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Kleine Lichter


Komme eben von einem Spaziergang durch die verschneite Märchenwelt zurück und hab Lust Euch zu schreiben. Wer immer Ihr auch seid.

Diese Form der Kommunikation hat für mich etwas Geheimnisvolles. Sie ersetzt nicht das Gespräch mit einem Menschen, und sie ist bei mir auch kein blog. Ich nenne die Rubrik ja news, was aber auch nicht so ganz genau stimmt. Heute möchte ich mal wieder ein paar eher philosophische Gedanken mit Euch teilen. Ich lass auf dieser Website keine Diskussionen oder Kommentare zu. Wer mir aber schreiben möchte – danke für so manch interessante Gedanken in der Vergangenheit – der kann das über contact gerne tun. Ich werde auf jeden Fall antworten. Ganz wichtig ist es mir aber, dass wir das hier nicht allzu ernst nehmen. Weder meine Musik noch diese Gedanken sind besonders wichtig. Wer sie schön finden kann, oder irgendwie bereichernd, der hat meine Absicht erkannt.

Schon wieder geht ein Jahr zu Ende, wir haben die Wintersonnenwende erreicht, die Tage werden wieder länger, auch wenn man das noch nicht wirklich spürt. Ich mag den Dezember sehr, sein Licht und seine Luft haben etwas Mystisches und zugleich Beruhigendes. Die Erde erreicht auf ihrem Weg um die Sonne jenen Punkt, der für uns den kürzesten Tag bedeutet. Die Erde ist seit über vier Milliarden Jahren ein Raumschiff auf einer immergleichen Bahn, in einem winzigen Sonnensystem einer mittelgroßen Galaxie in einem unbegreiflichen Universum ohne Grenzen. Im dunklen Monat Dezember fasziniert mich dieser Umstand ganz besonders. Und zugleich wird dann mein eigenes Leben besonders wertvoll und klein. Spaziergänge im Schnee, eine schöne Tasse Tee danach, eine Kerze, ein leckeres Stück Kuchen dazu, eine gute Musik, oder auch einfach mal Stille. Viel mehr brauche ich nicht in dieser Zeit. Ich genieße die freien Wintertage. Und es gibt garantiert keinen Rasenmäherlärm. Wobei es im nächsten Jahr angeblich Schneefräsen bei den Discountern geben soll, für unter hundert Euro. Wir sollten deshalb diesen Winter nochmals ganz besonders genießen. Stille Nacht…noch! Denn die Marketing-Cracks bekommen garantiert alles an den Kunden. Sie haben es ja bereits mit den Tischstaubsaugern und den Laubbläsern geschafft, und sogar mit Rasierschaum und -apparaten für Frauen! Wenn es sich für sie lohnen würde, wären heute sogar Schnauzer wieder in, oder Ringelsocken in Sandalen. Zur Zeit sehe ich Männer mit lila Hemden. Hätte man jetzt auch nicht mehr erwartet. Es soll ja noch Leute geben, die den freien Willen in der Konsumgesellschaft hochhalten. Nun, lassen wir ihnen diesen Glauben!

Natürlich leben wir in einer wunderbaren Zeit. Womöglich waren die Menschen nie reicher, nie gesünder und zufriedener als heute. Ich will unsere Welt auch gar nicht schlecht reden. Aber ist es nicht auch so, dass wir sie eigentlich permanent schön reden? Ist es nicht so, dass es vollkommen out ist, Themen wie Vergänglichkeit, Krankheit oder gar Tod anzusprechen? Unsere Sorgen, Ängste, oder unsere Unzufriedenheit? Wir sagen oft, wir seien im Stress. Was genau bedeutet das eigentlich? Und warum nur stellen wir so wenige Fragen?

Die modernen Glücksritter – regelmäßig und nachhaltig auf den Bestsellerlisten – predigen dieses positive Denken. Sie wollen uns glauben machen, dass nur ein Leben in der unmittelbaren Gegenwart lebenswert sei. Nun, ganz Unrecht haben sie damit sicher nicht. Wer immer an vergangenen Tagen hängenbleibt, wer nur für das zukünftige Glück plant und lebt, der wird in der Tat nicht glücklich sein können. Aber ist es nicht auch so: Der Augenblick ist immer gleich Vergangenheit. Jeden einzelnen Tag wertschätzen, jeden neuen Morgen mit einem Lächeln begrüßen. Das geht schon eher. Das Leben lieben. Die Natur und die Menschen. Wer dieses kann wird andere dabei mitnehmen. Keine Frage, ein Lächeln wirkt ansteckend, und es ist um so viel besser als ständiges Zweifeln. Leichtigkeit, Gelassenheit, Langsamkeit. Stille.

In unserer Gesellschaft erkennen immer mehr Menschen, dass sie mehr sind als Konsumenten und Produzierende. In den Schulen und in den Betrieben werden wir in zunehmendem Maße den Zwecken untergeordnet. Das lassen sich viele nicht mehr gefallen. Weil es unserem Wesen nicht entspricht nur ein Rädchen zu sein. Weil die Sinne verkommen in einer Welt der praktischen Zwecke. Und doch schaffen es viele nicht, dem Räderwerk zu entkommen. Weil sie schlecht behandelt, schlecht bezahlt werden, weil sie entmündigt und entwürdigt werden von den Architekten der neuen Sachlichkeit. Weil ihre Erfahrung, ihre Klugheit und ihr Gefühl gar nicht erst gefragt sind. Wer derart behandelt wird – und wir fallen fast alle unter die Schemata dieser schönen neuen Rechenschieberwelt – der läuft Gefahr, daran zu erkranken. Warum reden die Menschen nicht miteinander? Warum machen so wenige auf die Ungerechtigkeiten und Fehlentwicklungen aufmerksam? Warum gibt es so wenige Proteste gegen die neoliberalen Tendenzen? Warum lassen wir uns das einfach gefallen? Und warum stellen wir bloß so wenige Fragen?

