damit
ganz sicher nicht gemeint
www.youtube.com/watch?v=C6RXWXtwa84
pics & words: © paulson
Datenschutz und info music clips siehe burg 393
gegen die entzauberung des lebens
im zeitalter der rationalisierung
setzte der romantiker auf dem thron
mit der dritten burg
den mythos des mittelalters
unten im tal legten sie da bereits
die schienen für die eisenbahn
www.youtube.com/watch?v=QSad3zG-nSk
pics & words: © paulson
schon vor jahrhunderten
kamen wunderwillige seelensucher
als besucher auf die zweite burg
frühe abenteuertouristen
die aber vor allem anderen
habsburgische soldaten vorfanden
die bis zum beginnenden zerfall
dort oben die stellung hielten
angeblich blieben die österreicher
nach ihrem geordneten abzug
dann noch bis zur errichtung
der dritten burg als ruinengeister
erst das getöse der großbaustelle
hatte sie wohl endgültig vertrieben
Hinweis:
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Zudem hab ich alle Paulson-Beiträge von 2006 bis zum zum 20.2.20 (burg1) deaktiviert. Die Musik-Videos von burg 1- burg 392 werden im Laufe der nächsten Tage gelöscht.
Meine Fotos und Burggedanken wird es noch eine Zeitlang geben.
Vielen Dank für Deinen Besuch auf dieser Seite.
Paulson
www.youtube.com/watch?v=xyUqkOc5d6Ir
www.youtube.com/watch?v=kkq_X8jeqs4
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pics & words: © paulson
wer die menschliche dummheit unterschätzte
machte einen entscheidenden fehler
es gab sie allüberall
selbst auf diesem märchenberg
und bei den aus ihm entsprungenen
ein trost war dass der mensch
wenn er denn konnte und wollte
auch über das gegenteil verfügte
er hatte es gewiss schon bewiesen
pics & words: © paulson
mit ameisenfleiß erbauten architekten handwerker
und arbeiter das majestätische zollernschloss
zu einer zeit da es noch könige und vaterländer gab
und das kraftvoll anbrechende maschinenzeitalter
die menschen auf ganz neue weise beherrschte
zwei verheerende kriegskatastrophen
und noch eine industrielle revolution später
kamen die vom joch der herren befreiten
und bienenfleißigen globalisierten weltbürger
um sich im digitalen maschinenzeitalter
ein wenig seelentechnisch zu boostern
als er sich das so vorstellte
und dabei zu ihr hochschaute
fragte er sich ob ihnen denn
das romantische wesen
jemals auszutreiben war
er hielt es für denkbar
und stellte sich apparate vor
die das gehirn des sapiens
komplett umprogrammierten
und wieder neu aufspielten
die burg würden sie dann abreißen
um dort die statue des großen PYHAP
dem von maschinen errechneten
idealen weltführer zu errichten
der es im jahr 2031
als erster verstanden hatte
dass es nicht mehr darauf ankam
ob die menschen gleich und frei waren
nach PYHAP sollten sie alle und immer
ganz und gar glückselig sein
nichts mehr und nichts weniger
so strömten die vom lebenskampf befreiten
fortan nach oben zum geliebten götzendenkmal
und wenn sie nicht gestorben sind
dann lächeln sie noch heute
pics & words: © paulson
dass man sich halbwegs sinnvoll
über sie verständigen konnte
lag am gemeinsam erlernten
an formen begriffen fakten
und all den anderen
kategorien des verstehens
was aber nicht bedeutete
dass man auch dasselbe
darunter verstand
pics & words: © paulson
wer sie so schön stehen sieht
am himmelblauen sonnentag
kann sich kaum vorstellen
dass sie mit allem anderen
auf dieser großen kleinen erde
um eben diese sonne rast
in jedem moment des seins
mit vollkommen unfassbaren
30 kilometern in der sekunde
in einem pechschwarzen raum
den wir rätselwesen zu begreifen
gewiss nicht in der lage sind
ist das nicht märchenhaft
und gruselig zugleich
natürlich sind wir engel
was auch sonst
pics & words: © paulson
die vorstellungskraft
war eine grandiose sache
das freie fantasieren
gehörte unbedingt
zum menschsein
wer aber glaubte
ein urteil über etwas
abgeben zu müssen
der sollte sich zuvor
doch schlau machen
wenn er das nicht tat
so blieb seine einlassung
nichts als ein hinweis
aus dem reich der märchen
über die träumeburg
und die hohenzollern
kursierten deren unzählige
pics & words: © paulson
wer behauptete
sie sei so wie er sie sehe
der hatte natürlich recht
verkannte aber dass es im menschen
verschiedene arten des sehens gab
dieses einzuräumen
bildete den anfang jeder verständigung
pics & words: © paulson
es schien nicht ungefährlich
zu behaupten alles sei ein traum
der mensch das leben diese burg
weil es den alltag nicht leichter machte
jedenfalls nicht für jene
die nicht zu träumen wagten
für die anderen schon
pics & words: © paulson
es gab leute
die waren die vernunft in person
dass sie kein märchenschloss
in ihr sehen konnten
wunderte da nicht
ein wenig unvernunft
brauchte es schon
pics & words: © paulson
niemand hätte bestritten
dass ein nächtlicher traum
wunderliches erleben war
solches gab es zuweilen
auch im wachen zustand
wenn sie zum tagtraum bat
der ebenso ein rätsel blieb
wie die abenteuerreisen
des nachtschlafenden
pics & words: © paulson
in welcher verfassung man sie betrachtete
war von wesentlicher bedeutung
die inneren und äußeren wetterbedingungen
prägten die erfahrungen eines burgbesuchs
wie sonst hätte man verstehen sollen
dass jeder sie ganz verschieden sah
und anschließend über sie berichtete
natürlich galt das für jedes erleben
pics & words: © paulson
die von sachlichkeit beseelten verstanden nicht
die vom mythischen berauschten
und andersherum
da trafen an ein und demselben ort
zwei verschiedene welten aufeinander
pics & words: © paulson
wer nichts über sie wusste
machte aus dem schweigen der mauern
seine ganz eigene burggeschichte
pics & words: © paulson
