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Weihnachtsbotschaften…


…sind ja in der Regel päpstliche oder präsidiale Angelegenheiten. Ich habe keine vor…aber die Tatsache dass eben Weihnachten ist macht es auch nicht ganz ausgeschlossen, dass letztlich doch eine dabei herauskommt…

Ich bin ja ein Es-kann-schon-sein-dass-es-Gott-gibt-aber-ich-glaube-es-eher-nicht-Mensch. Man nennt uns auch Agnostiker.  Das klingt wie eine Krankheit, und ist vielleicht sogar eine. Wir zweifeln und verzweifeln an Dingen, die andere für erwiesen halten, die es aber wahrscheinlich nur im Kopf dieser „Kreationisten“ gibt.

Als Kind hatte ich durchaus sowas wie einen Glauben, war Ministrant und habe in der Kirche gesungen, so intensiv wohl, dass den schwarzgekleideten älteren Damen glatt die Tränen kamen. Mitunter war ich so sehr von meiner eigenen Stimme verzaubert – es war natürlich in erster Linie die phantastische Akustik in der Kirche – dass ich mir dabei wie zwei vorkam – der, der sang, und jener, der ergriffen zuhörte. Und natürlich war ein Gott in solch feierlichen Momenten ganz gewiss nicht auszuschließen… schon eher ziemlich sicher vorhanden. Später haben mich dann das bunte Leben, ein ziemlich düsterer Pfarrer und ein giftzwergiger Messner vom Glaubenspfad wieder abgebracht. Das Leben im damaligen Hier-und-Jetzt war voll und reizvoll, warum sollte man da für ein Leben nach dem Tod Verzicht üben? Gottesdienste und Religionsunterricht liefen in den immer gleichen stereoptypen Bahnen…ich hab die Bibel nie wirklich verstanden angesichts der litaneiartigen Gebetsrituale. Einmal wurde mir bei einer Beerdigung als Ministrant vom Weihrauch schlecht, da wäre ich beinahe ins Grab gekippt, hätte mich nicht ein entschlossener Trauergast in den Dreckhaufen gerettet. Anschließend machte mich unser Pfarrer zur Schnecke statt sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Als Revanche warf ich damals ein buntes Kirchenfenster ein – und der im Schneeball versteckte Stein verfehlte dabei den Messner nur knapp – was mir einen Polizeibesuch und einen freiwilligen Rückzug von der Kirchenkarriere einbrachte. Meine Familie bestand seit Generationen aus arbeiterbewegten Ungläubigen, so dass meine Entscheidung auch von daher keine Korrektur erfuhr. Ich blieb Gottesdiensten von da an fern und suchte Kirchen nur noch gelegentlich als Baudenkmäler und Rückzugsräume auf. Es dauerte dann noch 30 Jahre, bis ich schließlich aus der katholischen Kirche austrat. Der Trubel um unseren Papst und die Beibehaltung der alten Doktrinen – die einen aufgeklärten Menschen zu Tränen treiben müssen – gaben mir schließlich den Rest.

Richtig schön waren die Weihnachtsfeste in der Zeit als unsere Mädchen noch kleiner waren. Heute ist der Jahreswechsel für mich eine wunderbare Zeit der Besinnung, ein Daheimsein und Innehalten, und damit der äußerste Gegensatz zum sommerlichen Unterwegssein.

Es tut gut, wenn Menschen an einen denken, etwas schenken, einen Brief oder eine E-mail schicken. Auch selber schenken und schreiben ist schön. Allerdings ist so gesehen für mich das ganze Jahr Weihnachten. Ich versuche das ganze Jahr achtsam mit den Menschen umzugehen, die mir wichtig sind. Und ich hoffe, dass mir das auch gelingt.

Wobei achtsam nicht für jeden dasselbe bedeutet. Manche Menschen mögen nicht über vermeintlich unangenehme Dinge reden. Bei mir ist das anders. Begegnungen zwischen Menschen, die einander mögen, sind für mich Situationen, in denen eben auch gerade jene Dinge zur Sprache kommen, die alles andere als Dinge sind: Gefühle, Erwartungen, Versäumnisse, Ängste, Enttäuschungen. Klar, eine Freundschaft braucht in erster Linie Vertrauen, Humor, Leichtigkeit. Aber wenn es dabei alleine bleibt, dann fehlt etwas sehr Wichtiges. Die schwierigen und dunkleren Themen gehören ebenso zu einer Freundschaft wie das gemeinsame Lachen. Weil das Leben beides hat: Licht und Schatten. Manche bauen ihr Haus des Lebens in sicherem Abstand zum Abgrund der eigenen Seele. Aber gerade das Abgründige im Menschen ist mir mit das Spannendste. Nun, jedem das seinige…

Im Regen durch den Wald zu gehen macht wohl auch nicht allen Menschen Spaß. Der Spaziergang heute war aber besonders schön. Die Nässe trommelte auf meine Kapuze und war sehr erfrischend. Schnee wäre noch schöner gewesen. Am liebsten geh ich bei Schnee. So wie in meinem Song „Walking“, wo ein Mann durch einen brennenden Winterwald geht, tief in sich versunken, gefangen im seelischen Irrgarten einer großen Liebe, die ihn nicht mehr loslässt. Schließlich geht er im eigenen inneren Labyrinth verloren und es bleiben letztlich nur noch seine Spuren im Winterwald übrig…

Nach so viel Text ist nun der Moment gekommen wo nur noch der engste Kreis von Paulson-Sypathisanten beisammen ist. Ich begrüße Euch nochmal ganz speziell und möchte Euch nun was anvertrauen, das mich doch einige Tage lang beschäftigt hat. Zuerst hat es mich sehr geärgert, aber dann fand ich es doch ziemlich interessant:

In der letzten Woche erschien eine Besprechung von „swabian skies“ in der hiesigen Zeitung, geschrieben von einer jungen Pressefrau, die durchaus des Schreibens mächtig ist. Für die Verhältnisse im Zollernalbkreis war das aber eine ziemlich kritische Besprechung. Und ich war ihr Ziel. Für mich war sie schlichtweg grob und verletzend. Warum?

Nun, vor nicht einmal zwei Jahren, hatte dieselbe Person in einer Rezension mein Album „Come to the Island“ noch recht gut gefunden, um es mal bescheiden zu sagen. Diesmal aber schreibt sie, die Songs seien „irgendwo zwischen Kitsch und Träumerei“ angesiedelt. Sie nennt mich einfach „Lehrer Ernst Buntz“, und gar nur „Buntz“ statt Paulson, und meint, ich würde mich auf dem Album meines seelischen Ballasts entledigen. Das ist bewusst grob und will verletzen. Gleichzeitig ist die Besprechung insgesamt seltsam widersprüchlich, und einzelne positive Passagen wollen gar nicht zur sonstigen schlechtgelaunten Wortwahl passen. Als Krönung unterstellt die junge Dame mir auch noch, ich hätte mich bei einem Hit einer bekannten Band (die ich noch nicht mal gut finde…The Corrs) bedient.  Tatsächlich kommen die Worte „What can I do to make you love me?/What can I do to make you care?” im Hit der Corrs vor. Aber es sind Allerweltsätze, und ganz gewiss nicht geklaut…. sie werden wohl tausendfach gesagt und geschrieben, jeden neuenTag. Wenn ich eines ganz gewiss nicht nötig habe, dann von anderen abzuschreiben. Ich schreibe viel mehr als ich je in Songs verwenden kann. Und wenn ich es nötig hätte, dann würde ich mir garantiert originellere Stellen aussuchen, zum Beispiel so einen Satz wie den: „Do not choose a coward explanation“ (Leonard Cohen). Damit könnte man äußerst gut ein Lied für eine ganz bestimmte Person beginnen… Aber den würde ich auch dann nur als ausgewiesenes Zitat verwenden. Wie schräg muss jemand drauf sein, um einem sowas Schlichtes zu unterstellen! Wenn man die Probe auf´s Exempel machte, so würde man wohl fast jede Phrase von meiner CD im Internet finden. Dass viele Menschen was Gleiches oder Ähnliches irgendwann aufgeschrieben haben bedeutet aber doch nicht, dass man es abgeschrieben hat. Absurd und verletzend. Zudem sind wir natürlich alle Produkte unserer Kultur und der Auseinandersetzung mit ihrer Sprache, ihren Ideen. Kein Mensch erfindet wohl mehr etwas grundlegend Neues. Und die Corrs mit ihren  Liebesgeschichten ganz gewiss auch nicht. Eigentlich zu offensichtlich um sich überhaupt damit zu beschäftigen…

Natürlich frage ich mich, wie es zu dem Text und dieser wahrhaft oberlehrerhaften journalistischen Rotstiftwatschen kommen konnte… zu dem Unterschied in nur 18 Monaten. Und die Antwort ist eigentlich recht offensichtlich: Da ich mich nicht wesentlich verändert habe, muss sich irgendwas in dieser Person verändert haben, oder sie wird von oszillierenden Launen heimgesucht. Das wäre mir eigentlich egal – es gibt sonst bislang ausschließlich positive bis überschwängliche Reaktionen auf die „skies“ – aber dadurch, dass ich hier der „Geschädigte“ bin, und grundsätzlich in solchen Dingen auch durchaus neugierig, habe ich doch ziemlich intensiv über die Motive dieser Dame nachgedacht. Meine vordergründige Erklärung ist, dass ich sie bei einem Konzert kurz nach ihrer letzten positiven Besprechung der „island“-CD nicht gleich erkannte und sie das verletzt hat. Vielleicht hat sie aber auch noch eine paar Rechnungen mit Lehrern offen, wie so viele Menschen, die ihre eigenen Seelenballast gerne auf die Standardsündenböcke Politiker, Lehrer oder Banker, oder einfach auf den Nächstbesten abladen. Vielleicht kam ich ihr ja gerade recht.

Der Grund wird aber wohl doch viel komplexer sein. Wer so verletzen muss, wird wohl selber innerlich bluten. Es bleiben letztlich zwei Fragen: Was wollte sie mir sagen? Und: Was sagt dieser Bericht über sie selbst?

Dass man auch mal eine nicht so wohlwollende Kritik erhält ist prinzipiell o.k., aber das hier hat, wie wir im Schwäbischen sagen, oifach a seltsams Gschmäckle.