Vielleicht ist eine Erklärung, dass solches Nachdenken, Nachspüren und Nachfragen gar nicht in den Zeitgeist des positiven Denkens passt? Wer in die Medienwelt schaut, der stellt fest, dass es total uncool geworden ist, einen ernsten oder kritischen Gedanken zu fassen. Zumindest in den Mainstream-Sendern wird fast nur noch gelabert und dauergegrinst. Sobald jemand einen ausführlichen Gedanken äußert, wird er abgewürgt, oder es wird ein Witzchen darüber gemacht, oder das ganze Thema wird von Anfang an als Comedy veranstaltet. In den öffentlich-rechtlichen Sendern ist das zwar noch erträglicher als in den privaten, aber die Richtung ist dieselbe. Es werden die immer gleichen Hits und Oldies gespielt, und das Personal labert die immer gleichen Belanglosigkeiten über Wetter, Promis und andere Sensationen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Glücklicherweise gibt es noch eine blühende Presselandschaft, aber wer soll die Zeitungen eigentlich am Leben halten, wenn die nachkommenden Generationen mit so einem Müll aufwachsen, wenn die meisten von ihnen nur noch in den sozialen Netzwerken rumhängen und sich darum sorgen, wie die nächste Frisur aussehen, oder wo es im nächsten Urlaub hingehen soll?

Oder ist alles ganz anders? Gar nicht so schlimm? Besser denn je? Dank Internet? Und wegen des Niedergangs der alten authoritären Systeme: Patriarchat, Nationalismus, Kommunismus, Kirche? Sind die Menschen kritischer, informierter und aufgeklärter denn je? Sind die ideologiebeladenen Alten womöglich viel schlimmer?

Wir Menschen machen ja häufig den Fehler, dass wir die Politiker als eine Art Sündenböcke dafür verantwortlich machen, dass viele Dinge nicht gut laufen. Aber ist es nicht viel eher so, dass sie gar nicht anders können als so zu sein, weil wir gar keine ´Wahrheiten´ hören wollen, und sie sofort wieder abwählen, wenn sie Unbequemes verkünden? Und wer verblödet eigentlich die Medien? Sind es die Medienmacher und die Marketing-Profis, oder sind wir es vielleicht am Ende sogar selbst? Weil wir gar keine Lust und Zeit haben, uns etwas tiefer und sorgfältiger mit uns und der Welt auseinander zu setzen? Wahrscheinlich ist es ein trauriges Wechselspiel. Jedenfalls ist Marketing heute zum wichtigsten Wirtschaftszweig geworden. Wer laut klingelt, wer sich Bekanntheit verschafft, wer ein Produkt wieder und wieder zeigt, den führt dieses System der schnellen Reize auf die Gewinnerstraße, zumindest auf die materielle. Habt Ihr bemerkt, dass inzwischen Werbung im TV wesentlich lauter läuft als der Rest des Programms? Solche Zumutungen bleiben weitgehend ohne Reaktion beim Publikum.

Gibt es eigentlich sowas wie den kritischen Konsumenten? Ich vermute mal, dass sich die meisten eine kritische Einstellung schon deshalb nicht leisten, weil das bei halbwegs konsequenter Durchführung zu empfindlichen Einschnitten am eigenen Lebensstil führen würde. Außerdem erzählt man uns andauernd, dass wir konsumieren sollen, weil das gut sei für Frieden, Freiheit und Wohlstand. Ja, sind Verantwortung und Nachhaltigkeit womöglich nur Phrasen wie die Schönsätze in den Leitbildern, die sich die meisten Firmen und Schulen heute verordnen? Habe neulich im Internet eine Seite gefunden, die es möglich macht, ein Firmen-Leitbild in ganzen zehn Minuten zu erstellen. Na denn…

Könnte es so sein, dass uns das Ego relativ weniger Macher eine Realität verpasst, unter der die meisten von uns eher leiden? Oder sollten wir den Alpha-Tieren dankbar sein, dass sie die Dinge in die Hand nehmen? Wer heute eine Firma leitet hat es sicherlich nicht einfach. Keine Frage. Ist es überhaupt noch möglich, verantwortlich und sozialverträglich zu agieren in einer so produktiven und schnellen Welt? Gerät man in den Rachen des Raubtierkapitalismus, wenn man schläft? Oder ist die Globalisierung nur ein Totschlag-Argument? Führen echte Empathie mit den Mitarbeitern und nachhaltige Prozesse nicht letztlich zu höherer Produktivität? Und dann wieder: Schaufelt sich die Menschheit durch die andauernde Produktivitätssteigerung nicht ihr eigenes Grab? Sollte es nicht letztlich darum gehen, dass wir alle deutlich bescheider zu leben lernen? Damit wir weniger Schulden machen, um mit den Armen dieser Welt zu teilen, um Ressourcen zu sparen, um Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, und somit unsere natürlichen Lebensgrundlagen? Haben nur die Menschen in der sog. Ersten Welt Anspruch auf Würde, nicht aber die in der sog. Dritten Welt, und wie ist es mit denTiere, der Natur? Haben sie keine Würde? Sind wir wirklich so blind, so egoistisch, so gleichgültig? Sagt, sind diese Fragen naiv? Oder ist unser Lebensstil naiv? Man wird von vielen schnell als Gutmensch, Moralapostel oder Weltverbesserer abgestempelt, wenn man sie stellt. Im grunde wird man belächelt. Eigentlich ziemlich pervers, aber so sind die Zeiten! Es regieren vor allem zwei Faktore: Spaß und Materialismus. Wir nennen sie aber lieber Individualismus und Wohlstand. Damit lässt sich besser leben. Zum positiven Denken gehört wohl auch eine ordentliche Portion Ignoranz. Hauptsache uns geht´s gut!

Es gibt so viele wichtige und interessante Fragen, doch wir hören fast immer nur Antworten. Und ich glaube in der Tat, dass die allermeisten Menschen in Verantwortung die ´Wahrheit´ bewusst verbiegen, um selbst in einem guten Licht dazustehen. Irgendwie ist es ein Teufelskreis. Siehe weiter oben, alles soll eben positiv sein. Ich glaube, die Menschheit wird mit einem Grinsen untergehen, wenn wir da nicht rauskommen.

Kluge Entscheidungen und nachhaltige Entwicklungen brauchen Ehrlichkeit, Offenheit, Verantwortung, und Respekt füreinander. In unserer Welt regiert vor allem das Finanzkapital. Doch wir brauchen auch Gefühls- und Moralkapital. Warum thematisiert das eigentlich kaum jemand? Richtig, weil die Gesellschaft beschlossen hat, dass es uncool ist. Man kann eine solche Entwicklung nur als dumm bezeichnen. Mag sein, dass es viel mehr kluge Verantwortungsträger gibt, als ich das hier vermute. Doch momentan sehe ich das wieder eher düster.