es war die große gier der sapiens
die schönes und gutes geschaffen
aber letzten endes doch alles
zugrunde gerichtet hatte
diese art schien einen unerschöpflichen
vorrat an plänen wünschen und träumen
unter der stolzen brust zu tragen
nur eine stunde lang – wenn überhaupt
waren sie zufrieden mit dem erreichten
und hatten dann gleich wieder
das nächste ziel im visier
im kleinen wie im großen
jeder ohne ausnahme
an jedem neuen tag
dass ihr ungeheurer antrieb dahinter
eine stets vorhandene unrast und sorge
existenzieller natur gewesen sein könnte
hätten sie scherzend von sich gewiesen
auch der besuch einer schönen burg
am rande des alten mittelgebirges
war teil ihres umsetzungseifers
vielleicht ein kleiner feiner
märchenhaft verpackter
doch letztlich nichts anderes
als eine der zahllosen unternehmungen
dieser niemals zum frieden gekommenen
wundersam fremden erdenbewohnernart
pics & words: © paulson
viele sträubten sich gegen das konzept von s e e l e
doch war diese die alles bestimmende dimension
ihr ganzer lebensweg – eine einzige seelenreise
auch wer das bestritt wusste dass es stimmte
nur ärgerte er sich darüber
die begegnung des menschen mit der burg
bestand im grunde genommen darin
dass sich seine seele mit ihrer vereinigte
seine ganze geschichte mit ihrer
inklusive aller vorstellungen davon
welche kräfte da in ihnen walteten
entzog sich dem wissen der beseelten
wenn etwas derart unberechenbares
auf so unbekannte weise geschah
war ganz gewiss nicht vorhersehbar
was sich dabei ereignen würde
und dieses galt nicht nur hier
pics & words: © paulson
wenn man sich die absurden auswüchse
des heutigen materialismus anschaute
die monströsen luxuskreuzfahrtliner
die black fridays und cyber mondays
die modeschauen der haute couture
und wie sie alle hießen
diese hochfeste des spätkapitalismus
dann war doch so ein besuch
des weihnachtsmarktes auf der burg
noch ein recht bescheidener vorgang
wenngleich es im zweiten pandemie-jahr
nur ein winterzauberspektakel sein konnte
pics & words: © paulson
die lage und überschaubarkeit
einer solchen höhenburg
wirkte auf die menschen
aus vielerlei gründen magnetisch
wohl auch weil ihr besuch
das abenteuer einer rückkehr
in die zeit der vormoderne anbot
ohne entfremdung durch gleichschaltung
von sprache und geschlechterrollen
dies heute zu behaupten
war politisch inkorrekt
und einigermaßen explosiv
unbewusst aber war das alte
ein bedeutendes motiv
weshalb es sie so hinzog
in diesen mikrokosmos
eines künstlichen mittelalters
so brachte sie den seelen der besucher*innen
auch eine entlastung von der moral ihrer zeit
pics & words: © paulson
die im strom der zeit untergegangenen
sklaverei
kastratengesang
elfenbeinhandel
monarchien
und wie sie alle hießen
gab es leider auch heute
nicht nur auf alten aufnahmen
in antiquitätenläden
und als sehnsüchte einiger
die welt schien zwar besser denn je
wenngleich weit entfernt von gerecht
aber so mancher testosteronkrieger
verwandelte noch immer
sein tyrannen-gen in realpolitik
im großen wie im kleinen
die burg tangierte das wenig
sie war aus totem stein
und bot die perfekte illusion
einer friedlichen welt
pics & words: © paulson
die einen die herrscher
die anderen die beherrschten
das war nicht schön
das war nicht gerecht
aber so war die zeit
mit basisdemokratischen dialogen
konnte man in den dunklen zeiten
interessen nicht durchsetzen
es galt das recht des stärkeren
dass die herrschenden herrschaften
aus den tiefen des mittelalters
ausgerechnet von hier kamen
machte diese neue alte burg
zu etwas besonderem
wenngleich sich die jahrhunderte danach
auch nicht als viel humaner erwiesen
war die alte zeit doch besonders grausam
da konnte sie noch so schön glänzen
sie hatte ganz schön viel dreck am stecken
pics & words: © paulson
damals
als sie die särge friedrichs des großen
und seines vaters des soldatenkönigs
von der evangelischen christuskapelle
feierlich nach sanssouci verfrachteten
da wurde die hohenzollernburg
noch einmal für einen moment
ins politische bewusstsein gerückt
auf den schienen der deutschen bahn
hatte der langsamste zug der welt
ausnahmsweise einmal vorfahrt
und für die an der strecke
salutierenden royalisten germaniens
bedeutete dieses datum im jahr 1990
ein zweites begräbnis der monarchie
schon tags darauf herrschte aber wieder
ruhe im fleißigen teutschen land
pics & words: © paulson
atmemberaubend
wie sie den himmel über der kaiserburg
mit einem netz aus künstlichen wolken
minütlich immer noch dichter zuzogen
die stolzen interkontinentalflugkapitäne
mit ihrer freudig erregten inselfliegerfracht
war das nicht auch eine form von größenwahn
eine stratosphärische selbstüberschätzung
eine anmaßung fast schon komischen ausmaßes
dass sie dabei glaubten es sei ein menschenrecht
setzte dem ganzen noch die krone auf
so thronten sie rasend über allem
schon beinahe im kosmischen
während unten die arten starben
schneller als man sie zählen konnte
sorgen machten sie sich – wenn überhaupt
allenfalls um die teure eigene haut
sie nannten das lebensqualität
und die ganz kühnen nannten es freiheit
neulich stand irgendwo geschrieben
lieber gott
vergib ihnen nicht
denn sie wissen genau was sie tun
viele fanden das lustig
es hatte schon tausende von likes
pics & words: © paulson
burgenhaft
gefangenschaft
weggeschlossen
vor den artgenossen
verharren im warten
als zentrum von allem
endlich ganz bei sich
umströmet von zeit
pics & words: © paulson
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Hinweis 2: Gedanken und Songs haben in der Regel keinen inhaltlichen Zusammenhang.