Nun, jetzt wo ich Euch das aufgeschrieben habe, muss ich sagen… eigentlich ist es zum Schmunzeln. Ich werde also mit buddhistischer Heiterkeit damit umgehen, und jetzt auch gerade jener jungen Frau ein gutes und gesundes neues Jahr wünschen, so wie allen anderen:

Den Weihnachtsmuffeln und den Christbaumfreaks, den Weintrinkern ebenso wie den Bier- und den Teetrinkern, den Schaffern und den Müßiggängern, den Vernünftigen und den Träumern, den Demütigen und den Ungnädigen, den Ungläubigen und den Gottesgläubigen, den Daheimgebliebenen ebenso wie den Inselflüchtigen, den Alleinsamen wie den Gemeinsamen, den Mitteilsamen und den Schweigsamen, den Ewigmorgigen und den Lebenskünstlern, den Wurzel- und den Flügelwesen, den Unbequemen und den Schmeichelbären, den Grenzgängern und den Feiglingen, den Beliebten und den Unbequemen…

Wir sind ja von allem ein wenig…und von manchem ein wenig mehr. An dieser Stelle sollte gleich ein zwinkernder Smilie erscheinen, ich hoffe er tut es auch…

😉

In diesem Sinne…

Paulson


Der Ort der Liebe


Meine lieben Seelenschwestern und  Seelenbrüder,


Nach einem seeeehr schönen Konzert in der Balinger Zehntscheuer mit special guest Andy Schoy ist die nächste Station der Skies-Tour das Hechinger Fecker.
An keinem Ort hab ich öfter gespielt, ich glaube es ist das elfte Mal. Ich freu mich sehr da drauf. Auf die intensive Atmosphäre im legendären Gasthaus mit Sofa, Kachelofen, Theke und Mini-Bühne. Musik zum Anfassen…

Vieles geht mir im Kopf herum in diesen Tagen. Ein paar Dinge – die mal wieder keine Dinge sind – möchte ich hier aufschreiben.

Ich bin sehr viel draußen, laufe durch die Gegend, sitze an meinem Lieblingsort in der Sonne und lese, denke, schreibe, schaue, staune…. Staunen tu ich nach wie vor am meisten darüber, wie wenig wir Menschen doch wahrnehmen, dass wir Teil eines großen Ganzen sind, das wir Kosmos nennen. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig groß angelegt…aber ist es nicht so? Kommen wir nicht aus dem großen Granzen…in das wir dann am Ende unseres Lebens wieder heimkehren? Sind wir denn etwas anderes als all die anderen Lebewesen auf diesem Planeten, Tiere wie Pflanzen? Ich kann nicht so recht sehen, ehrlich gesagt, was uns erheben sollte über all die anderen Wunder dieser Welt?? Gut, wir sind vielleicht besonders klug, sind uns unseres Lebens bewusst, und wir wissen auch, dass dies Leben endlich ist. Gibt uns dies aber das Recht, den Planeten zu planieren, zu betonieren, Tiere massenweise zu töten? Dass wir unsere eigene Lebensgrundlage vernichten ist für mich nicht das Hauptargument etwas zu ändern. Das finde ich schlichtweg dumm – so gewalttätig und dumm wie der Mensch ist kein anderes Lebewesen… Nein, ich  finde, wir sollten eine andere Begründung finden, als immer nur unseren eigenen Vorteil. Wie wär es damit: „Die Würde aller Lebewesen ist unantastbar“. Würden wir dieses Grundrecht  auf alles Leben erweitern, so hätten wir natürlich ein bis drei Problemchen. Ich will es auch nicht zu weit treiben. Aber einfach mal so angedacht: Warum sollte eigentlich nur das menschliche Leben heilig sein?

In unserer unersättlichen Gier nach immer mehr Geld, Eigentum, Grundbesitz und Spaß sind uns die anderen Menschen und unserer Planet egal. Ich denke schon, dass man es so hart sagen muss. Was wir hier auf Erden veranstalten können wir niemals im Himmel wieder gutmachen.

Dabei gibt es doch Glaube, Liebe, Hoffnung, Verfassungen…es gibt doch Werte, und die Menschen haben doch genug Informationen bekommen, dass sie wissen müssten, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Aber es geht immer noch extremer weiter. Immer noch mehr Menschen schaffen immer noch mehr Wachstum, produzieren immer noch mehr Dinge, von denen wir das Wenigste wirklich brauchen. Und der Preis für dieses andauernde Wachstum sind Umweltzerstörung, Leistungsdruck, Beziehungslosigkeit. Warum spricht eigentlich niemand darüber? Wenn ich Fernsehdiskussionen mit Politikern sehe, geht es eigentlich nie um die wichtigen Dinge. Immer nur geht es darum, wie wir es schaffen können, wieder aus der Depression zu kommen, der wirtschaftlichen natürlich…dass wir langsam alle in eine ganz andere Depression hineingeraten…in eine ökologische Überlebenskrise einerseits, und in eine seelische Sinnkrise andererseits, das scheint keinen zu interessieren. Das gute Leben scheint immer nur im materiellen Sinne gemeint zu sein. Gut, hier schreibt einer, der einen sicheren Beruf hat, da hat man leicht reden. Das stimmt schon. Ich bin sehr froh darüber, dass das so ist. Aber ich finde, dass wir grundsätzlich falsch leben, weil wir materielle Werte und Sekundärtugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit und Leistung in den Vordergrund rücken und echte Werte wie Verantwortung, Gerechtigkeit oder Mitgefühl nur selten praktizieren.

Das gilt für die Schule ebenso wie für die Arbeitswelt. So langsam scheint unsere Realität ein einziger Überlebenskampf zu sein. Und jetzt drängen auch noch 1000 indische Ingenieure am Tag auf den Weltmarkt…. Unsere Vormachtstellung ist gefährdet, wir werden noch härter arbeiten müssen! Heute scheiden doppelt so viele Menschen wegen psychischen Belastungsgründen aus dem Beruf aus als vor dreißig Jahren. Dieser Trend wird sich weiter beschleunigen. Das wird nicht gut enden, glaub ich.

Als Lehrer versuche ich natürlich meinen wunderbaren Schülerinnen und Schülern – sie sind offen, neugierig, optimistisch, aber oft genug schon voll im Leistungshamsterrad – Hoffnung zu machen. Ich versuche sie neben all der Wissensvermittlung und praktischen Lebensbewältigung zu eben diesen echten Werten zu erziehen. Dass sie verantwortlich handeln, sich über die Konsequenzen ihres Handels bewusst werden können, dass sie den Blick auf sich selbst schaffen, wahrnehmen, dass sie Teil eines großen Organismus sind und nachhaltiges Handeln fast immer ein Innehalten und Nachdenken benötigt, und eben nicht ein Immerschnellerimmermehrimmerweiter. Die Tragik dabei ist nur, dass dieses Ideal in der realen Welt kaum mehr vorkommt. Meine Arbeit erzeugt womöglich einen unüberbrückbaren Widerspruch in diesen jungen Menschen. Vielleicht ist es wirklich besser, wenn wir nur noch dafür sorgen, dass sie da draußen überleben: Für sich selbst, für ihre Firma, „und was man nicht ändern kann, dem muss man sich halt fügen“. „Change it, love it or leave it“…Es gibt ja inzwischen genug Patentrezepte für den Gruppen- und den Einzel-Egoismus. Nein, ich frage mich ernsthaft, wohin sich diese Gesellschaft noch bewegen wird….

Und so sucht halt jedes Menschlein in seiner kleinen Nische sein eigenes kleines Glück. Vielleicht bin ich dafür derzeit das beste Beispiel… Selbstverwirklichung ist unsere neue Religion. Wobei hier der Weg das Ziel sei, heißt es…Wer möchte schon ein Ankommen, ein Stillstehen…ein endgültiges Wissen oder Haben oder Sein? Nur selbsternannte Gurus können das wollen, und Gestalten, die entweder zu sehr oder gar nicht mehr von dieser Welt sind.

Im Zusammenhang mit Robert Enkes Verzweiflungstat wurde endlich mal wieder über Gesellschaft und Werte, über Leistungsansprüche und Depressionen gesprochen. Ich fürchte nur, dass diese medial aufgeblasene Betroffenheit so schnell vorbei sein wird wie sie gemacht wurde. Die Berichterstattung der Privaten erzeugte mir ganz besondere Übelkeit. Der Tod eines Verzweifelten als Handelsware… Immerhin hat das Land einmal ein wenig innegehalten, die Menschen hatten im zersplitterten Pluralismus der Medien mal wieder ein gemeinsames Thema… Die High-Tech-Profitgesellschaft bedauert den Verlust der Werte, der Menschlichkeit. Fußball ist nicht alles…Mitgefühl auf Vorrat für die nächste wieder knallharte Zeit des Schaffens…

Zu negativ…? Hoffentlich!

Ich habe in den letzten Jahren kaum mehr Songs mit politischen Themen geschrieben, vielleicht eine Handvoll. Natürlich sind politische Themen wichtig, und natürlich muss sich auch die Kunst damit beschäftigen. Für mich spannender war und ist es aber, zu erspüren, dass die Seele des Menschen der Ort ist, wo sich so ziemlich alles entscheidet – wie ich lebe, entscheide, wen ich liebe und was mich ängstigt. Ein Mensch, der sich seines Selbst bewusst ist und eingestehen kann, dass vieles unklar und offen ist, der muss nicht mehr Krieg führen, der muss sich nicht unter allen Umständen durchsetzen oder festlegen, der muss nicht übernehmen, was Medien oder andere Menschen ihm auftischen. Vielleicht können letztlich nur die gefühlvollen Menschen den Rationalisten, den Betriebswirtschaftlern und Maschinenbauern – auch den Neurowissenschaftlern, die uns glauben machen wollen, dass wir das Produkt unserer Verschaltungen sind…geht es noch materialistischer…wo ist der ganze Rest des Menschen? – vielleicht können nur sie die Materialisten wieder zurück auf den Weg der Menschlichkeit bringen. Wenn ich im Fernsehen eine Talkshow anschaue, dann sind die sogenannten Spezialisten und sogenannten Verantwortlichen meist unerträglich gleichförmig und langweilig. Wenn da aber ein Mensch drin sitzt, ein Künstler, eine Mutter, ein Arbeitsloser, zum Beispiel, dann wird die Diskussion meist lebendig, im wahrsten Sinne des Wortes…

Nichts von dem was ich hier schreibe ist sicher…wie könnte es das auch sein?

Hey, seit Jahren lest Ihr hier meine Gefühlsausbrüche…und ich hab Euch die ganze Zeit gefragt was die Seele denn nun sei. Heut Nachmittag hab ich es unter der Burg mal aufgeschrieben. Über dem Zementwerk lagen gerade drei goldumrahmte Wolken im letzten Sonnenlicht. Hier also mein Gedichtlein:


der ort der liebe


was ist sie nun, die seele?

ich glaube, sie ist ein raum

im inneren des menschen,

und zugleich ein teil

des kosmischen ganzen.

sie ist unendlich groß,

und zugleich unauffindbar,

ein einziges mysterium…


sie ist nicht zu greifen,

und nicht zu begreifen,

und doch ist sie überall.


sie zeigt sich in einem lächeln,

einem schönen leisen weinen,

wenn menschen fröhlich sind

beim singen, spielen, tanzen.

sie öffnet sich  wenn musik erklingt.

und wenn wir einen menschen lieben

stehn seelenscheunentore offen…


ja, die seele ist der ort der liebe…



Ich schwöre es,  so schmalzig-romantisch war auch dieser Sonnenuntergang…


Bis bald,


Paulson

(geschrieben am 26.11.09)

Hallöle!

Harald Bechtle hat aus Bildern von Peter Schilling und Paulson einen hübschen Videofilm zu Swabian Skies gebaut. Harry sei Dank!

Am kommenden Sonntag spielen wir in der Balinger Zehntscheuer im Stadthallenprogramm. Das wird sicherlich wieder superkonzertant. Wir freuen uns schon sehr, unter anderem weil Andy Schoy endlich mit dabei sei wird – das erste Mal in dieser Konzertreihe.