Noch einmal zurück zum positiven Denken, und zum Leben in der Gegenwart. Die Menschen nehmen solch einfache Ratschläge meist gerne auf. Weil sie gut klingen und weil sie Glück versprechen. Dass es meist die Bedingungen in Betrieb und Gesellschaft sind, die sie unglücklich sein lassen, die Anforderungen an sie und die Ansprüche an sich selbst, das übersehen die meisten Menschen. Und so laufen sie den Esoterik-Gurus oder den Religionen nach, oder weiß der Geier wem. Sie ziehen dann für sich das Beste heraus, es entsteht eine private patchwork-Philosophie des Leb- und Machbaren, und das ist natürlich irgendwie verständlich. Aber die Lebens-Zusammenhänge sind zumeist viel komplexer. Mag sein, dass es besser ist, diese Komplexität erst gar nicht zu verstehen, doch letztlich ist der Mensch und sein Glück doch ein Ergebnis von vielen Tatsachen und Zusammenhängen. Man kann das Falsche und das Schwierige, das Grausame und das Perverse sicherlich ignorieren. Aber irgendwie ist es dann doch eine Flucht vor dem realen Leben. Wer sich die persönliche Erleuchtung verspricht, der wird es womöglich schaffen, tatsächlich einen Weg aus seinem Stress zu  finden, aus seinen Ängsten, aus den Schwierigkeiten seines Lebens. Aber Religion, Spiritualität und Konsum sind immer auch Manipulation. Sich mit Vernunft und Herz dem Leben zu stellen finde ich den besseren Weg. Ein ausschließliches Leben im Moment gibt es nicht. Schon allein deshalb, weil jeder Mensch eine Geschichte hat, zu welcher Erinnerungen, schöne, aber auch solche mit Weh, einfach dazugehören. Und weil er ein lernfähiges Wesen ist, das aus seiner Geschichte Schlüsse für sein weiteres Leben zieht. Nach vorne zu schauen macht ebenso viel Sinn wie der Blick in die Zukunft mit ihren Plänen und Wünschen und Träumen. Wer seine Erinnerungen und  Erfahrungen und seine Wünsche und Träume mit sich trägt, der macht ganz gewiss keinen Fehler, er wird ein kompletterer Mensch sein. Wer das Leben mit Respekt und Demut, mit Liebe und Lust angeht, und natürlich mit Gelassenheit und Humor, der wird sich reicher nennen dürfen, wenn er alle Zeitebenen, die Vergangenheit, die relative Gegenwart und die Zukunft in sein Leben miteinbezieht.

Auch jedes Stück Kunst ist ein Stück Vergangenheit. Ob ich mir einen Song anhöre. ein Bild anschaue, ein Theaterstück genieße. Der Genuß vergeht unmittelbar, mit jeder Sekunde, und es ist auch immer ein Stück Vergangenheit eines kunstschaffenden Menschen, das ich da genieße. Und genauso kann ich mir ein Gefühl herholen, einen Geruch, eine Erfahrung, eine Erinnerung. Sie alle nicht mehr sehen zu wollen wäre eine schlimme Beschneidung des Menschseins.

Wir leben in einem Zeitalter der ungeheuren Ansprüche. Ich glaube, wir vergessen heute viel zu oft, dass wir Menschen sind, keine Götter. Dass wir schwach sein können und dürfen, und unvernünftig, dass wir Angst haben dürfen, und dass wir nicht immer glücklich und gesund sein können. Und dass wir nicht alles können und dürfen. In unseren Köpfen entsteht aufgrund der Religion des Positiven Denkens ein Bild von uns und von anderen, dem wir niemals gerecht werden können. Wir sollten uns nicht andauernd hinter einer lächelnden Maske verstecken. Was nicht heißen soll, dass wir den Menschen nicht mit Respekt und Zuneigung und mit einem offenen Lächeln begegnen sollten.

Ein weiteres wichtiges Thema ist für mich der große Aktionismus, den viele heute an den Tag legen. Andauernd muss was gehen, ohne action ist das Leben scheinbar langweilig, und die meisten erzählen inzwischen andauernd, was für eine gute Zeit sie überall hatten. Egal ob sie stundenlang am Flughafen gewartet haben, oder ob es dröhnend laut oder erstickend eng war beim Konzert, das Fazit muss immer lauten: We had such a good time!. Dieser Blödsinn kam in den 90ern genau wie etwa die Ganzkörperrasur aus den Vereinigten Staaten von Amerika zu uns. Natürlich haben wir uns alle inzwischen an die Achselrasur und an das Noch einen schönen Tag an der Supermarktkasse gewöhnt. Und wehe einer hat sie nicht, die Rasur, wehe die Kassiererin entlässt uns ohne das Sprüchlein… ja, so funktioniert Marketing!

Aber natürlich sind wir alle Individualisten. Das glauben wir jedenfalls. Osho sagt, man solle seine Persönlichkeit ablegen und seine Individualität entdecken. Wobei er mit Persönlichkeit all das meint, was uns die Gesellschaft an Erziehung und Prägung verabreicht hat. Sich selbst zu entdecken, sich selbst zu erkennen, seine Talente und Neigungen und Vorlieben, das nennt er Individualität. Ich finde das eine schöne Idee, ehrlich gesagt. Die Persönlichkeit ablegen… Wenn man bedenkt, dass in den Schullehrplänen andauernd davon die Rede ist, eine solche zu entwickeln! Der gute Osho war ein anarchischer Provokateur, glaube ich, ein Schlitzohr vor dem Herrn. Aber er hat auch vielen im Westen die Augen für eine andere Sichtweise geöffnet. In seiner Philosophie ging es nicht nur darum, das Selbst zu entdecken, man sollte es am besten gleich ganz ablegen, zumindest zeitweise. Auch das ist sicherlich ein interessantes Experiment mit sich selbst, zu spüren, dass man Teil eines größeren Ganzen ist. Und doch ist das letztlich wohl ein ziemlicher Blödsinn, weil der Mensch eben auch ein abgeschlossenes System ist, und das einzige was man im Grunde hat, ist doch sich selbst. Sich weniger wichtig nehmen, das fände ich den richtigen Weg, seine Stellung in der Welt erkennen, seine Spiritualität jenseits der diktatorischen Religionen und der Kirchen entdecken. Den Blick auf sich selbst schaffen. Letztlich geht es für mich darum anzuerkennen, dass wir keine Antworten auf die großen Fragen des Lebens finden werden, dass wir lernen in diesem Leben zufrieden zu sein. Uns sind Verstand und Gefühl und Lebenszeit gegeben. Sie sind ein großartiges Geschenk. Und sollte es mehr geben, danach, dann werden wir das ja wohl mitbekommen, zu gegebener Zeit, nicht wahr? Ich wär gern mal ein Engel. Oder eine Wolke. Oder Sternenstaub.