sein talent für royale begeisterung
hielt sich einigermaßen in grenzen
so hätte er liebend gern gewusst
wer die vielen beteiligten waren
die dieses denkmal errichteten
von den steinbrucharbeitern
über die fahrer und lasttiere
die handwerker und handlanger
bis hin zu jenen die den reichtum
der bauherren erwirtschafteten
und durch harte arbeit absicherten
aber diese art von burggeschichte
wurde ihnen hier nicht erzählt
pics & words: © paulson
während die nachgeborenen
mit ihren filspantoffellatschen
durch die royalen räume rutschten
und sich geschichten anhörten
über die royalen verstorbenen
erkannte er sich und die anderen
bereits als die engel von morgen
eine dame sprach wie ein automat
ihre stimme verklang ganz langsam
als er in die jahrhunderte eintauchte
und in seinen fantasien verloren ging
dann war die burgführung beendet
und er hatte wieder einmal
so gut wie nichts mitbekommen
pics & words: © paulson
verglichen mit den schätzen
der hohenzollern-dynastie
wäre das schöne bauwerk
nur eine bescheidene burg
auf einem alten zeugenberg
der mittleren alb gewesen
vor sich hin bröselnd
im strom der zeit
hätte nicht hier die lange reise
des mächtigen herrscherhauses
ihren anfang genommen
pics & words: © paulson
immer war er sich bewusst gewesen
dass er das glück der geburt
in der richtigen zeit gehabt hatte
sonst hätte ihn der zufall
manche nannten ihn schicksal
in eine der vielen monarchien
oder diktaturen hineingesetzt
mit welchen sich abermillionen
von menschen herumzuplagen hatten
stand diese burg nicht auch als ein symbol
für fremdbestimmung und freiheitberaubung
für unterwerfung krieg elend leid und tod
für entmenschlichung und machtmissbrauch
für den totalen entzug elementarster rechte
wenn sie sie dennoch liebten
so hatte dies sehr mit ihren träumen
und ihrem ästhetischen empfinden zu tun
das weniger schöne interessierte sie nicht
in der ganzen fülle ihrer möglichkeiten
oder sie wollten es einfach nicht sehen
pics & words: © paulson
als er nach dem zweiten lockdown
den burgberg nach vielen monden
wieder einmal emporgestiegen war
leuchtete ihm das adelsgemäuer
in einem ganz anderen licht
er kam sich zwergenhaft vor
unter den bronze-titanen
verloren auf dem roten teppich
in den gängen und räumen
der königlichen herrschaften
befremdet angesichts dessen
was sie ihm dort vorführten
die größe und die bedeutung
der preußen hervorzuheben
einzig ein seifenblasen-artist
vermochte ihn und die kinder
an jenem tag im oktober
ein wenig zu verzaubern
etwas musste geschehen sein
mit ihr und ihm und der welt
nachdenklich verließ er den ort
und er fragte sich wie es denn nun
weitergehen sollte mit ihm und ihr
pics & words: © paulson
immer schneller drehte sich
das leben der menschen
eine nachricht jagte die andere
nicht mehr zu durchschauen
die flut an informationen
nichts mehr fertiggedacht
immer neues verbreitet
niemand hatte mehr
den blick auf das ganze
und während sie unten
mit worten und zeichen
nur so um sich schossen
stand sie auf dem berg
still und höhenentspannt
über dem datengeklingel
pics & words: © paulson
einer krone gleich
hatte der romantiker unter den preußenkönigen
den prachtbau auf den kalkkegel setzen lassen
die spitzen der türme zackig nach oben strebend
in die tiefen der schwäbischen himmel
dies erhabene bild ließ keine zweifel
an der bedeutung des ortes aufkommen
für die hohenzollern
war es ihr heiliger herkunftsberg
pics & words: © paulson
ob man sich nun platon wagner
den oldtimer-traktoren-club
hip-hop oder die burg reinzog
war im grunde fast egal
sie alle waren verzauberungsmittel
gegen die allgemeine entzauberung
in einer welt der einsen und nullen
und sonstiger errungenschaften
pics & words: © paulson
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Hinweis 2: Gedanken und Songs haben in der Regel keinen inhaltlichen Zusammenhang.