Ich stell jetzt noch zwei Artikel über das neue Album rein, und dann war´s das auch schon für heute.

Lasst Euch von der grauen Farbe des Himmels nicht die Laune verderben. Geht in den Wald, rennt, schnauft, schreit… umarmt Bäume… und spürt das Leben!

Euer Paulson


Am 29.10. 09 erschien diese CD-Besprechung im Wochenblatt für den Zollernalbkreis.

CD-Tipp

SWABIAN SKIES

Von Bernd Haase

Paulson hat ihn gefunden, den geheimen, magischen Ort, an dem seine Seele frei und ungebunden ist. Wo der sich finden lässt? Unter den Himmeln, die das Schwabenland überwölben. Und natürlich in seiner Musik, in den 14 Titeln seines nun mehr sechsten, mit “Swabian Skies” betitelten Albums, das der Songwriter soeben veröffentlicht hat. Es ist ein Album wie ein langer, gemächlicher Spaziergang im Spätherbst auf den Weiten der Schwäbischen Alb. An den Bäumen hängen nur noch wenige bunte Blätter, dafür zeich-nen Äste und Zweige ihre Muster in den Himmel. Ähnlich abgespeckt und vor allem balladesk kommen die neuen Songs von Paulson daher. Das prägende Stilmerkmal ist die mit Bedacht gezupfte Gitarre Paulsons, die von den Läufen des zweiten Gitarristen Ralf Gugel sanft umschlungen wird. Nachdenklich, melancholisch, schön ist das, Musik für die dunkle Jahreszeit am Kaminfeuer, gerade so, als hätten sich Tom Petty und Neil Young auf einer einsamen Hütte in den Rocky Mountains von den Kings of Convenience einen Schlummertrunk verpassen lassen.

Eher selten wird das Tempo angezogen, “Walking” wartet mit einem gemächlichen, aber doch treibenden Groove auf, der bei “Same old Game” noch einmal beschleunigt wird, und beim achten Stück “Anaconda” kommt mit Slide Gitarre und Walking-Bass richtig Stimmung auf. Paulson hat aber noch mehr zu bieten, zum Beispiel die Sängerin Jasmin Roth, die mit ihrer fast schon feenhaften Stimme die Songs von Paulson klangmalerisch bereichert, auf “All Your Courage” präsentiert Paulson mit Alex Köberlein (Schwoißfuaß, Grachmusikoff) an der Flöte auch noch einen veritablen Gaststar.

Über die Musik hinaus hat der in Wessingen am Fuße der Alb lebende Paulson seine Sicht auf seine Heimat auch fotografisch festgehalten, mit Himmelsbildern von der Schwäbischen Alb, die das ausführliche Booklet zieren und somit das Album visuell wie akustisch zu einem einheitlichen Ganzen formen, das mit fast schon verklärtem Blick die Schönheit der Alb besingt, wobei Paulson deren raue Stellen so wohl musikalisch wie fotografisch umwandert zu haben scheint.

Paulson ist derzeit auch live auf Tour. Die nächsten Termine: 6. November im Bürgerhaus Haigerloch, 22. November in der Zehntscheuer Balingen, am 12. Dezember im Fecker Hechingen.

www.paulson-songwriter.de


Bereits am 10.10. kam dieser Artikel in der Hohenzollerischen Zeitung:

Schwäbische Himmel

Paulsons Liebeserklärung an seine Wahlheimat

Mit „Swabian Skies“ legt Paulson seine sechste Solo-CD vor. Die 14 brandneuen Lieder sind eine Art Liebeserklärung an seineWahlheimat, autobiographisch angehaucht, live auf Konzerttour zu hören.

STEPHANIE APELT

Bisingen. Er lebt in Bisingen und arbeitet als Lehrer – „doch ohne Musik geht es einfach nicht“. Mit seiner sechsten Solo-CD „Swabian Skies“ meldet sich Ernst Buntz, bekannt als Paulson, Songwriter, musikalisch zurück.

„Schwäbische Himmel“ hat er die 14 neue Stücke auf der CD überschrieben. Denn er wird nicht müde davon, von dieser einzigartigen Landschaft und den Farbspielendarüber zu schwärmen. „Ohne die Alb und den Himmel darüber würde es meine Musik so sicherlich gar nicht geben“, sagt er. Es ist vor allem die Gegend um und am Albtrauf, die ihn so fasziniert. „Durch ihre relative Unzugänglichkeit ist sie weitgehend von Lärm und Zersiedelung verschont. Dieses Band der Buchenwälder an der Steilstufe der Alb zieht sich ja über mehrere hundert Kilometer, wenn man alle Taleinschnitte mitzählt. Und ich empfinde es jedesmal als erhebend, wenn ich auf dem Trauf ankomme, wenn dieser Blick und der Himmel und der Windmich erwartet.“

Aber natürlich widmen sich die Paulsons Lieder dabei genau so intensiv den „Erdlingen“ unter diesen so abwechslungsreichen Himmeln. „Es geht um die Sorgen und Sehnsüchte von uns Menschen, die sich unter diesem tollen Himmel am Leben schinden und erfreuen.“

Vieles an Paulsons Texten ist autobiographisch. Mit ein Grund, warum er ausschließlich in englischer Sprache schreibt. Er möchte sein Leben und seine Erfahrungen nicht alles in der Sprache ausbreiten, die alle verstehen. „Ich glaube, ich hätte das Gefühl nackt vor meinen Zuhörern zu stehen.“ Das Englische mache eine Distanz möglich, die er brauche, um sich überhaupt auf die Bühne zu trauen.

Entstanden sind die Aufnahmen nach bewährtem Rezept: in einer alten Fabrik in Jungingen, anschließend professionell abgemischt. „Da haben wieder ganz tolle Musiker mitgemacht“, freut sich Paulson, musikalische Weggefährten.

Wer Paulson live erleben will: 15 Konzerte sind geplant: unter anderem am17. Oktober, 20 Uhr, im„Forum“ in Bodelshausen oder am 24. Oktober, 20Uhr, im Junginger Feuerwehrsaal. Erhältlich ist die CD inHechingen in „Das Buch“, in Albstadt im „Musicland“, in Balingen in der „Neuen Buchhandlung Rieger“ und im „Cremoso“ – oder einfach per Mausklick bestellen über die Homepage

www.paulson-songwriter.de.

Himmlisch…

…gegen Abend noch loszuziehen und im späten Sonnenschein unter der Burg zu rasten. Heut war´s wieder besonders schön: Wolken, Regen, Wind, dann nochmal Sonne…und in der Ferne der Schwarze Wald, der Plettenberg, und an seinem Fuße das immer weiter in den Himmel wachsende „Alb-Manhattan“ (Zementwerk Dotternhausen).

Habe mir heute Luka Bloom mitgenommen – Before Sleep Comes. Der reinste musikalische Kamillentee ist diese Musik, und ideal sicherlich auch zum Einschlafen. Ist nicht fies gemeint, ganz im Gegenteil! Wenn ich selbst ein Album angehe, dann ist meine wichtigste Maxime, dass ich mit meiner Musik garantiert niemanden am Innenohr verletzen darf. Kein einziger Ton darf stressen. Auch meine Alben sind – laut erste-Hand-Aussagen von erfahrenen Müttern –  ideale Einschlafmittel. Gibt es ein schöneres Kompliment? Rastlose Kinderseelen finden durch mich ihren abendlichen Frieden und gleiten sanft in das Märchenland der Träume. Auch bei meinen Mädchen hat das gut funktioniert. Bei der Großen tat´s auch Tracy Chapman, und im Urlaub hat sie sogar direkt neben der Disko zu Gianna Nannini friedlich geschlafen.

Welche Musik ein Mensch mag ist natürlich sehr unterschiedlich. Die einen brauchen zur Verlangsamung ihrer gestressten Seelen eben musikalische Streicheleinheiten, während es die Menschen am anderen Ende des Härtespektrums mögen, wenn ihnen jemand ordentlich in die Ohren tritt – weshalb auch immer… Die Naturen sind eben sehr verschieden…and so are the tastes, wie der Schwabe sagen würde.  😕

Ebenfalls eine mir wunderbare Musik ist das neue Album von Mark Knopfler. Es heißt Get Lucky und ist von vorne bis hinten eine  aurale Wohltat.

Morgen steht der Auftritt in Haigerloch an. Wir werden zwei neue alte Sachen ausprobieren. Ich freu mich drauf. Die Akustik im Bürgerhaus ist immer besonders gut.

Hier kommt nun noch ein Artikel von Jürgen Jonas, erschienen am 19.10.09 im Schwäbischen Tagblatt.

Macht´s gut, bis demnächst in diesem Theater!

Euer Paulson

Schwäbischer Himmel

Songwriter Paulson im Forum Bodelshausen

Der Songwriter Paulson lebt in Bisingen unterm schwäbischen Himmel. Am Samstagabend kam er zu einem „Swabian Skies“-Konzert ins Bodelshäuser Forum.

Bodelshausen. Die Einfälle für seine Lieder kommen ihm oft bei Spaziergängen. Am Fuß der Alb etwa, in den Buchenwäldern. Da tauchen Zeilen in ihm auf, Akkorde, die sich irgendwann einmal erweitern und zusammenfügen, als Text und Melodie. Paulson ist Singer und Songwriter, aber kein Profi-Musiker, trotz seiner sechs Solo-Alben. Er absolviert etwa 15 Konzerte im Jahr.

Der angekündigte Mitmusiker Andreas Reif, Kontrabass und Keyboard, war wegen Unpässlichkeit nicht dabei, dafür begleiteten Ilona Roth und ihre Tochter Jasmin, beide mit vielerlei Gesangserfahrung, den Gitarristen leise und zart mit ihren schönen Stimmen. Unterstützten ihn bei Rock und Soul, halfen ihm, seine Songs in den 60 Ohren der Zuhörer zu vertäuen, die Forum-Chefin Sabine Klinder charmant wie stets begrüßte. Der Himmel ist darin wichtig und seine Bewohner, seien es Wolken oder Engel. Engel können herniederkommen und fragen: Wie ist dein Leben bestellt? Keine leichte Frage. „Let me take you away to my fairy tale land“, lautet Paulsons Aufforderung, der in seinen ausgedehnten Zwischentexten die „märchenhaft friedliche Zeit“ preist, die Deutschland durchmacht, aber auch den Temporeichtum beklagt, der sie kennzeichnet und den Druck, den sie ausübt.

Da kann es ganz angenehm sein, Luftschlösser in den schwäbischen Himmel zu bauen, Liedern zu lauschen von Wellenschlag im Ohr, Wind auf der Haut, Engeln und Elfen sowie „schrägen Gestalten“, unter die sich Paulson selber rechnet. Er spricht von einem „riesigen Reich“, das gar nicht ferne liegt, nämlich in uns selbst, eine Art „Höhlenlabyrinth“. Das meiste, will er den Leuten sagen, was dich ausmacht, ist dort innen angesiedelt. „Swabian Skies“ und „das innere Reich“ will Paulson verbinden.