Für ein zufriedenes und aufgeklärtes menschliches Wesen wird es zunächst einmal wichtig sein zu erkennen, in welchen Systemen und unter welchen Bedingungen man aufgewachsen ist, in welchen äußeren Rahmen man hineingeboren wurde. Natürlich wären wir unter anderen Bedingungen völlig andere Menschen geworden, trotz unserer uralten genetischen Mitgift.

Neben der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wäre für ein gutes Leben vor allem der Blick auf sich selbst vonnöten. Eine Art Außen-Blick auf sich selbst. Macht einmal dieses Experiment und betrachtet Euch mit den wachen  Augen eines anderen. Es ist gut, wenn man sozusagen von außen sieht, wie man sich in Gruppen verhält, ob man eher viel redet oder eher zuhört, was einen wirklich froh macht, was einen eher drückt, wie man sich in Konfliktsituationen verhält. Ob man etwa zuviel Druck erzeugt, zu leicht nachgibt, sich andauernd von anderen beeinflussen lässt, und so weiter. Es ist aber vor allem interessant, das still dasitzende Ich einmal zu betrachten. Was ist das für ein Mensch? Was treibt ihn um? Was macht ihn glücklich? Man wird plötzlich kleiner, stiller, weniger wichtig, wenn man sich so dasitzen sieht mit seinen kleinengroßen Sorgen und Eigenheiten.

Menschen sind unterschiedlich willensstark. Sie erzeugen in ihrem Kopf-Kino eine Vorstellung davon wie es sein sollte, und dann gehen sie mit ungeheurem Elan ans Werk. Sie wundern sich dann oft, weshalb die anderen das einfach nicht kapieren, wo das Bild doch so eindeutig ist. Das Problem dabei: eben nur im eigenen Kopf! Chefs sind manchmal so, und missionarisch veranlagte Menschen. Aber auch in Beziehungen ist das häufig ein Problem. Sie scheitern nicht zuletzt an den Erwartungen aneinander, und an der Art und Weise, wie diese Erwartungen durchgesetzt werden. Und jeder denkt, dass er es doch nur gut meint. Natürlich! In Schopenhauers Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ wird die Vernunft als grundlegendes Prinzip des Zusammenlebens abgelehnt. Ich denke, der Mann hatte Recht. Unser Verhalten wird wohl im Großen und Ganzen von den Gefühlen, vom Unbewussten, und von den tausenden von Generationen, die in jedem von uns stecken, maßgeblich bestimmt. Wobei einige meiner vorigen Gedanken hiermit wohl wieder mal ab absurdum geführt wären, wenn das noch Deutsch war. Oder ist alles doch nochmal ganz anders? Ganz bestimmt, womöglich… Wer will schon Wahrheiten verbraten? Ist ja auch uncool heutzutage.

Jedenfalls glaube ich, dass Schopenhauer unbedingt Recht hat, wenn er behauptet, dass der Mensch von einem unbedingten Willen getrieben ist, sagen wir besser: fremdgesteuert. Die meisten unserer Handlungen erklären wir ganz plausibel und vernünftig, fast so wie wir einem Autofahrer den Weg erklären, aber die beiden Dinge sind nicht vergleichbar. Wie einfach doch eine Wegbeschreibung im Vergleich zum komplexen Labyrinth des Menschseins. Ich glaube, dass der große unbewusste Motor, unser Willen, von einem natürlichen Überlebenstrieb, aber auch von der Unbeantwortbarkeit der großen existenziellen Fragen angetrieben wird.  Auf die werde ich aber hier jetzt zu Eurer Schonung nicht näher eingehen. Bin ja auch nicht Schopenhauer. Ganz so negativ wie der Altmeister sehe ich die Welt auch nicht. Und, ganz wichtig: Ich werde mir auch niemals einen Pudel anschaffen! Die passen auch viel besser zu den Jakob Sisters.

Eigentlich wollte ich noch so vieles schreiben, merke aber wie sich das hier zu einem Monstrum von einem Text auswächst. Und es ist spät geworden. Draußen ist Märchenland. Schnee ist eine Sensation!

Noch ein Gedanke: Unser Glück hängt meines Erachtens viel zu sehr davon ab, wie andere Menschen uns behandeln und einschätzen. Wenngleich wir diese vielbesagten sozialen Wesen ohne Frage sind, so sollten wir darauf dennoch weniger reagieren, finde ich. Wenn wir halbwegs in uns ruhen, wenn wir wissen wer wir sind, was wir mögen und was nicht, werden uns andere nicht mit einer einzigen Bemerkung unglücklich machen können. Wir werden dann nicht mehr wie eine Lampe sein, die andere ein- und ausschalten können wie es ihnen gefällt.

So ich hoffe, dass Euch meine winterlichen Gedanken nicht zu düster waren.

Genießt die Zeit der kleinen Lichter. Und vergesst nicht: Alle Hoffnung kommt letztlich aus der Liebe.

Paulson

Hier noch zwei wunderbare Songs, präsentiert von drei tollen Musikern:

http://www.youtube.com/watch?v=rT-FoZt95D4

http://www.youtube.com/watch?v=hRg8rgiN088

Vogel,Wind,Meer…


Nun sind sie also Geschichte, die Swabian Skies. Glücklicherweise gibt es ja den echten schwäbischen Himmel noch. Und der hat in diesen Wochen ja einiges zu bieten!