natürlich ging es auch hier um liebe
was denn sollte diese burg sein
wenn nicht ein akt der liebe
ein denkmal der schönheit
und dessen was menschen
in der lage waren zu erschaffen
es gab gar kein anderes thema
auf dieser welt als die Liebe
abgesehen von ihren gegenspielern
die allesamt sie alleine hervorbrachte
pics & words: © paulson
er schaute hoch zur wehenden preußenflagge
die anzeigte dass sich seine königliche hoheit
samt familie auf dem stammsitz befand
er sah ihn dort auf dem fahnenturm stehen
und hinaus ins weite land blicken
und er stellte sich vor
wie der thronfolger die welt betrachtete
und wie er sich fühlen musste
weil heute alle wie könige lebten
und prinzen der herzen sein konnten
dass sie frei waren und sein durften
was immer sie auch wollten
fand er absolut in ordnung
aber tief in in ihm drinnen
wohnte doch die gewissheit
der einzig wahre zu sein
pics & words: © paulson
weil der mensch nicht nur war
sondern auch wusste dass er war
und bald nicht mehr sein würde
machte er sich all diese gedanken
um leben sterben gott und die welt
deshalb liebte lachte und weinte er
deshalb war er immer am machen
verkämpfte sich für ein gutes leben
und ein kleines bisschen glücklichsein
so erschuf er auch märchenhaftes
in diesem dasein grausamschön
pics & words: © paulson
freilich – es mochte schon sein
dass der sapiens wissend war
aber klug war er gewiss nicht
denn stets fand er immer
noch ein neues geschäft
bei dem er umherlärmen
und den ruhesuchenden
auf die nerven gehen konnte
dabei brachte ihn das vorhandensein
seines absurden krachmaschinenparks
überhaupt erst auf die idee
für das jeweils nächste geschäft
für den einzelnen krachmachersapiens
war die maschinenpark-nutzung
stets ein feierlicher akt der selbsterhebung
aber der lärmende war gewiss nicht der einzige
dem dabei ein schauer über den rücken lief
so heilsam bei allem die schöne dort oben
und die stille welche sie nach unten sandte
während die maschinenpark-ranger
sich selbst und alle beschallten
und das idyll im tale verwüsteten
pics & words: © paulson
inzwischen hatte er durchaus gelernt
mit den maschinengeräuschen zu leben
immer war da gerade etwas in der luft
im konzert von zischen schleifen blasen
mähen sägen fräsen oder dem sagenhaften
beschleunigen der desperado-bikes und -boliden
diesem nur noch von kampf-jets zu toppenden
gänsehaut erzeugenden klangerlebnis
insgesamt war er problemlos in der lage
den diversen sounds etwas abzugewinnen
er ging sogar soweit zu sagen dass sie ihm
eine art wohlfühlatmosphäre erzeugten
gruselig fand er freilich das verstummen
der so vertrauten apparate-beschallung
einmal als es absolut still war
da fürchtete er sich augenblicklich
und wählte gleich die notrufnummer
sie meinten sie würden sich
seinen namen aufschreiben
das beruhigte ihn
noch viel mehr aber tröstete ihn
das bild der schönen in der höhe
welche nur wenige minuten später
von kondenzstreifenmustern reich verziehrt
wieder im wohligen maschinensturm stand
pics & words: © paulson
wer glaubte diesen prachtbau
als bloßen schein entlarvt zu haben
der verkannte die bedeutung des bildes
in der menschlichen vorstellungskraft
pics & words: © paulson
wenn man das künstliche
auf historischen grund baute
dann entstand ein doppelwesen
von dem man sagen konnte
dass es weder echt noch fake war
pics & words: © paulson
immer lebten sie in zwei welten
in jener des gesellschaftlichen realismus
und in jener des privaten wünschens
jeder von ihnen musste wenigstens
diese beiden in einklang bringen
der märchenbau war wie geschaffen
für das glauben hoffen und träumen
für die sehnsucht nach dem vorstellbaren
pics & words: © paulson
natürlich bestand der katalog
an sogenannten preußischen tugenden
nicht nur aus militärischen begriffen
oder aus pünklichkeit ordnung und fleiß
vernunft toleranz der sinn fürs schöne
gehörten dort ebenso mit hinein
wie fortschritt und verantwortung
das wollten viele nicht wissen
ein besuch auf der stammburg
und ein paar stunden lektüre
in politik und geschichte
hätte dabei helfen können
diese einseitigkeit zu beseitigen
aber dafür hatten die beschleunigten
weder zeit noch bereitschaft
man lebte ganz gut
in seiner glaubensblase
pics & words: © paulson
mit preußischer disziplin und gründlichkeit
ließen preußische bauherren und architekten
die burg von schwäbischen handwerkern
handlangern und arbeitstieren errichten
die ersten gaben die mittel
die zweiten und dritten wissen und erfahrung
die vierten und fünften muskelkraft und schweiß
pics & words: © paulson
manchmal spielte er mit der vorstellung
wie es wohl wäre
wenn man sie einfach sich selbst überließe
die tore schließen warten und zuschauen
wie der zahn der zeit an ihr nagt
und wie sich das gehören würde
in einer digitalisierten welt
alles mit kameras dokumentieren
in echtzeit für alle ins netz stellen
mit allen erdenklichen details
von außen innen oben und unten
mit zusätzlichen zeitraffersequenzen
die den verfall miterleben ließen
und nach wieder tausend jahren
so stellte er sich vor
würde ein grün überwucherter
zeugenberg der alb übrig sein
und der kreis wäre geschlossen
pics & words: © paulson
säbel orden und krawatten
waren nicht mehr so angesagt
heute gab es andere symbole
zur betonung von bedeutsamkeit
die männer der hohenzollern
so hörte man gelegentlich
trugen bei festlichen anlässen
noch immer ihre hausorden
das nannte man wohl tradition
aber es war doch von gestern