Der Wind, das Wasser, die Landschaft, Menschen, die sich begegnen und kennenlernen. Das sind seine Themen. „Slow down“ heißt sein Aufruf, innezuhalten und sein Leben zu betrachten, die Frage zu stellen, wie es sich gestalten soll.

Trotz all jenen Widrigkeiten, mit denen die Existenz aufwartet, spricht nichts dagegen, ein Lächeln für die Welt bereitzuhalten. Der Ort, wo das Leben sich abspielt, habe es verdient. Er nimmt den Fluss als Sinnbild für die Lebensreise, begleitet den Rhein von der Quelle, auf seinem Weg zum Bodensee und weiter, bei Holland franst er aus, da riecht es schon nach Fisch und der große Teich wartet. Er bietet, immer im Dialog mit dem Publikum, Reise-Erfahrungen. Eine schöne Zeile lautet: „It’s a long way up to heaven, when the devil is your friend“. Good luck, Paulson! jon

Die Presse…

…hat über die Schwäbischen Himmel berichtet. Hier ein Artikel von Klaus Stopper, erschienen im Schwarzwälder Boten am 10.10 2009:

Liebeserklärung an Albtrauf


Hechingen/Bisingen-Wessingen. Liedermacher Ernst Buntz, in der Szene besser als Paulson bekannt, hat sein neues Album fertig.

Es gibt Dinge, die sind einfach schön: Ein Mann mit rauer Stimme greift zur Gitarre und besingt das Wolkenspiel des Himmels, die Liebe, auch seinen Weltschmerz. Der Liedermacher Paulson kann das. »Swabian skies«, auf Deutsch: »Schwäbische Himmel«, heißt die neue Solo-CD, die er in den nächsten Monaten mit Konzerten in der Region präsentieren wird.

Die Scheibe ist auch eine Liebeserklärung an die Alb, vor allem an die rauen Hänge des Traufs, die Urwälder, die es dort noch gibt, den Blick in einen Himmel, der gerade aus dieser Perspektive besonders schön ist, auch wenn sich immer wieder an den Rändern störend ein Neubaugebiet breit macht. Das Stück »swabian skies« ist diesem Himmel gewidmet. Ein Heimatlied mit warmem Pathos, das der Sache durchaus angemessen ist.

Paulson wandert viel über die Alb, ein nachdenklicher Typ, der Ruhe braucht, und der diese Ruhe in Musik übersetzen kann. Neben seiner Arbeit als Lehrer hat er sein Leben mittlerweile ganz auf die Musik ausgerichtet. Dabei sieht er sich nicht als virtuosen Gitarrist oder Sänger. Er sei ein »songwriter«, stellt er fest, aber für seine Aufnahmen und die Konzerte arbeite er mit hochklassigen Musikern zusammen. Das ist nicht übertrieben. Wer die CD hört, kommt nicht auf die Idee, dass die Aufnahmen in einer alten Fabrik in Jungingen entstanden. Seine Mitmusiker Andreas Reif, Andy Schoy, Jasmin Roth und Ralf Gugel liefern einen Sound und bemerkenswerte Soli in Profiqualität, die aufhorchen lassen. Als »Balsam für die Ohren«, beschreibt Paulson die Stücke.

Wobei nicht alles balsam-artig daherkommt. Manchmal hüpft diese Musik auch ganz lustig. Fast tänzerisch in »Island in de sea«, als ruppiger Blues in »Anaconda«, manche Stücke haben einen Hauch Country-Style, alle prägen ein warmer, erzählender Grundton, schöne Harmonien und liebevolle Begleitungen.

Im Vergleich zur Vorgängerscheibe habe diese CD »tatsächlich etwas mehr Schwung«, berichtet Paulson. Damals sei sein Leben von einer privaten Trennung überschattet gewesen, mittlerweile bestehe für ihn durchaus wieder Anlass zur Freude. Es sei eher kein Zufall, dass einige Songs Liebeslieder seien.

Offen sein, authentisch, private Erlebnisse in sensibel formulierten Texten verarbeiten, darum geht es Paulson. Deshalb müsse er auch auf Englisch singen, erklärt er, das schaffe etwas Abstand.

Andernfalls würde er sich in den Konzerten auf der Bühne »vollkommen nackt« fühlen. 15 Auftritte hat er geplant.

Der nächste findet am Samstag, 17. Oktober, in Bodelshausen statt, am 24. Oktober tritt er in Jungingen auf, am 12. Dezember im Hechinger Gasthaus Fecker.

So, das war´s schon für heute.

Bis demnächst,

Paulson

Die ersten Konzerte…

…sind gelaufen, waren spannend, intensiv und einfach schön. Ich danke Euch für Euren Besuch. Besonders sei Diana gedankt, die uns in Bodelshausen mit drei riesigen und wunderhübschen selbstgebauten Sparschweinen beschenkt hat. Am Samstag steht Jungingen auf dem Programm, dann wieder mit Andreas Reif an Kontrabass und Keyboard.

Einige liebe Menschen haben mir verraten, dass sie diese Gedanken gerne, und sogar bis zum Ende lesen. Das freut mich!

Meine Lust auf den Winter hält sich in diesem Herbst sehr in Grenzen. Vielleicht kommt der Hype ja mit dem ersten Schnee… Bisher ist mir einfach nur kalt. Brrrrrrrr. It´s tea-time… was ja auch wieder schön ist. Aber der Übergang von barfuß auf gleich zwei Paar Socken war schon krass in diesem Jahr. Manchmal hätte ich gerne einen richtigen Holzofen. Oder einen offenen Kamin. Davor Musik machen muss richtig schön sein… Ich behelfe mir seit längerer Zeit mit schottischem Whisky. Ist ja auch eine Art Feuer…

Heut ist Montag. Montage haben nicht das beste Image. Mit Recht! Wie soll mensch nach einem schönen Wochenende auch mitten in der Nacht den seligen Schlaf abbrechen und sich in einen kalten und anstrengenden Arbeitstag schmeißen, ohne dass er dabei erheblichen Schaden nimmt? Nun, ich hab das heute erneut überlebt, und Montagabende sind schon um Klassen besser…

Ich wünsch Euch eine gute Woche. Wär schön, Euch beim Konzert zu sehen.

So long,

Paulson

swabian skies

bookletWelch ein Tag, welch ein wunderbarer später Sommer, und welch ein märchenhaft heiterer schwäbischer Himmel! Werde mich gleich auf´s Rad schwingen und einen Lieblingsort besuchen, an dem ich schon lange, viel zu lange, nicht mehr war. Meine Mitmusiker haben
ja überwiegend den ungetrübten blauen Himmel als ihren Lieblingshimmel definiert. Mir sind eigentlich auch Wolken sehr lieb, denn sie verändern das Licht vollständig und mischen es in jeder Sekunde neu. Sich dann an einen Aussichtsort wie etwa den Panoramaweg unter der Burg zu setzen und diese Lichtspiele zu beobachten, das finde ich genauso spannend wie Kino.

Ich hab Euch noch gar nicht viel über das neue Album erzählt. Es heißt „swabian skies“, und nicht „swabian sky“, eben gerade weil es so viele unterschiedliche Himmelsfarben und -formen gibt. Ohne die Alb und den Himmel darüber würde es meine Musik so sicherlich gar nicht geben. Ich werde das bei den Konzerten noch etwas genauer machen. Jedenfalls soll dieses Album eine Art Liebeserklärung sein für meine Wahlheimat. Ich finde die Gegend um und am Albtrauf einzigartig. Durch ihre relative Unzugänglichkeit ist sie weitgehend von Lärm und Zersiedelung verschont. Dieses Band der Buchenwälder an der Steilstufe der Alb zieht sich ja über mehrere hundert Kilometer, wenn man alle Taleinschnitte mitzählt. Und ich empfinde es jedesmal als erhebend, wenn ich auf dem Trauf ankomme, wenn dieser Blick und der Himmel und der Wind mich erwartet. Das Titelstück dreht sich genau darum. Aber nicht nur. Natürlich geht es in dem Song, und in den meisten der 13 anderen, vor allem um die Sorgen und Sehnsüchte der Erdlinge, die sich unter diesem tollen Himmel am Leben schinden und erfreuen…

Einmal im Jahr verlasse ich die Wahlheimat ja für einige Wochen. Die Flussreise mit dem Rad, die ich seit Jahren unternehme, wird im dritten Stück beschrieben – „Island in the Sea“. Dieses Jahr bin ich Saale und Elbe hinuntergereist, dann die Nordseeküste entlang bis Amrum. Und dort auf der Insel war dann Ruhe. Dort schließe ich mein Jahr ab, und sammle gleichzeitig Kraft fürs neue. Ich habe zwar mein Leben in den letzten Jahren entschleunigt, wie man so schön sagt. Aber dennoch fühle ich mich sehr beansprucht vom Alltag. Ich weiß aber, dass die Einschätzung, das Leben sei zu laut, zu schnell, zu stressig, einzig und allein mit mir zu tun hat, und so ausschließlich nur für mich selbst gilt. Ich habe gelernt damit aufzuhören, den anderen die Schuld für meinen Zustand zu geben. Auch wenn mich andere manchmal nerven, in ihrem unreflektierten Tatendrang, in ihrer Art und Weise zu kommunizieren, oder eher nicht zu kommunizieren…; auch wenn mich der materielle Perfektionismus dieser Gesellschaft bei gleichzeitiger relativer seelischer Armut bedenklich stimmt, und noch viele andere Dinge und Entwicklungen, so ist es letztlich doch meine Sicht auf die Dinge, die meine spezielle Realität schafft. Dass andere es anders sehen und wollen ist völlig klar. Ich betrachte mich nicht als klüger oder weiser. Ich kann nur sagen, was ich denke und empfinde.

Ich lese gerade „Stiller“ von Max Frisch. Und irgendein Satz in diesem Roman hat bei mir folgende Gedanken zutage gefördert, heut früh:

es gibt so viele blickwinkel auf die welt
das leben allein verändert diesen blick
erfahrungen und ereignisse der zeit
eine verletzung eine geburt das altern
zu glauben die eigene sicht
müsse auch die der anderen sein
wäre schon reichlich naiv

Ich habe in den letzten Jahren viele solcher Gedanken aufgeschrieben – übrigens immer ohne satzzeichen, und ohne Großschreibung – es sind auch zahlreiche Gedichte darunter. Natürlich könnte ich ein Album mit deutschen Liedern machen, das wäre durchaus möglich. Ich werde oft gefragt, warum ich Englisch singe. Ich erkläre das sehr ungern. Hartnäckigen Gesellen sage ich dann, dass ich zweisprachig bin und mich im Englischen besser ausdrücken kann. Oder irgend sowas. Die eigentliche Erklärung ist wohl eine ganz andere: Meine Musik und die Texte sind, ob auf CD oder live gespielt, im Grunde ein Spiegel meines Lebens; und wenn ich auf der Bühne bin verstelle ich mich nicht. Ich denke man sieht mir das auch an. Wenn im Song gelitten wird, dann leide ich auf der Bühne mit, und wenn es ironisch zugeht im Text, dann wird mein Gesicht das sicher auch zeigen. Stellt Euch vor, ich würde das alles in der Sprache ausbreiten, die alle verstehen! Ich glaube, ich hätte das Gefühl nackt vor meinen Zuhörern zu stehen. Das Englische macht eine Distanz möglich, die ich brauche, um mich überhaupt auf die Bühne zu trauen.