Ich möchte mich sehr bei meinen Mitmusikern bedanken. Bei Alex, Andreas, Andy, Artur, Simone, Michi, und auch bei Ilona und Jasmin. Und bei allen, die im Studio bei der Produktion der skies gegroovt haben. Mit Euch Musik zu machen ist fürwahr eine große Freude! Natürlich geht mein ganz besonderer Dank auch an all jene, die das Album gekauft haben, und an die vielen Konzertbesucher. Ohne Euch würde dies Projekt wenig Sinn machen. Und Ihr unterstützt es dadurch auch finanziell. Ich habe es schon einmal geschrieben: Wir sind Idealisten und machen mit den CD-Produktionen und den Konzerten keinen finanziellen Gewinn. Allerdings werde ich in anderer Hinsicht reichlich beschenkt: Zu sehen, wie meine Songs die Menschen berühren ist einfach wunderbar. Vielen Dank für all die schönen Reaktionen! Mehr kann man sich eigentlich gar nicht wünschen.

Dennoch möchte ich Euch noch einmal bitten, die skies, sofern sie Euch gefallen, als kleines Weihnachtsgeschenk in Betracht zu ziehen. Es ist ja richtig „gechillte“ Musik, wie die Jungen heute sagen, und die passt doch ganz gut in die dunkle und stille Jahreszeit. Wir haben auf dieser Seite das „CD-bestellen“ neu gestaltet und einfacher gemacht. Ihr könnt aber auch anrufen, oder in einem der folgenden Läden kaufen:

Neue Buchhandlung Rieger, Balingen
Cremoso
, Balingen
Das Buch
, Hechingen
Musicland
, Ebingen-Tailfingen

Wie geht es weiter mit dem Paulson? Zunächst steht der Beruf wieder ganz im Mittelpunkt. Ich werde versuchen, meinen tollen Schülerinnen und Schülern Englisch und Ethik beizubringen, jede Menge Prüfungen sind vorzubereiten und durchzuführen. Irgendwann im Frühjahr dann werde ich wieder Musiker in meinem kleinen Studio in der Junginger „Fabrik“ begrüßen, und die werden meine bereits eingespielten neuen Songs in Perlen verwandeln. So Gott will wird es im Sommer dann ein neues Album geben, dessen Titel ich bereits kenne, aber natürlich noch geheim halte. Und dann könnte es im Herbst 2011 auch wieder Konzerte geben. Ich hab es schon einmal geschrieben: Der Markt ist übervoll mit tollen Acts, und es ist mehr als schwierig, gute Gigs zu bekommen. Und es ist auch eine Arbeit, die ich noch mehr hasse als die Korrigiererei. Und das will einiges heißen. Sollte sich also unter Euch jemand finden, der Lust darauf hat, CDs und Briefe zu verschicken, stundenlang zu telefonieren und ständig nachzuhaken: Bitte melden! Natürlich gibt es für den Job eine ordentliche Provision. Und natürlich sind auch Sponsoren herzlich willkommen. Denn je mehr Geld ich für die Produktion zur Verfügung habe, desto besser wird sie klingen. Ich kann Euch gerne einen Spendenbeleg dafür ausstellen, oder Ihr bekommt für Euren Beitrag reichlich CDs oder ein Privatkonzert. So, genug gebettelt, aber ein wenig Marketing muss ab und zu sein.

Ich freue mich auch sehr über die zahlreichen Aufrufe der Paulson-Videos. Es ist inzwischen eine beträchtliche Anzahl, vor allem wenn man bedenkt, dass ich in keinem sozialen Netzwerk aktiv bin. Keine Ahnung (so sagen die Jungen heute auch), aber es zieht mich da überhaupt nichts rein. „Paulson hat 0 Freunde“! Manche haben da so viele “Freunde”, dass ich mich frage, wie sie die jemals alle treffen wollen…? Ich gehör halt der Generation an, die noch mit Schreibmaschine groß geworden ist, mit Farbband und Tipp-ex und so….und da war ein Kugelkopf schon DIE technische Revolution. Und nun benutze ich mehr schlecht als recht dieses neue Medium, lasse alles Technische von lieben Menschen machen (Vielen Dank auch mal meinem neuen Webmaster Johannes, den ich immer mit schottischem Whisky bezahle – Cheers, me lad!). Die Schnelligkeit und Vielfalt  der schönen neuen virtuellen Beziehungswelt  überfordert mich ganz einfach, und ich habe auch keine Lust sie zu erlernen. Bleibe bei meinem entschleunigten Tempo, bei meinen Songs, bei meinen Spaziergängen an und auf der Alb. Man kann nicht alles machen, man kann nicht überall sein. Denn am Ende macht man sonst vielleicht gar nichts mehr, und man ist nirgends…

Genießt die Weihnachtszeit, und wenn es stressig wird (angeblich ist die Zeit für viele keine Besinnungszeit), dann schließt einfach mal die Augen und stellt Euch vor, Ihr wärt ein großer weißer Vogel, und der Wind trägt Euch hinaus auf´s Meer…oder so. 😉

In diesem Sinne, und bis bald,

Euer….jetzt hätt ich fast „Vogel“ geschrieben,

Paulson

Bei 17…


…ist nun Schluss mit den Schwäbischen Himmeln. Mit all den Engeln und Elfen und schrägen Gestalten, die wir bespielt und besungen. Wobei das wahre Leben manchmal märchenhafter daherkommt als die abgefahrendste Bühnenshow . Aber das ist eine andere Geschichte… Hier also Eure ultimativ letzte Chance:  Am kommenden Samstag, den 20.11. um 21.00 Uhr spielen Paulson and Friends im Adler zu Meidelstetten. Wo seit über 25 Jahren musikalische Kultur abgeht. Ein wirklich historischer Ort mit netten Menschen und günstigen Gerichten.

Schaut und hört Euch doch bitte mal das hier an (schrecklicher Rahmen, nicht gerade der beste Song, aber zwei Große schwer im Flow)

http://www.youtube.com/watch?v=03Z5Ai3J1ug

cu,

Paulson


Zaubermomente


Hallo, Ihr lieben Menschen,

Letzten Samstag waren wir zu Gast im Bistro Pinselstrich in Albstadt Lautlingen bei Harry van Essen und seiner tollen Crew. Wir hatten viel Spaß, und ich denke mal, dass sich die meisten Leute im gut besuchten Bistro auch amüsiert haben. Vielen Dank für Euer Kommen und für Euer Interesse an meinen Songs.