ob es letztlich ganz weg konnte
würde allein das morgen zeigen
pics & words: © paulson
mit dem anbrechen der moderne
stellten die alten herrschaften
den mythos mittelalterlicher ritterlichkeit
in die romantische landschaft der alb
damit die eigene größe nie vergehe
doch schon drei generationen
und zwei katastrophen später
war die herrlichkeit perdu
die postmodernen massen
erstürmten das märchengemäuer
zum zwecke der selbstentzückung
und die dynastie der hohenzollern
war im strom der zeit baden gegangen
pics & words: © paulson
natürlich spielte der zufall eine wichtige rolle
auf dem langen weg der hohenzollern
von der ersten bescheidenen burg
durch die deutsche geschichte nach oben
ein würfelspiel aber war das nicht gewesen
wenn man einen solchen aufstieg hinlegte
brauchte es ganz gewiss
einen nachhaltigen willen zur macht
und ein ausgesprochen feines gespür dafür
wann man die zügel etwas loslassen muss
pics & words: © paulson
sie symbolisierte den steilen aufstieg
eines grafengeschlechts
vom rande der schwäbischen alb
zu königen kaisern und großmacht
die welt wäre eine andere
wären sie grafen und zu hause
in schwaben geblieben
pics & words: © paulson
wer sich romantisch auf sie einließ
war bereit das andere auszublenden
doch hinter dem schönen bild
verbarg sich ein politischer kosmos
pics & words: © paulson
die herrschaft der verfügbarkeit
von allem und jedem zu jeder zeit
löste in ihnen ein großes verlangen
nach zwanglosen freiräumen aus
sie war ein ort
wo sich die seelen
zwecklos und spielerisch
tagträumend wiederfanden
pics & words: © paulson
während die bedeutungshungrigen
ihre spinnennetzartige datenkrake
in irrsinniger geschwindigkeit
über den gesamten erdball zogen
und alle menschen vollkommen
abhängig darin verwickelten
ragte die burg in analoger schönheit
aus der als bunte vielfalt verkauften
monotonen gleichmacherei heraus
erhaben und heilsam stand sie
im daten- und warensturm
der schönen neuen welt
pics & words: © paulson
wer ohne furcht ist
der springe da hinein
sagte der ängstliche
am rande des abgrunds
wer feige ist
der lasse das leben sein
meinte darauf der mutige
sie zögerten noch
waren aber drauf und dran
den sprung zu wagen
schluss mit dem unsinn
kam es von oben vom schönen
kommt hoch wir tanzen ne runde
lasset die sorgen jetzt sein
der walter stimmt schon die Laute
und der könig liegt schnarchend im wein
was zögert ihr noch
muss ich euch zweimal bestellen
wenn ihr lieber streitet und sterbet
dann tanz ich eben allein
schließlich sprang der eine
er fiel lautlos wie ein stein
der andere ging nach oben
tanzte trank und sang
bis in den morgen hinein
pics & words: © paulson
wie flaschengeister wuchsen die wolken
über der schönen ins preußischblau
was genau die aus der ersten burg
in die welt aufgestiegenen hohenzollern
den deutschen landen gebracht hatten
unter dem gesamthistorischen strich
da waren sich die geschichtsgelehrten
im befreiten land nicht so ganz einig
mit einer abschließenden antwort
war auch nicht mehr zu rechnen
die wusste allein der himmel
und der zog es vor zu schweigen
auch das himmlische kind
hätte man noch fragen können
aber das hatte die zeit wieder mal
über alle berge geschickt
pics & words: © paulson
dass die sprößlinge
aus dem kargen kalksteinkegel
später fürsten und feldherren
kurfürsten könige und kaiser wurden
war schon einigermaßen imposant
wenn sie dann aber zusätzlich
zu ihren regierungs- und kriegsgeschäften
sinfonien komponierten märchenburgen bauten
dichteten philosophierten und sogar flöteten
so machte das zumindest einige von ihnen
auch noch zu sinnlichen feingeistern
pics & words: © paulson
so ganz genau war ihm nicht klar
warum ihn der mythos einer burg
so viel mehr in den bann zog
als jener von technik konsum
und grenzenloser mobilität
vielleicht war es deshalb
weil er dem lauten tempo
der fortschrittsversprechungen
der sogenannten modernen zeit
schon lange nicht mehr
zu folgen bereit war
er suchte einen haltepunkt
im geschwindigkeitssog
des digitalen zeitalters
sie war ihm dieser punkt
stille und entschleunigung
in ihrer schönsten form
pics & words: © paulson
dass sie ein teil der natur waren
hatten sie längst verdrängt
viele hätten es gar geleugnet
dabei zeigten sie es in allen lebenslagen
nicht nur dort wo der kaiser zu fuß hinging
was sonst hätten sie auch sein sollen
die von muttertieren in die welt geworfenen
jäger und sammler von glücksmomenten
pics & words: © paulson
die eigentlichen großmächte im menschen
wohnten tief in seinem inneren
was nach außen verlautete
war selten das wahre
dieses hauste als wille zu selbstbehauptung
und selbststeigerung in ihnen
letztlich waren sie instinktwesen
pics & words: © paulson
es war die sehnsucht nach geheimnissen
die sie magisch und magnetisch
zur märchenhaften führte
sie wussten intuitiv
das leben war viel mehr
als das berechenbare
das helle und offenbare
ein tiefes meer von mehr
unter der oberfläche
lockte sirenengesang
deshalb kamen sie
pics & words: © paulson
burgen sind dafür bekannt
dass sie lieber schweigen
wenn sie plötzlich anfängen
aus ihrer geschichte zu plaudern
würde man sie höflich bitten
doch besser die klappe zu halten
so hat eben alles und jedes
seine ureigenste bestimmung
da kann sich die verquatschteste
unter ihnen noch so sehr aufregen
(welche das ist wird nicht verraten)
pics & words: © paulson
jedes große gefühl
war eine selbststeigerung
eine erhebung über das normale