Ich sage Euch das alles hier, weil ich weiß, dass diese Texte nur von Menschen sorgfältig gelesen werden, die mich irgendwie mögen oder interessant finden. Selbst meine Mitmusiker und Arbeitskollegen lesen diese Zeilen in der Regel nicht. Solltet Ihr also so weit gekommen sein, dann seid Ihr in diesem intimen Kreis derer…Danke, es ist schön, dass du da bist!

Ja, das ist der Trend heutzutage, dass alles schnell gehen muss, dass wir Bilder- und Tabellen-fixiert sind. Wohl eine Folge des massenhaften Angebots und der Zapperei in den Medien. Texte lesen nur noch die wenigsten, glaub ich.

Dass ich mich hier überhaupt ausbreite, habe ich schon so manches Mal hinterfragt. Ich denke aber, dass diese Mitteilungen zu meiner bescheidenen Kunst gehören und niemandem schaden. Und solange sie mir und Euch etwas Freude machen, spricht wohl nichts dagegen.

Am 3.10. beginnen wir mit den live-Konzerten. Das Cafe Kleinvenedig ist ein schöner und liebevoll geführter Ort der Begegnung und Kultur. Es ist eine Art Probekonzert für uns, der Eintritt beträgt lediglich 5€. Wir werden zu viert spielen, also mit Ilona und Jasmin Roth (Gesang), und Andreas Reif, Tuttlingen (Kontrabass und Keyboard). Bin gespannt wie das wird. Andy Schoy, unser ´Vollprofi´, ist vielgefragt und -beschäftigt, plant aber bei den Auftritten in Haigerloch (Bürgerhaus), Balingen (Zehntscheuer), Hechingen (Fecker), und Balingen (Bären) dabei zu sein. Was mich sehr ehrt.

So, jetzt aber raus ins Blaue!

Herzlich,

Euer Paulson

Das neue Paulson Album “swabian skies” ist da!

booklet

Na, schon reingehört? Unter Music ist das möglich. Und ab dem 3. Oktober könnt Ihr die schwäbischen Himmel dann mit Paulson & friends auch live erleben.

Ihr bekommt das neue Album unter CDs bestellen, oder in einigen ausgewählten Läden im Zollernalbkreis. Siehe unter Links.

So long,

Paulson

Ich begrüße Euch…

…sehr herzlich auf meinen neuen Internetseiten. Hoffentlich gefallen sie Euch!

Kurz vor der Veröffentlichung des neuen Albums  – wir werden das Cover und einige Soundsamples in Kürze reinstellen –  nun also diese neuen, helleren, aktuelleren Seiten.

Der Tübinger Grafiker Harry Bechtle hat sie gestaltet. Und der Hechinger Fotograf Peter Schilling hat die Band und Paulson fotografiert. Professionelle Arbeit zu freundschaftlichen Konditionen. Merci diesen beiden Könnern ihres Fachs!! Auf der Linkseite findet Ihr bei Bedarf die Kontakte.

Die Himmelsfotos hab ich im Laufe der letzten Jahren geschossen. Man glaubt ja gar nicht, was sich am  Himmel so alles abspielt wenn man nur ab und zu hinaufschaut! Meist sind wir ja doch hier unten beschäftigt, mit der Nase am Boden, sozusagen. Es wird Zeit für ein paar himmlische musikalische Flugübungen… Und hiermit hätt ich denn auch den Titel der Neuen verraten…

Hoffe Ihr seid sommerlich-sorgenfrei!

Viel Spaß nun mit den neuen Seiten!

Ich grüße Euch sehr herzlich. Bis demnächst.

Paulson

Die neue …

… ist praktisch im Kasten, wie man so schön sagt. Abgemischt hat dieses Mal Gerd Waiblinger im Tübinger Neckarsound-Studio. Der Mann kann das, soweit ich das mit meinem Restgehör noch beurteilen kann. Leider sind bei mir die Obertönchen etwas flöten gegangen über die Jahre. Und ein kleiner Ohrgeräusch-Mann spielt nun seit fast fünfundzwanzig Jahren Triangel in meinen Lauscherchen. Nun, es gibt schlimmeres, wenn ich mich so umhör… Die Arbeit mit Gerd hat  Spaß gemacht. Er versteht meine Musik, und sein unaufgeregtes und humorvolles Wesen machte die Tage zu einem rechten Vergnügen.

Auch Harry Bechtle ist ein Meister seines Fachs.  Das Booklet ist praktisch fertig. Diesmal wieder 16-seitig, wieder sind die Fotos von mir selbst.

Hab ich inhaltlich schon was verraten? Bin mir nicht sicher. Also: Es gibt beim neuen Baby einen deutlichen Bezug zu den Wurzeln des selbsternannten Soulwriter; aber natürlich schlägt er auch wieder heftig mit den Flügeln, der Gute. Stellt Euch das Bild vor: Ein Wesen, das mit den Flügeln schlägt und gleichzeitig im Boden verwurzelt ist!  Es wird dann wohl darauf ankommen, wie stark jeweils Flügel und Wurzeln sind, wie fest der Boden und wie leicht die Luft…

Die 14 Songs sind wieder eine Mischung aus langsameren und flotteren Stücken…Wie es Euch gefällt…hoff ich doch. Den Titel verrat ich noch nicht.

Diese Seiten werden demnächst von Harry und rechtzeitig für´s neue Album neu gestaltet werden. Dunkelbraun ist ja ne schöne Farbe für einen blauen Songwriter, aber irgendwie haben wir uns langsam daran sattgesehen, oder? Lasst Euch also überraschen.

Es gäbe sicherlich noch ganz viel Wichtiges zu erzählen, aber das soll´s für heute gewesen sein.

cu!

Reisezeit und Sommerinsel …

… rücken näher. Vorher werden aber in der großen Lernfabrik noch einige Abschlüsse produziert. Die Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude, und auch schwere Dinge gehen leichter von der Hand, wenn ein süßes Ziel winkt, sei es am Abend eines Tages, sei es am Ende eines Sommers.
Heute will ich mal unter die Dichter gehen. Inspiriert von Pascal Merciers „Perlmanns Schweigen“ – ein nervigschöner Roman– sind mir folgende Worte eingefallen:

bildhauer
wir erinnern das vergangene
und erschaffen es dann
durch unsere worte neu
wie bildhauer formen wir
aus der masse des gewesenen
die schöne neue wirklichkeit
und die kraft die uns dabei treibt
liegt tief in uns verborgen
wir sind die unbewussten
verwandler des geschehenen
und dies schöne neue
ist niemals das gewesene

wie nur kann einer behaupten
so war es
wo es doch ganz gewiss
so niemals war

Lass ich jetzt einfach mal so stehn…

Passt gut auf Euch auf!

Hinein in den Mai mit uns!

Fast alle Töne für das neue Paulson-Album sind eingespielt. Nun gilt es, diese abertausend Einzeltöne so ineinander zu mischen, dass am Ende ein freudvolles Hörerlebnis herauskommt. Voller Freude für mich waren jedenfalls mal wieder die Besuche der Sängerinnen und Musiker in der Junginger Fabrik. Ich möchte mich hier noch einmal sehr herzlich bei Andreas Reif, Andy Schoy, Ilona und Jasmin Roth, Matti Münch, Philipp Matthes, und Ralf Gugel bedanken. Ihr seid unglaublich liebe Menschen…und Ihr seid soooooooo gut!!!

Das neue Baby braucht dann auch noch ein neues Booklet. Thematisch wird sich das Kleine diesmal irgendwo zwischen Himmel und Erde bewegen…buchstäblich!

Genießt die Wärme, der Sommer wird lang…

Bis bald,

Wie sagt der Kleine Prinz:

L´essentiel est invisible pour les yeux.

Ich kann nicht besonders gut französisch –wollte mit 10 Astronaut werden, und da brauchte man damals noch Latein, heute brauchst du 20 Millionen – aber das heißt wohl auf deutsch: Das Wesentliche bleibt den Augen verborgen. Fand ich einen schönen Anfang für dieses update, und ich danke dir dafür, falls du es liest.

Ja, was nehmen wir eigentlich wahr von der Welt? Was hörensehenriechenschmeckenfühlen wir eigentlich? Ich denke, wir können uns schnell darauf verständigen, dass wir alle dieselbe Welt wahrnehmen – es wird sie schon geben, die Welt – aber eben jeder Mensch mit seinen mehr oder weniger eigenen Mitteln. Unsere Wahrnehmung der Welt, und dazu gehört ganz gewiss auch das Verhalten unserer Mitmenschen, besteht aus Vorstellungen, Schemata, Erwartungen. Wir sehen die Welt nicht unmittelbar, sie ist vielmehr das Produkt der Verwandlungen, der wir sie laufend unterziehen. Wir sehen alles nur als das Bild, das wir selbst erzeugt haben. Ebenso wichtig: Unsere Sinne nehmen andauernd Informationen auf, von denen nur ein Bruchteil in unser Bewusstsein dringt. Mit der Sprache versuchen wir dann meist, die Wirklichkeit zu beschreiben. Aber es ist eben nur  unsere ganz individuelle Wirklichkeit. Kein Wunder also, dass unser Partner, unser Gegenüber manchmal so wenig von dem versteht, was wir sagen wollen. Zum einen, weil die Sprache Gefühle nur unzureichend umzusetzen vermag, und mögen wir darin auch noch so gut sein. Und zum anderen, weil wir ja selbst kaum wissen, was wir sagen wollen angesichts der Unmenge an unverstandener Information in unserem Unbewussten. Wir beschränken uns dann häufig auf Banalitäten wie das Wetter, oder vermeintliche Wahrheiten wie die Ergebnisse der Fußball-Bundesliga. Oder wir reden über andere, da ist Verständigung oft schnell und ohne große Missverständnisse und ohne eigene Verletzungen möglich. Doch wenn es an unsere eigenen Gefühle geht, dann sind wir unsicher, oder wir wagen uns erst gar nicht hin. Solange wir uns bei Gesprächen und Begegnungen leiden können und uns dieses Nichtwissen eingestehen, kann das Eintauchen ins Unbekannte recht vergnüglich sein. Doch wenn Faktoren wie Macht und Leistung, nennen wir es lieber Imponiergehabe, Wichtigtuerei und Rechthaberei ins Spiel kommen, dann wird für mich Kommunikation schnell zum Davonlaufen. Mit Menschen, die andere mal kurz in die Pfanne hauen oder mit schnellen Erklärungen daherkommen, mit denen muss ich nicht sein. Solche Schwächen werden nur verziehen, wenn zwei Menschen sich wirklich sehr mögen, aber lange gutgehen wird es auch da, und vielleicht gerade da, nicht. Was also tun? Am besten die Ansprüche nicht zu hoch schrauben und mit der Relativität von Wirklichkeit leben.