Wenn man mich fragt weshalb ich diese Lieder schreibe, dann fallen mir immer gleich zwei Dinge eine: Zum einen bewältige ich damit die ungeheuerliche Schönheit des Lebens, und zum zweiten berührt es mich geheimnisvoll wenn ich sehe, wie ich die Menschen berühre. Nicht alle natürlich, wäre ja auch schlimm wenn wir alle gleich fühlten. Aber es gibt  während eines solchen Konzertes immer wieder Zaubermomente, wo sich Menschen in Engel, Feen und Prinzen verwandeln. Und das finde ich doch sehr  erstaunlich. Well, kein Mensch weiß, was die Musik genau mit uns macht, und hoffentlich bleibt sie dies schöne Geheimnis.

Am kommenden Samstag, 9.10.2010, steigt das vorerst letzte Konzert mit Andy Schoy. Und zwar um 20 Uhr im Burladinger Bauhof. (Veranstalter ist der Kulturverein Burladingen, wo nette Leute sich ehrenamtlich bemühen, die Stadt mit Kultur zu beschenken. Allein: die Resonanz lässt wie so oft in dieser reizüberfluteten Zeit zu wünschen übrig).  Andy  ist mit seiner Band Dizzy Bee, durch seine Anstellung am Musicalhaus in Stuttgart und  durch diverse TV-Produktionen ein vielbeschäftigter und gefragter Schlagzeuger. Ich schätze mich enorm glücklich, dass er bei uns mit von der Partie ist.

Möchte Euch noch einen Song des Altmeisters Dylan empfehlen. Blowing in the Wind in einer Fassung von Katie Melua, einer sehr talentierten jungen Frau mit georgischen Wurzeln. Sie wuchs in Tiflis und Moskau auf, kam dann mit neun Jahren nach Nordirland, später nach London.

Erstaunlich, wieviel Frische dem abgenudelten Dylan-Hit hier verliehen wird. Es gibt im Netz unzählige ziemlich unerträgliche Fassungen davon, aber diese hier ist erster Güte. Katie Melua schafft es, den Kopfsong in ein Kribbeln im Bauchnabel zu verwandeln.

Hier der Link:

http://www.youtube.com/watch?v=Hi_x_ioOlE4&feature=related

Euer Paulson

September


Hallo! Bin zurück von meiner Inselreise und noch voller Eindrücke und Wärme und Ruhe. Hatte viele schöne Begegnungen und Zeit zum Lesen, Schreiben, Runterfahren.

Es gibt tatsächlich noch einige wenige Orte, wo die Geräusche der Natur überwiegen. Wo du bei Nacht einen Sternenhimmel siehst, der dich in Ehrfurcht nach oben blicken lässt. Überhaupt weißt du mal wieder, was du eigentlich bist, wenn du da so verlorengeborgen im Wind stehst draußen am weiten Strand zwischen Himmel und Meer.

Wenn du dein Land mit dem Rad durchquerst siehst du allerdings erst mal so richtig den Verschandlungsgrad der Landschaft. Alles zum Wohle unseres Lebensstandards und der zum System gehörenden Mobilität. Natürlich wären meine Unternehmungen kaum möglich ohne diesen Standard. Aber die Hässlichkeiten überwiegen die Schönheiten bei weitem. Kein Wunder, dass die meisten Menschen dorthin abhauen, wo die Welt vermeintlich noch heiler ist. Nun…ich will nicht schon wieder anfangen mit meinem Kulturpessimismus.

Und jetzt geht es in den Alltag. Hatte drei Wochen so gut wie keinen Kontakt zur normalen Welt. Und nun kehre ich heim, erfahre von einigen tragischen Todesfällen, der Sarrazin-Debatte, den Protesten gegen Stuttgart 21. So ist mein September in jedem Jahr: Inselglück, Abschied von der Insel, Abschied vom Sommer, Wiedereintritt in die Realität meines Lebens.

Ich für meinen Teil habe in den letzten Jahren erheblich entschleunigt – das frühere Tempo hätte mich ganz sicher umgebracht – aber dafür finden die anderen immer noch ein Schräubchen, das sie anziehen können, immer noch ein Reförmchen, das sie umsetzen, ein Päckchen, das sie zusätzlich aufladen können. In der schönen neuen Welt des Arbeitslebens wird einem das heute praktisch ankündigungslos und beteiligungslos zugemutet. Nicht dass hier noch die Langeweile und die Nachhaltigkeit ausbricht! Wie sollte man ein Innehalten verantworten vor jenen, die es noch viel schwerer haben!?

Das Leisten, das Produzieren, das Verkaufen und Kaufen, das sind unsere Religionen. Darin sind wir noch viel fanatischer als die religiösen Fundamentalisten. Und wir merken das nicht einmal in unserer Systemblindheit. Wir machen immer nur weiter. Höher, schneller, weiter. Ich glaube aber, dass nur wenige tausend Alphatiere in der Wirtschaft vorgeben, wie alle anderen zu leben haben. Nicht der bedächtige, nicht der sorgfältige, nicht der empathische Mensch gibt den Ton an, sondern die Macher, die Materialisten und Geldmenschen. Die allermeisten von ihnen hinterfragen nie ihr Tun. Und sie denken sogar, sie würden verantwortlich handeln, dabei richten sie oft den Planeten und die Menschen zugrunde.

O.k., ich hör ja schon auf. War jetzt vielleicht auch ein wenig zu düster. Lese gerade einen biografischen Roman über Robert Bosch. Dieser schrullig-geniale und soziale Unternehmer stammt zufällig aus derselben Gemeinde wie ich. Ein wirklich faszinierendes Leben eines sozialistischen Kapitalisten. Sowas gibt es tatsächlich. Es gibt fast nichts was es nicht gibt. Und dies gilt sicherlich auch für Meinungen… 😉

Zur Musik:

Hatte drei Wochen keine Gitarre in der Hand, und nun macht es wieder richtig Spaß, das Ding zu spielen. Nur die Hornhäute der linken Hand sind etwas dünn geworden.

Es stehen im Herbst noch vier Konzerte an (in Lautlingen, Burladingen, Bisingen und Meidelstetten)

Der nächste Gig ist in Albstadt-Lautlingen, im Bistro Pinselstrich. Das alte Lautlinger Schulhaus in der Von Stauffenbergstraße 14 ist in den letzten Jahren vom holländischen Künstler Harry van Essen renoviert und neu gestaltet worden. Ein warmer und sehr interessanter Ort. Das Konzert ist kostenlos und der Termin ist Sa. 25.9., 20:30 Uhr.