ein highlight im dunkel der nacht
eine entzückungsspitze mit gänsehautgarantie
ein wenig abheben ein wenig schweben
ein kleines bisschen glücklichsein
deshalb rasten reisten und liefen sie
deshalb sprachen lasen und schrieben sie
deshalb sangen tanzten und liebten sie
was immer es war das sie taten
hauptsache es weinte in ihnen
im süßen wohligen sein
und so kamen sie auch
um hinaufzusteigen
zur himmlischen
pics & words: © paulson
die globale seuche hatte auch ihre vorteile
einer beträchtlichen anzahl an menschen
war ein böses trauma erspart geblieben
weil die häufigkeit von wohnungseinbrüchen
dank corona stark zurückgegangen war
selbiges konnte man auch für diebstähle
raubüberfälle und andere delikte sagen
ebenso kam es zu weniger verkehrsunfällen
der himmel war wieder blau statt gestreift
die tier- und pflanzenwelt entfaltete sich
wie letztmals vor dem dreißigjährigen krieg
familienmitglieder lernten sich
zum ersten mal so richtig kennen
vormals dauerpumpende muskelboys
schrumpften zurück auf normalmaß
so mancher schwerbeschäftigte
las seinen allerersten roman
und der verhinderte thronfolger
hatte monatelang die burganlage
als historischen abenteuerspielplatz
exklusiv für sich und die seinen
von ein paar handwerkern abgesehen
die endlich einmal ganz in ruhe
zu werke gehen konnten
pics & words: © paulson
auch dieses bauwerk war das ergebnis
mysteriöser vorgänge im menschen
so wie die ursprünge der ersten burg
diffus in der zeit verborgen lagen
so verhielt es sich auch
mit den motiven der sterblichen
wie sie durchaus nicht wussten
woher all die vielen worte kamen
kannten sie die tieferen quellen
ihres eigenen handelns nicht
dass sie dennoch beharrlich glaubten
zu wissen warum sie die dinge taten
machte alles nur noch unheimlicher
im grunde war das was sie da trieben
das ganze irdische menschengewusel
auf der wässrigen blauen kugel im all
eine gigantische und wundersame
abfolge von unbegreiflichkeiten
all ihre nöte wünsche und freuden
die errungenschaften und verfehlungen
alle gesellschaften und gemeinschaften
ihr ganzes streben schaffen und tun
so lebten sie ihr sonderliches dasein
zwischen woher wozu und wohin
in einem bizarren rätseltheater
und wie jedes einzelne erdenkind
waren auch jene von der burg
auf dieser bühne erschienen
und bald wieder verschwunden
pics & words: © paulson
die unermüdlich tüchtigen
ließen für ein paar stunden
die harte realität hinter sich
betraten ein fantasiegebilde
aus märchen und mythen
und kehrten dann weicher
gestimmt wieder heim
pics & words: © paulson
wenn sie zu ihr hoch stiegen
unternahmen sie ganz bewusst
den schritt zurück in die kindheit
sie wollten träumen und spielen
wenn sie um die türme gingen
in den gedanken verloren
wurden sie außen klein
und innen ganz groß
pics & words: © paulson
so zogen sie hinauf ins märchenhafte
und entkamen für eine kleine weile
den angeblich unverhandelbaren
realitäten der gegenwart
pics & words: © paulson / music: youtube artists
die menschen waren nicht zornig
weil die herren dieser burg
ihre vorfahren beherrscht hatten
der schöne anblick stimmte sie milde
so wie die fast unbegrenzte freiheit
die sie seit generationen genossen
so nahmen sie sie im sturm
– aber mit den herzen –
den von der zeit geheilten
pics & words: © paulson
dass sich der entmachtete thronfolger
noch immer mit königliche hoheit ansprechen ließ
war wohl mehr selbstironischer theaterzauber
jedenfalls blieb das zu hoffen
andererseits und angesichts dessen
was er hätte sein können…
pics & words: © paulson
jeder baute sie auf eine andere weise
in seine eigene welt ein
fast alle wussten dass sie nur spielten
zum glück
pics & words: © paulson
als die menschen so frei waren wie nie
sehnten sich manche zurück in eine welt
die alles andere war als frei
einzelne behaupteten allen ernstes
diese welt habe niemals aufgehört zu sein
dies zu sagen schien mehr als verwegen
aber der wahn war teil ihrer freiheit
genau wie die toleranz die ihn ertrug
so menschelte es pausenlos unten im tal
während sie gelassen über ihnen thronte
pics & words: © paulson
es gab zeiten unter der burg
da geschahen grauenvolle dinge
damals während der gewaltherrschaft
entmenschlichter deutscher männer
die das ganze land und halb europa
mit ihrem schrecken überzogen
und auch entlang des albtraufs
wehrlose zu tode gequält hatten
so gefühlskalt und unbarmherzig
gingen die herrenhenker zu werke
dass den gepeinigten die tränen froren
weil ihnen in pausenloser todesangst
keine zeit mehr zum weinen blieb
dass die täter dann am ende
auch noch die listen mit den namen
der ermordeten verschwinden ließen
zeigte das ganze ausmaß ihrer niedrigkeit
nach dem ende des staatlichen terrors
sorgten dann die alliierten befreier dafür
dass die opfer ihre würde zurück bekamen
als es um die schuldfrage ging war es wie immer
einige stellten sich der verantwortung
andere wollten nichts gewusst und gesehen haben
und der große rest schwieg und verdrängte
inzwischen war viel gras und wald darüber gewachsen
und der kz-friedhof lag verborgen neben der schnellstraße
naturgemäß wollte sich nicht jeder
mit diesem kapitel von heimatkunde befassen
wer aber wissen wollte welche herzzerreißenden tragödien
sich da tausendfach am fuße der burg zugetragen hatten
konnte das dank der arbeit einer gruppe von menschen tun
die unverdrossen gegen das vergessen ankämpften
jene die keine scham empfanden fragten
warum nicht einfach vergessen?