Versteht hier irgendjemand um was es mir geht? Ich hoffe doch, dass ich nicht ins Schwarze Loch hineintippe – well, und wenn schon, irgendwas musst du ja tun an so einem Regentag auf dem langen Weg in die Sterne… Jedenfalls wäre die Realität viel zu komplex, wenn wir sie nicht zu Schemata reduzierten. Diese durch Erfahrung vorgefertigten Muster erlauben es uns, Situationen schnell zu erfassen. Aber es sind halt immer nur unsere eigenen Muster. Wenn ich zum Beispiel ökologisch denke, dann stören mich die Kondenzstreifen der Flugzeuge am Himmel. Bin ich urlaubsreif und Südseefan, dann kriege ich bei ihrem Anblick sofort Fernweh. Und ein technischer Mensch erkennt womöglich an diesen Streifen den Flugzeugtyp. Ein Meteorologe sieht an ihnen wie das Wetter wird, und ein Künstler lässt sich vielleicht inspirieren. Sie sehen alle dasselbe, und doch bedeuten die Streifen für jeden was anderes. Das Verhalten der Mitmenschen fällt bei uns, genau wie alles andere, auf den uns eigenen Seelengrund, um es mal anders zu sagen. Eine chinesisch geschriebene Postkarte macht für meinen chinesisch sprechenden Freund sicherlich mehr Sinn als für mich, der ich nur unbekannte hübsche Zeichen sehe. Und für einen Straßenköter ist eine Laterne aus anderen Gründen attraktiv als für mich. Alle Wesen nehmen die Welt anders wahr, und machen aus ihr etwas anderes. Prima, soviel wissen wir nun. Heißt das, dass wir unendlich tolerant sein und zukünftig auch Nazis und Kinderschänder verstehen wollen? Ich werfe sie ungern in einen Topf, aber Ihr versteht auf was es hinausläuft? Natürlich gibt es Grenzen, und natürlich gibt es krankhaftes Verhalten. Aber wo genau ist diese Grenze…? Ich glaube, ich habe mich mal wieder verschrieben, und am besten ich lass diese Spur nun im Sande verlaufen. Soviel nur noch: Ich finde es manchmal unerträglich, wenn Menschen einen in Ihre Abstraktionen von der Welt hineinpressen wollen. Ich vermute aber, dass das auf dieser Welt eher die Regel ist als die Ausnahme. Eigentlich ist die Selbstbezogenheit von uns Menschen ziemlich tragisch, und besonders schwierig wird das wenn sich zwei Menschen sehr nah sind, sich lieben, und dann merken, dass sie ja doch zwei abgeschlossene Systeme sind. Am besten fährt man dann, sollte man zusammen oder befreundet bleiben wollen, wenn man die Diskussion nicht überstrapaziert und einfach anerkennt, dass es sich nunmal um mehr oder weniger abgeschlossene Systeme handelt bei uns Menschen. Und wenn es gekracht hat, vielleicht auch nachhaltig, dann ist es wohl klüger, anzuerkennen, dass Verständigung nicht möglich ist, dass es eben Gefühlsbereiche gibt, wo keine Harmonie möglich ist. Wenn einer der beiden ehrgeizig ist, da beim andern doch ranzukommen, und der andere ist eher selbstzufrieden und träge, zum Beispiel, dann kann es besonders schmerzlich sein, wahrscheinlich sogar für beide, wenn du verstehst was ich meine.

Nehmen wir noch kurz die Musik: Es sind ganz gewiss weniger die Worte, die uns ergreifen bei einem guten Song, und auch nicht die einzelnen Töne oder Akkorde. Es ist oft das was man eben nicht erklären kann dabei, all die vielen unbekannten Millionen Bits an Informationen, die wir beim Hören aufnehmen, ganz gewiss nicht nur mit den Ohren. Wir hören sicher auch mit der Haut, den zwei Dritteln Wasser, die wir sind, und all dem anderen, das wir gar nicht kennen. Es muss immens komplex sein, was da abgeht. Und dann versuchen wir Armen, mit den paar Worten, die uns gegeben sind, zu beschreiben was uns berührt an einem guten Song. Der eben nur wieder für uns gut ist, ein anderer bezeichnet ihn vielleicht als Schnulze oder als langweilig. Ich kann nur immer Adam Greene erwähnen, der total hipp ist, mich aber mit keiner Note, die er singt oder spielt irgendwo berührt. Dafür ist Van Morrison der reinste Gänsehauterzeuger für mich. Er könnte eine x-beliebige Werbeanzeige rauf- und runtersingen, es würde mich ganz sicher berühren. Mein Schwager liebt Chris de Burgh. Ich muss ihn lange hören, damit er mir auch nur ein Häarchen stellt. Und was einen an Jazz berühren kann ist mir bis heute ein Rätsel, ist doch die reinste Kopfmusik. Und dem Jazzer geht es vielleicht mit meiner Musik genau umgekehrt. Und so weiter. Gänsehaut hier, Achselzucken da. Wir Menschen sind Rätsel auf zwei Beinen…

Verlauft Euch nicht, Ihr komischen Wesen…

Euer Paulson (30.3.09)

Heute wehte mir Frühlingsluft um die Nase,

… der letzte Schnee im Tale schmilzt, überall kleine Bächlein, auch da wo sonst gar keine sind, das murmelnde Geheimnis einer wenig beachteten Natur. In der Regel wird das uns direkt Umgebende ja eher nicht gesehen, oder höchstens als Medium für Fitnesssport verwendet. Es walkt und läuft und rollt wieder aus allen Ecken. Die Menschen kommen aus ihrem Winterbehausungen, lecken ihre Wunden, machen sich fit für den Sommer und warten wieder auf Wunder. Heute bin ich auch drei Rehen und vier Wildschweinen begegnet. Alles unfallfrei.  Und alles in Bewegung, nicht nur das Wasser und die Menschen. In den Zweigen tickt die Uhr rückwärts in Richtung großes Aufbrechen. Ein paar warme Tage und alles wird wieder aufplatzen. Faszinierend, diese innere Uhr der Natur.

Aber wir leben in einer Welt der Dinge. Flugreisen,  fette Autos mit dicken Schlappen, Fernsehgeräte wie Kinoleinwände, Häuser für zehn bewohnt von zwei, Supermarktregale mit 100 verschiedenen Artikeln vom Gleichen. Lebensstandard, Wirtschaftswachstum, Wohlstand. Prima. Glücklicherweise leben wir nicht mehr in Hütten – auch wenn ich mir manchmal das Häuschen im Grünen wünsche – und doch machen all die Dinge nicht glücklich. Sie machen eher bequem, und sie lenken von all den schönen immateriellen Dingen ab, die es auch gibt, und die ganz gewiss keine Dinge sind. Ich werde nicht fragen wo Gott mal wieder war, am 11.3. in Winnenden, aber es sollte mal die Frage gestellt werden, warum sich alle so sehr wundern, dass sowas passiert. Da gab es Waffen – in Deutschland gibt es über sieben Millionen in privaten Haushalten – da gab es einen verzweifelten gekränkten Jugendlichen, da gab es Gewaltspiele, und wahrscheinlich noch einiges, was wir nicht werden erklären können. Und dann ist es geschehen. Es ist grauenhaft, was da geschah. Doch es hätte überall passieren können. Es kann morgen passieren. Bei Euch oder in meiner Schule, bei einem Konzert oder im Supermarkt. Wo Autos fahren, noch dazu ohne Tempolimit, da geschehen Unfälle und Tausende werden getötet. Jahr für Jahr dies Massensterben, das einen kaum mehr wundert. Und ab und zu stürzt halt ein Flugzeug ab, weil Menschen da eigentlich nicht hingehören, sie gehören auf die Erde. Wir befördern unsere urlaubssüchtigen Hintern in wenigen Minuten hinauf in die Stratosphäre. Eigentlich unerhört. Wunder der Technik. Schön aber eigentlich wundersam, dass so wenig passiert! All das ertragen wir in unserer Gesellschaft. Diese Unglücke sind einkalkuliert. Natürlich kann man hier von einem 15-fachen Mord sprechen. Natürlich war es heimtückisch. Aber es war auch ein schreckliches Unglück. Dieser junge Mann war wohl einsam, er konnte wohl mit den Kränkungen der Gesellschaft nicht so umgehen wie fast alle anderen. Und dann hat er den Helden gespielt und wurde im Töten und im Tode nochmal wahrgenommen und sogar berühmt. Head shots (so sagen die videospielenden Jugendlichen dazu)  habe er gesetzt. Das sieht und tut man in Videospielen. Ich kapiere nicht, was an diesen ekelhaften Spielen Spaß machen kann, wo es nur darum geht andere zu ermorden und ihr Blut spritzen zu sehen. Widerlich und unbegreiflich. Angeblich sind es ja niemals diese Spiele allein. Aber von solchen Taten einmal ganz abgesehen: Diese Spiele allein sind eine Schande für uns alle! Dass Millionen von jungen Menschen sie täglich stundenlang spielen dürfen ist im Grunde auch ein Verbrechen. An den Jugendlichen. Denn diese Spiele werden von Erwachsenen gemacht und vermarktet. So wie all das andere. Erwachsene werden teilweise stinkreich durch sie. Wir bezeichnen das Spielen oder Nichtspielen als Freiheit, und doch ist es oftmals das Gegenteil. Und es ist nur ein Beispiel für eine Welt, die vielleicht noch nie offener und vielfältiger und friedlicher war als je zuvor, die es aber zulässt, dass diese positiven Entwicklungen zunichte gemacht werden von den Giften unserer Zeit:  von einem grenzenlosen Materialismus, einer kaum mehr zu überbietenden Niveaulosigkeit, allgegenwärtiger Gewalt, von Gefühl- und Sprachlosigkeit. Wo sind die Grenzen von Freiheit und Toleranz? Wir finanzieren einen Präventivkrieg in Afghanistan, schützen die Gesellschaft gewissenhaft vor Radioaktivität und Rauschgift und was weiß ich, statten unsere Autos mit allen möglichen Airbags und sonstigen Sicherheitseinrichtungen aus, und lassen es andererseits zu, dass die Medien und Marketing-Abteilungen –  aber natürlich nicht nur die  – uns langsam verblöden. Und mit all der strukturellen Gewalt leben wir halt, kaum einer hat ja auch die Zeit, denn wir arbeiten und produzieren ohne Unterlass. Arbeit und Kohle sind unsere Götter. Güter und Privateigentum. Machtstreben und Statuserhalt. Das alles lassen wir zu und hoffen halt, dass nichts passiert. Aber es passiert ganz zwangsläufig. So wie letzten Mittwoch. Und je mehr wir den Götzen nachjagen, umso häufiger wird es passieren. Und dann halten wir kurz inne und können es nicht fassen. Wir lassen die jungen Menschen allein, oder wir geben sie in der Schule ab, wo sie in Riesenklassen untergehen, und wo wir sie auch nur wieder auf die Hochleistungsgesellschaft vorbereiten. Aufs Produzieren und Überleben. Doch wir bringen ihnen nicht bei, was das gute Leben ist, wie man Empathie lernt und glücklich werden kann. In den Leitbildern der Betriebe und Schulen steht so manches Gute. Und doch wird es kaum gelebt. Weil wir uns keine Zeit füreinander nehmen, wie getrieben immer Neues tun ohne die Prozesse zu reflektieren. Weil die Bedingungen so sind wie wir alle sie gemacht haben. Die Maßnahmen des Staates werden auch diesmal an den tieferen Ursachen vorbeigehen. Wieder wird irgendein Gesetz verschärft werden. Aber das ist es nicht. Es sind diese Gifte, die zu solchen Taten führen. Wir haben derzeit die besten Jugendlichen aller Zeiten, daran habe ich keinen Zweifel. Ihre Offenheit und Aufgeklärtheit, Ihre Wachheit und Lockerheit sind auch das Produkt von Internet und Globalisierung, und von einer Welt, die vielleicht noch nie friedlicher und offener war als zumindest die unsere im reichen Westen. Und doch kommen nicht alle mit den Entwicklungen mit. Vielleicht war auch das schon immer so. Sicherlich gab es schon immer Gehässigkeiten, schon vor DSDS und diesem fiesen Schleimbeuteln alla Dieter Bohlen. Die höchsten Einschaltquoten hat die Sendung wohl nicht, wenn einer super performt, sondern wenn diese Anti-Ikone die armen Jugendlichen vor der Privatfernsehnation in nicht mehr zu überbietender Arroganz entwürdigt. Nicht alles ist schlecht, wahrlich nicht, der halbwegs aufgeklärte Mensch kann sich in der schönen neuen Welt gut zurechtfinden, und sogar die Seele angenehm streicheln lassen. Doch gerade vernachlässigte, labile und sensible Jugendliche lassen sich von den dubiosen Angeboten der Moderne dorthin führen wo´s richtig gefährlich werden kann. Den Opfern von Winnenden und Wendlingen ist es verständlicherweise wichtig, ihn als kaltblütigen Mörder zu sehen, diesen Tim K. Aber natürlich weiß jeder, dass vor allem er selbst eine bedauernswerte Kreatur war. Auch er muss betrauert werden. In einer gewissen Weise hat diese Gesellschaft ihn und die von ihm Getöteten auf dem Gewissen. Er war das Produkt einer bundesrepublikanischen Realität, die Dummheit, Gleichgültigkeit, Waffen, Gewalt und Gehässigkeit zulässt. Trotz unserer friedlichen und durchaus schönen Zeit. Diese 16 Menschen werden den neuen Frühling nicht mehr erleben.