Hier der Link: www.atelier-lotus.de

Es werden die letzten Konzerte für lange Zeit sein. In 2011 wird es frühestens im Oktober wieder Konzerte geben. Das hat zum einen mit der immer heftigeren Belastung in der Lernfabrik zu tun. Außerdem verstehe ich mich zu allererst als Songschreiber und erst in zweiter als Performer.  Und womöglich gibt es im nächsten Jahr wieder ein neues Album, je nachdem, wie ich im Studio vorankomme. Dass ich ein Jahr lang keine Konzerte geben werde hat aber auch damit zu tun, dass ich keine Lust habe, mich andauernd verkaufen zu müssen. Aber das ist eine komplizierte und eine andere Geschichte, die ich Euch ein anderes Mal erzähle.

So, und nun noch der musikalische Tipp: Ihr wisst ja, dass ich auf Schnulzen stehe? Wenn ihr das auch tut, dann hört Euch doch mal das hier an. Aber bitte nur dann!

http://www.youtube.com/watch?v=cFyJPKEAv8g

http://www.youtube.com/watch?v=uLQ_1YgCe4E&NR=1


Ich grüße Euch mit einem ganz herzlichen „slow down“. 😉


Paulson

Auf dem Sprung


Die Insel ruft. Bevor ich abreise möchte ich Euch aber noch einen Clip aus der schönen alten Zeit dalassen. James Taylor und Carly Simon singen das grandiose  „Close Your Eyes”, einen Song von James. Man merkt dem guten Mann aber die ganze Zeit an, dass ihn irgendwas irritiert, und ich glaube die Schlusseinstellung  😉 spricht Bände. Zu einem solch traumhaften Liebeslied will dieser  Krempel einfach nicht passen. Andererseits hätten wir dann nicht dies Dokument…

http://www.youtube.com/watch?v=E_D0i7UC9UY

So, der Sattel ruft.

Bis bald,

Paulson

This Prison


Ihr lieben Menschen im weiten Weltall,

Ich möchte euch heute einen Song von Melissa Etheridge nahelegen. Ihr könnt ihn euch auf Youtube anhören. Habe leider keine Version mit Bildern von Melissa gefunden, aber diese hier ist auch schön: sie ist mit vielen emotionalen Fotos unterlegt. Sonia E. Rodriguez-Ortega hat sie zum Song ausgesucht

www.youtube.com/watch?v=j2vlJ3vI13U


This Prison (Melissa Etheridge)

I was high and dry like the Kansas sky
If I ached for any more I knew I’d surely die
Night after night trying to get out of my skin
Day after lonely day
You’d send me back again

I have stood inside this prison
I have touched its stony walls
I know before you try to run
You gotta learn to crawl
I tried to leave it all behind me
I drove all night just to drive all day
But the walls of this prison still surround me
And I can’t break away

I held you so close I thought my soul would break
But you were just a ghost
The holiest mistake
I will not be a judge or the one to set you free
I’ll just keep on drivin’
And time’s a friend to me

I have stood inside this prison
I have touched its stony walls
I know before you try to run
You gotta learn to crawl
I tried to leave it all behind me
I drove all night I drove all day
But the walls of this prison still surround me
And I can’t break away

The sentence has been read everything is done
I wish I could say goodbye to you
Wish I could hold the sun
My eyes are dull and burnt
And they lie to me sometimes
Cause I thought I saw you cryin’

I have stood inside this prison
I have touched its stony walls
I know before you try to run
You gotta learn to crawl
I tried to leave it all behind me
In my dreams somehow I got away
But the walls of this prison still surround me
And I can’t break away


Es geht darin natürlich um die Liebe. Jene große Liebe, welche die Kraft hat, einen Menschen in eine Art Gefängnis zu sperren. Manche haben eine solche Liebe erlebt. Erleben müssen, erleben dürfen. Dieser Song macht mir Gänsehaut, löst die ganze Palette an roten und blauen Gefühlen bei mir aus. Natürlich tauchen sie auch in meinen eigenen Songs immer wieder auf. Alle Songschreiber dieser Welt berichten ja laufend davon: Von Liebe, Freiheit, Sehnsucht, Verzweiflung, Leidenschaft, Rausch… You name it, we have it!

Heute Morgen sind mir diese Zeilen dazu eingefallen. Ich möchte sie gerne mit Euch teilen.


das lieben


vielleicht ist ja das lieben

nur das lebenslange

warten auf die liebe

ein versprechen

eine hoffnung


vielleicht ist ja das lieben

nur das sehnende

erleiden einer liebe

eines getrenntseins

eines schwures


vielleicht ist ja das lieben

nur das immerwährende

suchen nach der liebe

nach der allerersten

einst so urgeborgenen


vielleicht ist ja das lieben

ein im blute wohnendes

wissen um das schöne

dieses lebens

dieser welt


Euer Paulson

Cool…


…kann man bei der Hitze nur bleiben wenn man sich nicht wirklich bewegt. Ich bewege mich in Zeitlupe durch meine Wohnung, eigentlich immer auf dem Weg zum großen Glas mit den vielen Eiswürfeln. Wegen mir müsste es wahrlich keine Hitzetage und Tropennächte geben, aber nun, sie seien den Südländern unter uns gegönnt. Schließlich werden die Tage ja schon wieder kürzer. Ewig wird die Glut nicht anhalten.

Die Vorfreude auf mein jährliches Island in the Sea steigt. Vorfreude ist eine herrliche Freude. Sei es auf ein schönes Essen, eine Begegnung, ein Fußballspiel. Ungut, wenn mensch sich nicht mehr freuen kann…

Die letzten beiden Nächte waren heiß bei mir, nicht nur wegen der Temperaturen. Vorletzte Nacht hatte ich einen sehr intensiven Traum, einen schönen und mysteriösen Traum von einer innigen körperlichen Vereinigung mit einer himmlischen fernen Fee, mit einer zeigefingererhobenen dreiäugigen Greisin (die beim Blinzeln immer abwechselnd die beiden äußeren und das mittlere Auge geöffnet hatte), und mit einem einzigen Wort, das jetzt noch immer nachklingt in mir…

Kennt ihr das, wenn dich so ein Traum wie eine Art zweite Realität durch den ganzen Tag begleitet? An jenem Tag lebte ich gar mehr in diesem traumhaften Traum als im richtigen Leben. Nun, wer weiß, womöglich ist ja dieses Leben ohnehin der Traum irgendeines anderen. Sofies Welt, Platons Höhlengleichnis, Paulson´s vermeintliche Existenz…

Apropos Höhle: Die letzte Nacht, dieses stundenlange Blitzen und Donnern. Man kann es sich ja naturwissenschaftlich erklären, ist aber eher langweilig. Wer weiß wer da dahinter steckt… ? Jedenfalls hab ich normalerweise keine Angst vor Gewittern. Aber das war schon heftig, hey. Hörte sich an wie das Grollen und Heranrollen einer ganzen Armada von Weltbeendern. Von überall her hallte dieser Donner wieder.