die antwort
es ist noch immer derselbe mensch
pics & words: © paulson
die verklärung von macht männlichkeit und militär
führte letztlich in die katastrophe der weltkriege
sie spielte darin keine rolle
im gegensatz zu ihren erbauern
pics & words: © paulson
die vollendung der neuen alten burg
fiel mitten hinein in den freudentaumel
des gegen den erzfeind errungenen sieges
dazu passte dass man ihre schokoladenseite
gen westen ausgerichtet hatte
pics & words: © paulson
den auftraggebern der burg war die romantik
nicht gerade in die wiege gelegt worden
so handelte es sich beim mittelalterlichen nachbau
wohl eher um ein symbol von herkunft und macht
verträumtheit war im maschinenzeitalter
ohnehin nicht das allererste erfordernis
pics & words: © paulson
auch in der eisenharten politik der preußen
musste es einen romantischen zug gegeben haben
sonst hätten sie dieses bauwerk nicht hervorgebracht
pics & words: © paulson
während die postmoderne
arbeits- und dingegesellschaft
produkte in die welt warf
als gäbe es kein morgen
entfloh man der konsumkälte
durch einen ritt auf die burg
die man zu etwas machte
das sie natürlich nicht war
mit ein wenig wärme im bauch
kam man wieder runter vom berg
zurück ins perfekt durchglobalisierte
alle umwelt verwüstende räderwerk
pics & words: © paulson
menschen waren unfassbar kreativ
was sie nicht alles bauten und machten
und gemeinsam zustande brachten
sie waren einfach großartig
lebenskünstler allesamt
als spezies aber würden sie bald
lustvoll untergegangen sein
wie ein herrschergeschlecht
das zu schnell gewachsen war
über seine verhältnisse gelebt
und schließlich abgedankt hatte
pics & words: © paulson
im romantischen erlaubten sie sich
pathetisch zu sein
was wenn nicht die schöne burg
auf dem berg vor der blauen wand
hätte sich besser dafür geeignet
so kamen sahen und schwärmten sie
wovon – das wussten sie nicht wirklich
aber etwas in ihnen jubelte
pics & words: © paulson
so wie das märchenhafte abbild des alten
die träumemenschen nach oben zog
so gab es nahezu unzählige ziele
für die nach glück strebenden sapiens
die auf dem planeten sinnlos gestrandeten
schufen und suchten pausenlos
bedeutungen beachtung gemeinschaft
auch das weltumspannende wundernetz
versammelte die nebulös umherirrenden
an allen denkbaren und undenkbaren orten
die schrägen rebellen
die abstrusen theoretiker
die absurden selbstdarsteller
die monströsen volksverführer
die burggedankenromantiker
und all die anderen gestalten
diese mehr oder weniger harmlosen
digitalen jahrmarktständebetreiber
und ihre nach inhalten suchenden
durchs labyrinth streifenden follower
ob sie nun burgen oder begriffe bauten
ein ganzes volk oder ideen beherrschten
immer waren sie könige und getrieben
von einem gewaltigen kosmischen willen
und der sehnsucht nach liebe und sinn
und immer gab es solche
die schönes hervorbrachten
aber auch jene
die dieses nicht ertrugen
und stets danach trachteten
es wieder kaputt zu machen
mitunter waren es ein und dieselben
und auch wenn sie lächelten
sich dabei entspannten
ihr dasein genossen
so blieben sie doch stets
die unstillbar durstenden
in die welt geworfenen
unermüdlich suchenden
pics & words: © paulson
müde stand er am fenster
sein auge suchte sie
blieb am trauf hängen
suchte noch einmal
es war ein klarer tag
sie war nicht mehr da
im netz war ihre seite gelöscht
auf dem rathaus meinte eine frau
sie wisse nichts von einer burg
er rief die polizei an
gegen mittag kamen sie ihn holen
pics & words: © paulson
er hätte ihr gerne noch gesagt
dass er schließlich nicht der allmächtige sei
aber da war sie mit den nerven schon durch
und im grunde genommen gar nicht mehr da
pics & words: © paulson
in den wochen vor ihrem abtransport
hatte sie sich geweigert mit ihm zu sprechen
und weil er sie einmal schmollerburg genannt hatte
drehte sie das, was noch von ihr geblieben war
augenblicklich auf die seite wenn sie ihn kommen sah
pics & words: © paulson
hinter den romantischen gemäuern
spürten sie wieder eine lebendigkeit
die man ihnen ausgetrieben hatte
jenseits der logik der algorithmen
suchten die digitalen eingeborenen
instinktiv nach dem unberechenbaren
pics & words: © paulson
da war diese stimme vom berg
die schönes versprach
so zog es sie hinauf
ohne dass sie wussten
wie ihnen geschehen würde
wenn sie hinter den mauern verschwanden
pics & words: © paulson
vermeintlich unsterblich stand sie da
während sie kamen und gingen
aber natürlich täuschte der eindruck
pics & words: © paulson
die sicherheit einer burg
konnte zugleich ein gefängnis sein
pics & words: © paulson
mit ästhetischer würde
strahlte sie silbern
hinaus in den tag
den menschen im tal
gab sie das gefühl
dass es ein guter war
pics & words: © paulson
als eine insel von beständigkeit
stand sie im fluss der vergänglichkeit
pics & words: © paulson
wer nach märchen suchte
war hier am goldenen ort
der durfte sie tanzend umkreisen
frei schwebend und selig bereisen
auf herrlichen wegen und pfaden
den erträumten und den realen
da sie schön über ihm thronte
ihn mit ihrem zauber belohnte
er hatte nach märchen gesucht
und war hier am goldenen ort
pics & words: © paulson
natürlich war sie nicht nur erhaben und schön
das machte sie ja erst besonders
pics & words: © paulson
sie erzählte eine geschichte
die sie mit dem herzen verstanden
pics & words: © paulson
als er dem sänger mit der hohen stimme lauschte
stellte er sich ritter in einer karawane vor
die auf dem weg zur schlacht waren
und deren seelen als heulende wölfe erklangen
pics & words: © paulson
burgbau war eine sicherheitsvorkehrung
vor den zeiten der vollkaskomentalität
pics & words: © paulson
sie kamen mit einer gestimmtheit
in den mauern erklang dann
eine musik die sie mitnahmen
und in sich trugen für lange zeit
pics & words: © paulson
was sich da zwischen den türmen abspielte
war eine harmlose form von realitätsflucht
ein wenig geschichte
ein wenig königshaus
ein wenig feudales geglitzer
die meisten der burgbesucher
wünschten sich ganz gewiss
kein deutsches reich zurück
sie wollten nur schauen
spüren und träumen
und gast im erhabenen sein
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pics & words: © paulson
irgendwo zwischen tag und traum
besuchten und durchwandelten sie
diesen malerischen mikrokosmos
was sie am ende mitnahmen
hing wesentlich davon ab
ob sie mehr der aufklärung
oder der verklärung anhingen
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sie war beides
schwindel und wahrheit zugleich