Kauft Bücher statt Waffen!

Und genießt die Piepmätze!

Paulson

Dieser Winter ist schneereich …

… und kalt und lang. Wunderbar! Aber beruhigt Euch: selbst ich freu mich dieses Jahr auf den Frühling. Und noch mehr auf den Sommer. Wieder unterwegs sein mit dem Rad, die Flüsse hinunter, frei wie ein Vogel. Zuerst wird aber noch eine ganze Menge Wasser diese Flüsse runterfließen. Ist auch gut so. Geht eh alles viiiieel zu schnell. In den Osterferien werden richtige Musiker in mein Junginger Studio kommen und den von mir bereits eingespielten Songs ihren ganz persönlichen Zauber hinzufügen. Das Booklet nimmt bereits Gestalt an. Im September wird das neue Paulson-Baby dann hoffentlich gesund auf die Welt kommen. Und im Herbst wird es dann auch wieder Konzerte geben.  Unter  concerts stehen schon die ersten paar drin. Vielleicht freut Ihr Euch ja ein wenig mit  mir da drauf…?

Lasst Euch nicht unterkriegen!

Paulson

Good evening,

komme eben von einem Spaziergang zum Ebersberg zurück. Die letzte Nacht hat das Land mit Puderzucker überzogen. Richtig schönes Paulson-Wetter ist das.

Die meisten von Euch werden wohl den Frühling schon herbeisehnen. Längere, wärmere Tage. Aber ganz egal welche Jahreszeit auch immer am besten gefällt: Der Mensch muss sich bewegen. Hat nur Vorteile: hält schlank und fit, und gesund natürlich; macht definitiv glücklicher – würd ich sonst soviel laufen? Und beim Laufen, also bei mir ist das eher ein zügiges Gehen, kommt man auf alle möglichen Gedanken, zumeist schöne. Oder man löst laufend ein Problem, sucht Lösungen für offene Fragen. Im Gehen entstehen Gedanken, die mich bewegen. Und stellt Euch vor: In diesem Winter bin ich sogar ein paar Mal auf Wasser gewalkt, ganz ohne Jesus-Gene! Davon hab ich definitiv keine. Aber wer will schon sein wie er? Wobei ich nicht genau sagen kann, wie er überhaupt ist. Falls es ihn überhaupt gibt. Soviel zum Thema „Religion“.

Göttliche Gene bei Menschen sind auch eher selten. Ich wüsste nur ganz wenige von uns, die unfehlbar, gütig, allwissend und allmächtig wären. Wobei man gelegentlich meinen könnte, die Welt sei doch eher voller Gottheiten. Denn wenn Menschen miteinander streiten oder auch nur ganz normal diskutieren, selbst bei Freunden, die sich „nur“ unterhalten, da habe ich oft den Eindruck sie seien wirklich Der oder Die Allmächtige höchtselbst. Aber das ist wohl ein wenig so in unserer Zeit. Fast alle tun so als hätten sie keine Probleme und alles im Griff. Und selbst wenn die Probleme auch noch so offensichtlich sind, es sind immer die anderen schuld. So ein Quatsch! Weil jedes Verhalten einen Grund hat. Sogar einen ziemlich tiefen. Das müsste man doch sehen, wenigstens. Und aus diesen tiefen Gründen heraus machen wir alle möglichen komischen Sachen, wir allzu menschlichen Menschlein. Und dann fangen wir an, beim anderen den Fehler zu suchen, weisen Schuld zu, greifen an, analysieren klug dabei. Und vergessen doch stets das Wichtigste: uns selbst zu beobachten, über uns selbst nachzudenken und schließlich dem anderen auch mal was über unsere Schwächen zu sagen. Müsst Ihr mal probieren: Raus aus der teuflischen Spirale der Schuldzuweisungen, und mal über Euch selbst sprechen. Über irgendeine Sache, die Ihr nicht im Griff oder schlecht gemacht habt. Der andere wird plötzlich verstummen, sein Blick wird ganz weich werden, und sogleich wird er anfangen Euch zu trösten.

O.K, ich hör ja schon auf! Bin wirklich nicht Jesus oder eine vergleichbare Lichtgestalt – es gibt ja so viele davon! Nein, hab die Dinge oft selbst nicht im Griff. Überpowere andere, will mich durchsetzen wenn Zurückhaltung richtiger wär, oder ich tu Menschen durch mein Verhalten weh. Well, das Leben ist keine Blumenwiese, ich weiß, ganz ohne Disteln werden wir nicht auskommen. Aber schön wär´s schon…

So long,

Paulson

Hi!

Irgend etwas hat mit der Formatierung nicht gestimmt beim letzten update. Ich hab Euch einen drei Meter langen Wortwurm zugemutet. Hoffentlich hat Euch der nicht erwürgt beim Lesen! Mal sehen, in welcher Form meine wichtigen Songwriterworte diesmal im web ankommen.
Werd mich heut kurz fassen.  Nur soviel: Wenn ich noch lebe, dann wird es im Herbst wohl wieder Konzerte geben. Mit neuer CD. Hauptmotiv: Erde und Himmel, Wurzeln und Flügel, Bleiben und Weggehen. Des Menschen ambivalente Sehnsuchtswelten.
Den Titel will ich jetzt aber noch nicht verraten.

Lasst es Euch gutgehen!

Paulson

Schon wieder ein Jahr um!

Na dann Prost, Ihr Lieben, am besten mit einem leckeren Single Malt (es darf aber auch durchaus ein Gläschen Sekt sein).
Schon wieder werden die Tage länger. Aber ganz langsam, jetzt ist erst mal noch Winter! Es ist wunderbar kalt und ich kann nach Belieben durch die Landschaft tigern, von der Haustür direkt ins Paradies, querfeldein und durch die Wälder. Heute war mal ganz besonders: Vereiste Wege, sogar im tiefen Walde. War lustig, und ziemlich sportlich!
Habe mich während meiner Studienzeit intensiv mit Henry David Thoreau beschäftigt. Ich denke mal, dass ich die Waldmensch-Gene auch noch recht heftig in mir trage. Und meine Walden-Natur lässt mir die Vorstellung, einmal ein ganzes Jahr in einer Hütte im Wald zu verbringen, als ziemlich  attraktiv erscheinen. Das würde Euch nicht gefallen, oder? Ist das schon ein bedenklicher Zustand bei mir? Nun, denkbar wäre auch eine Insel, eine Hütte in den Bergen. Hauptsache weg von Lärm und Trubel. Natürlich bin ich nicht nur Eremit. Ich mag die Menschen und manchmal sogar Trubel, wobei ich da meinen Bedarf in der Schule schon recht gut abdecken kann.
Manchmal führt mich mein Weg nach Balingen Streichen, von Thanheim über den Hunsrücken. In dem idyllischen Dörflein gibt es einen wunderschönen Ort: Le Cottage (www.lecottage.de), eine lauschige,  von Susanne und Gerhard im November 2008 neu eröffnete Cafestube. Dort könnt Ihr Kaffee trinken, lecker essen, gemütlich sitzen. Wirklich besuchenswert! Wellness pur.
Habe neulich bei Lidl einen Prospekt mitgenommen. Unter dem Motto: Das Leben ist zu kurz für die falschen Geschenke kann man sich dort jetzt den ultimativen Adrenalinstoß holen, den wir schon immer vermisst haben. Vom candle-light dinner über houserunning (?!), personal fitness training und floating bis hin zum Gleitschirm-Schnupperkurs. Irre oder? Sagt: Ist das Leben so langweilig, dass sich nun schon Lebensmittel-Discounter um unser Seelenwohl kümmern müssen?
Lidle hin, Aldi her, ein jeder sucht eben das Glück auf seine Weise. Das ist ja auch gut so, wir sind ja alle mündige Menschen, und das Leben ist so kurz… Und für die Volkswirtschaft ist das auch gut, wenn wir wie ein Vogel durch die Lüfte gleiten beim Segelfliegen oder uns gegen Bares in Floating-Tanks einsperren lassen um zu entspannen. Wie steht es da auch noch im Lidl-Prospekt: Wagen Sie den Schritt über die Dachkante und stehlen Sie Spiderman die Show. Wenn nur die Weltraumflüge nicht so teuer wären… Für Manche sind 20 Millionen aber tatsächlich ein Klacks.
Früher kamen die Briefträger noch zu Fuß und hatten Zeit für ein Schwätzchen. Heute stopfen sie bei laufendem Motor  hastig Tonnen von Altpapier in die Briefkästen…. Bald werden sie wahrscheinlich mit einer Art Flugzeug die Postsäcke nur noch abwerfen… Manchmal ist weniger mehr. Das Immeröherschnellerweiter wird uns nicht zu den Sternen bringen. Das Glück liegt ganz allein in uns, und dabei ist es ganz egal was wir machen, solange das Leben für den Menschen einen Sinn macht, sagt Wilhelm Schmid.
Doch es ist gar nicht so einfach mit der Sinnsuche. Unser Gehirn befindet sich unter Dauerbeschuss. Nicht nur was die Anforderungen des Arbeitsplatzes und das ungesunde Tempo unseres Alltags in der auf dauerndes Wachstum angelegten Leistungsgesellschaft anbelangt. Wir leben nicht nur in einer Leistungsdiktatur, in einer Fitness-, Schönheits-, Jugend- und Gutelaune-Diktatur, sondern müssen uns auch noch durch die Allgegenwart der Dikatatur der Werbung schlagen. Zu negativ gesehen? Zu schwarz gedacht? Nun, das fällt vielleicht nicht sofort auf, denn das Marketinggewitter kommt  ja fast immer schön bunt und gut gelaunt über uns. Wenn man aber beispielsweise weiß, dass manche Firmen für die Lohnkosten nur ein Prozent des Produktpreises ausgeben, für Marketing aber das bis zum dreißigfachen oder mehr, dann kann man sich den Generalangriff auf unsere Gehirne und Herzen schon eher als bedenklich vorstellen. Und die Gehirnattacken der Werbecracks tragen Früchte: Wann fing das an mit den bauchfreien Shirts und den Turnschuhen im Winter, mit den Arschgeweihen, den Selbstverstümmelungen des Hautdurchstechens, den Geländewagen? Man könnte die Reihe beliebig fortsetzen. Natürlich ist so manche Neuerung und Innovation auch toll. Natürlich. Bin nicht technikfeindlich, und nein, ich möchte wahrlich nicht zurück in die Steinzeit, trotz der Hütte im Wald. Wahrscheinlich will ich dort eh nur gerne sein, weil ich das Tempo dieser Welt nicht mehr so ohne weiteres mitgehen kann.
Heute meinte der Münte im TV-Interview, dass seine SPD gerne das Kindergeld erhöhen möchte, denn die Familien seien die konsumintensivsten Teile der Gesellschaft. Das ist aber nett, Herr Müntefering, aber es wäre noch viel netter, wenn wir mehr bekämen, weil wir es wirklich brauchen könnten, und Sie das sogar wissen! Die Welt nach der Finanzkrise ist nicht weniger kapitalistisch sondern eindeutig mehr! Ich werde aber nicht anfangen hier über die Banker zu schimpfen, oder die Politiker. Wir leben ja schließlich in einer Demokratie, und wir bekommen das, was wir wollen, denk ich mal. Brot und Spiele.All you can eat. Nix wie weg! Als Politiker würd ich mir wahrscheinlich ein anderes Volk wählen. Die haben genau wie Leherer die Rolle des Sündenbocks zu spielen bei uns im Land. Noch abschließend dazu, dass keine Missverständnisse entstehen.: Auch ich konsumiere gerne. Rotwein, Scotch Whisky, Vierschanzentournee im Fernsehen, Pizza bei Maria, Theater Lindenhof, Bücher, CDs, und vieles andere. Ich hab sogar einen MP3-Player und ein Auto. Ich möchte mich über niemanden erheben. Dass kann ich auch gar nicht, denn ich bin seit 25 Jahren nicht mehr geflogen, radel lieber auf meine Insel. Es gilt: Jeder soll auf seine Art glücklich sein.
Zum Thema Glück gibt es ein neues, wunderhübsches kleines Büchlein von Wilhelm Schmid: Glück. Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist. Der Autor schreibt, dass die Glücksindustrie uns im Grunde unglücklich macht, weil sie uns ein Dauerglück einreden will. Tatsächlich sei es aber ganz normal, dass Höhen und Tiefen sich im Leben abwechseln wie Tag und Nacht, wie Ein- und Ausatmen, und dass dies der Takt des Lebens ist, das aus der Polarität in allen Dingen seine Spannung bezieht. Es stehen noch viele wirklich interessante Dinge drin, eine besonders schöne Passage möchte ich Euch nicht vorenthalten: Unter der Überschrift Das Glück des Unglücklichseins beschreibt Schmid den Melancholiker:

Melancholie ist die Seinsweise einer Seele, die immerzu schmerzt und sich ängstigt, ohne dass dies in irgendeiner Weise als pathologisch gelten könnte. Sie wird begleitet und möglicherweise auch angeleitet von einem höchst reflektierten Bewusstsein, das um die Ungewissheit all dessen weiß, was den Eindruck von Gewissheit macht, und die Fragwürdigkeit aller Dinge kennt, deren mögliche Grundlosigkeit von Grund auf gar nicht bestritten werden kann. Melancholie bewahrt in sich eine Ahnung davon, wie brüchig alles ist, was Menschen schaffen, wie nichtig die menschliche Existenz selbst sein und dass ihr der Boden jederzeit unter den Füßen weggezogen werden kann. Ur-Trauer empfindet das melancholische Selbst über die Entfremdung des Menschen von einem zeitlosen Ursprung, über die unaufhebbare Kluft zwischen Wirklichkeit und Möglichkeit, über das unmögliche, allenfalls zeitweilige Einssein mit Anderen in der Welt. Es ist sich der Zweifelhaftigkeit der Zeit, der Sinnlosigkeit allen Tuns, der eigentlichen Bedeutungslosigkeit menschlicher Existenz bewusst. Zu seinem Glück (…) gehört das Bewusstsein der Abgründigkeit, ansonsten sieht es sich in der Gefahr bloßer Oberflächlichkeit.Gerade dieses tragische Bewusstsein entspricht dem Leben womöglich mehr als jede törichte Leugnung von Tragik  (…) …nicht jede Melancholie ist eine Depression, beide sind klar voneinander zu unterscheiden. Während eine Depression gekennzeichnet ist von erstarrten Gefühlen und erstarrten Gedanken, vom Unwillen und von wirklicher Unfährigkeit zur Reflexion, ist die gefühlsbewegte und reflektierte Melancholie demgegenüber von großer Sensibilität geprägt, von nicht mehr endender Besinnung und Selbstbesinnung. Der melancholische Mensch ist imstande, reflexive Distanz zu allem zu halten, und all die Selbstverständlichkeiten zu verlieren, in denen Menschen gewöhnlich leben, ohne es recht zu bemerken (…) Es gibt an dieser „Krankheit“ nichts zu heilen, eher ist diese Dimension des Menschseins zu pflegen. Die Melancholie kann geradezu als eine Lebensphilosophie verstanden werden, die das Traurigsein nicht ausschließt, sondern hervorhebt, und es müsste möglich sein, gerade dies zur Grundlage eines schönen und bejahenswerten Lebens zu machen (…) Um ein Übermaß des Traurigseins etwas zu mäßigen, kann ein Mensch danach trachten, sich und seiner Seele im alltäglichen gelebten Leben, wo immer es nur möglich ist, gut zu tun. Bei regelmäßigen Spaziergängen kann er seinen melancholischen Gedanken nachhängen. Beim Hören von Musik können melancholische Gefühle zelebriert werden. Verschiedene Künste stehen dem melancholischen Empfinden zu Gebote…

Na, wenn mir das mal nicht bekannt vorkommt! Ja, ich geb´s zu: Für mich ist die Melancholie tatsächlich das Vergnügen traurig zu sein. Und offensichtlich mache ich aus dieser Veranlagung meine bescheidene Kunst. Die langsamen Songs berühren mich übrigens selbst am meisten…wer hätte das gedacht!
Diese meine Kunst: selbstverliebt, selbstmitleidig, egozentrisch…natürlich…so wie sie auch das genaue Gegenteil davon ist. Je nachdem. Schließlich baut das Gehirn des Betrachters das Bild. Es gibt keine wahre Erkenntnis, so viele Welten wie Menschen, und in jedem von uns wieder Welten über Welten. Wie sollte das auch gehen, ein kollektives Hirn?
In den letzten Wochen hab ich zwei für mich sehr wichtige Songs fertiggeschrieben. Über meine schwäbischen Himmel, über den Weg zur Insel. Habe sie jetzt in den Ferien aufgenommen und bin echt gespannt wie sie letztlich klingen werden. In den nächsten Monaten werde ich nach und nach wieder einige richtige Musiker in mein kleines Studio in der Junginger Fabrik holen. Und dann wird sie so langsam Gestalt annehmen, die noch geheime Nächste…
Übrigens: Manche glauben, dass man mit dieser Musik Geld verdienen kann. Tatsächlich aber bezahle ich im Endeffekt drauf, spiele die Ausgaben für CD-Produktionen und andere Unkosten nicht rein. Weil ich zu produktiv bin, vielleicht, und die Dinger in größerem Abstand herausbringen sollte. Weil ich nur einige wenige Auftritte im Jahr machen kann. Weil ich die Power schlichtweg nicht habe, aber auch, weil ich die Gigs erst gar nicht bekomme, die wirklich gut bezahlt sind. Da ich durch meine private Situation, meine Scheidung und die für mich sehr ungünstige Versorgungssituation, und  durch den Preisverfall unseres Hauses in Jungingen bei langfristig hoher Zinsbindung auch mit recht reduzierten finanziellen Mitteln zurecht kommen muss, stehe ich vor dem Problem, dass ich die Alben nicht so produzieren kann, wie ich mir es eigentlich vorstelle. Lange Rede, kurzer Sinn: Sollte jemand Lust und die Möglichkeit haben, mich finanziell zu unterstützen… Ich weiß, es gibt wahrlich wichtigere wohltätige Zwecke. Anyway!
Und noch ne Bitte: Ich bin zwar mit meiner Wohnung hier in Wessingen sehr zufrieden. Dennoch würde ich gerne in einer richtig schönen Aussichtslage wohnen. Blick auf die Alb, den Schwarzwald, die Alpen…Hauptsache die Seele kann atmen. Sollte jemand um so eine (Miet)Wohnung (2-3 Zimmer)wissen, so meldet Euch bitte bei mir. Prämie: Ein Essen auf meinem Balkon mit Superaussicht! Natürlich dürft Ihr mir auch einfach so ein gutes neues Jahr wünschen oder mir einfach ein paar nette Zeilen schreiben. Ganz ohne Wohnung!
Hab ich Euch schon Amos Lee empfohlen? Steh ich gerade komplett drauf. Seine Songs gehen mir direkt unter die Haut.

So, meine Lieben. Für dies neue Jahr wünsche ich Euch natürlich nur das Allerbeste! Mögen Eure Wünsche in Erfüllung gehen. Und wenn nicht alles so klappt, wie Ihr Euch das  so vorstellt: Nicht verzagen, erst mal Wilhelm Schmids Büchlein lesen!

Also, da hab ich Euch ja wieder einen ganz schönen Text zugemutet! Heute, zwei Tage danach, komme ich eben von einem langen Spaziergang in den Abend zurück. Nachdem ich in den letzten Monaten erstmals in meinem Leben meine Knie zu spüren bekommen habe – middle age problems with old age sensation (chuckle!) – lassen sie mich in diesen freien Tagen netterweise in Frieden. Schmerzfrei sein – wahrlich auch ein schönes Wellness-Programm…

Lasst Liebe sein!

Paulson (02/01/2009)