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im großen weltenspiel
von anziehung und abstoßung
wurden sie von rätselhaften
in ihnen verborgenen kräften
gewaltig zu ihr hingezogen
was sich da tief in ihnen abspielte
kam einer chemischen reaktion gleich
dass sie dabei auch noch an liebe dachten
steigerte die wonne zum seelenfeuerwerk
sie waren menschen und tiere zugleich
aber viel mehr noch schienen sie
endlos suchende traumgestalten
an den fäden fremder mächte zu sein
dass keiner von ihnen wusste
welche hand die fäden führte
war die erhöhung zum mysterium
und die quelle aller demut
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am morgen nach dem großen schnee
stand sie malerisch im lichterfüllten tag
die menschen knieten nieder und weinten
glücklich und dankbar am leben zu sein
sie nahm das nicht allzu persönlich
schließlich kannte sie ihre pappenheimer
was aber nicht hieß dass sie es nicht genoss
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die vorstellung von burg hatte sich verändert
blutige heldengeschichten waren so out
wie krawatten suvs und primitive feindbilder
das neue war anders – so viel war sicher
ob es auch auf dauer besser war
würde die zukunft erweisen
denn eines änderte sich nie
immer waren sterbliche am werk
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natürlich war der verklärte blick
auf diese ritterburg ein glaube
so wie vertrauen ein glaube war
und jede vorstellung und erwartung
im umgang mit der welt und miteinander
hätte man sie nur mit der empirischen
und analytischen vernunft betrachtet
es hätte nicht einmal ihren bauplan
geschweige denn sie selbst gegeben
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auch den inselreisenden
waren in der seuchenzeit
die klaren blauen himmel
angenehm aufgefallen
noch durfte man sich daran erfreuen
bald würde es aber wieder losgehen
mit den sonnenräuberinselfliegern
und den expressiven exkrementen
die sie ins firmament schmieren
viel wilder noch als zuvor
es gab einiges nachzuholen
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wie ein riesenhafter stern
strahlte die fahne der preußen
zwischen den dunklen türmen
hinaus ins stille zollernland
es war in den winterwochen
der zwangsläufigen verinselung
als er hinaufschaute und glaubte
eine kleine gestalt wahrzunehmen
die sich von zeit zu zeit bewegte
dann schärfte sich sein blick
auf wundersame weise
und erzeugte ein bild
von unwirklicher klarheit
übergroß und zum greifen nah
stand dort ein gealterter prinz
mit ernstem gesicht und einem
glas schweren dunklen weines
an einem der vielen fenster
inmitten des in rot getauchten
mittelalterlichen prachtgemäuers
zum ersten mal überhaupt
war er mutterseelenallein
im nächtlichen palast
auf dem monte solaris
und zum allerersten mal
wurde ihm wirklich bewusst
wer er denn eigentlich war
und was er hätte sein können
wenn alles ein wenig später
oder anders gekommen wäre
und jener der emporschaute
ihn dort so stehen sah
und in ihn hineinblickte
stand seinerseits am fenster
grüßte hinauf zum einsamen
mit einem glas vom roten
mit ebenso ernstem gesicht
denn auch er sah nun erst
was er hätte sein können
was er hätte werden sollen
unter den anderen umständen
wenn alles anders geworden
oder wenn er ein wenig früher
auf diese welt gekommen wäre
dann
vollkommen unvermittelt
gerade als er im begriff war
den anderen anzusprechen
löschte jemand die beleuchtung
und sie verschwand in der nacht
der prinz aber stand noch
eine weile dort am fenster
und träumte gedankenverloren
hinunter auf die goldenen lichter
der kleinen schwäbischen stadt
dann erhob er sich schließlich
und ging durch den großen saal
seine schritte hallten noch nach
als er bereits verschwunden war
es war der 24.12.2020
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getrieben von uralten wünschen
stürmten die romantischen
zur adventszeit nach oben
damit das schöne sie ergreife
ein wenig innehalten
ein wenig träumen
ein wenig zauber
im jahr der seuche aber
blieben die tore geschlossen
da standen sie länger noch
da schauten sie sehnender noch
und hofften auf bessere zeiten
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am ersten tag des dezembers
gleich nach der geisterstunde
kam der neue winter bebend
aus dem zollerngraben herauf
und rumpelte die schlafenden
aus den süßen traumlanden
er hatte das grummeln
schon wahrgenommen
bevor das schütteln kam
sein hölzerner adventsstern
vom regal herunterstürzte
und sich einen zacken brach
auch der schönen der nacht
war einmal vor vielen jahren
bei einem solchen geschehen
einer aus der corona gebrochen
er schaute hinüber zur lady in red
da sein herz sich wieder beruhigte
alles war gut
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es gab da eine sehnsucht
nach den alten tagen
als männer noch männer
die welt noch ungerechter
ehre stolz und krieg
noch werte waren
die den menschen
gänsehaut machten
zugegeben hätten sie das nie
konnten sie auch gar nicht
ahnten es ja nicht einmal
so gut erzogen waren sie
erfreulicherweise
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er erhöhte und verklärte sie
das war ihm wohl bewusst
aber hatte nicht jeder seinen mythos
die halbe menschheit glaubte doch
an ein göttliches wesen im himmel
an teufel engel und paradies
und fast alle hielten sie den sterblichen
also keinen geringeren als sich selber
für die krone der schöpfung
unzählig die geschichten und bilder
die sie zu allen zeiten erfanden
immens das verherrlichungspotenzial
unerschöpflich die einbildungskraft
alles erdenkliche wurde da angebetet
geister hexen autokraten
jede art von automaten
begehrenswerte sapiens
solche mit sehr viel potenz
ideen märchen und saphire
gärten ufos schmusetiere
dinge künste und die liebe
orte worte ballgeschiebe
körper lüste männerbrüste
schreine weine leberwürste
schräges und geheimes
großes und ganz kleines
wer wollte konnte es hören
das seelendröhnen so gewaltig
im gewimmel der milliarden
der mythos
war viel größer als der mensch
und das war gut so
was hätten sie auch tun sollen
in der langen träumezeit
bis zum wiederverschwinden
und so spielte und fabulierte er
halt eine weile mit der burg
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schön stand sie da
in der anbrechenden
schönen neuen welt
der technisierten zeit
was sie wohl sein würde
für die auf virtuellen schienen
laufenden neuen menschen
er hielt es für denkbar
dass sie sich auch dann noch
persönlich nach oben begaben
trotz alledem
pics & words: © paulson / music: youtube artists