Und nun ist es ein wenig kühler und durch die weit geöffneten Fenster streicht ein Hauch von Luft um meinen Körper.

Ich möchte Euch heute zwei Versionen desselben Songs empfehlen. Von Joni Mitchells Big Yellow Taxi. Zunächst eine hinreißende Fassung der jungen Kanadierin aus dem Jahr 1970, dann eine wesentlich neuere und wunderbar groovige von den Counting Crows.

In dem Song geht es auf humorvolle Art um ein wichtiges Thema: Den Umgang mit dem den Lebewesen geschenkten Planeten. Wir Trockennasenaffen kommen dabei nicht sonderlich gut weg. Im Umgang der Menschen untereinander heißt es ja vernünftigerweise, man dürfe vieles tun, solange man einem anderen nicht schade. Wir würden also eher nicht in den Garten unseres Nachbarn eindringen, seine Bäume absägen und seine Frau entführen, nicht wahr? 😯

Hier die beiden Links:

http://www.youtube.com/watch?v=ZgMEPk6fvpg

http://www.youtube.com/watch?v=qVD6_BGV8mM


Bis demnächst,

Paulson

Ist es nicht seltsam…


…wie wir manchmal Einstellungen, Angewohnheiten und Meinungen übernehmen von anderen Menschen… von solchen, die uns irgendwie wichtig sind zumeist…und sie uns dann zueigen machen und denken es seien die unseren…und sogar denken sie seien unserem Verstand entsprungen? Ich habe einen guten Bekannten, wenn man nicht allzu anspruchsvoll ist könnte ich sagen, es sei ein Freund. Ich weiß, dass er mich und meine Musik mag, mich fast durchweg wohlwollend sieht. Nur an einem Punkt blitzt in regelmäßigen Abständen Kritik auf. Ich unterstelle ihm, dass es gar nicht seine eigene Kritik ist, denn ich weiß zufällig, dass vor einigen Jahren ein anderer Mensch, der ihm wichtig ist, diese kritischen Worte über mich ausgesprochen hat. Die müssen ihn damals beeindruckt haben, und weil er uns beide mag,  ist da wohl etwas hängen geblieben, und immer dann, wenn sich dieses Verhalten meinerseits wiederholt, kommt wie ein Automatismus diese Kritik, von der ich glaube, dass es im Grunde gar nicht seine ist.

War das jetzt zu kompliziert? Well…

In der Tat wundere ich mich oft darüber, dass die meisten Menschen denken, unabhängig zu handeln. Die Autonomie des Geistes und des Verstandes ist ja auch nach langen Zeiten des Aberglaubens und der Knechtschaft durchaus eine Errungenschaft. Ich glaube jedoch, dass wir Menschen viel komplizierter sind, dass wir mitnichten frei sind in unserem Handeln und Denken. Zu viele Menschen und Systeme haben uns beeinflusst, manipulieren uns sozusagen in jedem Moment: Eltern, Geschwister, Freunde, Lehrer, Schwaben, Deutschland, Kapitalismus, Leistungsgesellschaft, Frieden, Wohlstand, Materialismus. Und schließlich manipulieren wir uns dann selbst, eben als das Produkt, das wir durch all diese Einflüsse geworden sind.

Neben dieser uns maßgeblich formenden äußeren Welt gibt es ja noch unsere innere: die Natur des Menschen. Und natürlich unsere Gefühle, all das was wir außer dem Stofflichen noch sind. Und natürlich sind wir nicht in erster Linie stofflich und rational. Denkt nur an all das Lachen, Weinen, Singen, Schreien, Beten. Wer könnte sie erklären? Meist verstehen wir uns ja, wenn wir ehrlich mit uns sind, selbst nicht einmal. Wir nehmen uns so wie wir sind, und am besten können wir das, wenn wir alleine sind, oder mit den Menschen, die wir mögen oder lieben. Außerhalb dieser Systeme verbergen wir zumeist unsere Unsicherheit über unsere wahre Natur – ja, wenn man so will: unsere Menschlichkeit.

Indem ich dies schreibe offenbare ich ein klein wenig davon. Im Grunde würde ich da noch mehr öffnen wollen, doch es bleibt  eine erhebliche Scheu, dies hier öffentlich zu tun.

Ich habe in den letzten Jahren immer wieder die Erfahrung gemacht, dass ich Menschen überfordere, wenn ich über den Tellerrand des Sichtbaren, des Materiellen, des Äußerlichen, hinausschauen möchte, wenn ich sie und mich konfrontiere mit dem inneren Wesen des Menschen. Wenn ich darauf aufmerksam machte, dass eine Entwicklung wohl tiefere Ursachen hat als die mit den Augen und dem Verstand wahrnehmbaren. Das ging mir so im Beruf, aber auch mit Freunden und Bekannten, die manchmal nicht umgehen konnten mit dieser Form von Nähe, die sie negativ auf sich bezogen.

Es hat mir beispielsweise oft Sorgen bereitet, wenn Menschen viel Energie für etwas aufbringen und doch bei Äußerlichkeiten stehen bleiben. Wenn sie perfekt sind mit Zahlen, im Organisieren von Dingen, aber nahezu blind wenn es zum Beispiel darum geht zu erkennen, dass die eigenen Überzeugungen für andere nicht taugen, ja, dass diese womöglich leiden oder scheitern in den von ihnen so perfekt aber seelenlos geführten Systemen. Oder wenn ein angelernter freundlicher Umgangston mit Gesprächskultur verwechselt wird, wenn die Ausstattung von Gebäuden und Räumen keine Rücksicht nimmt auf die Bedürnisse der Menschen. Wenn gar nicht gesehen wird, dass den Menschen das Wahrgenommenwerden viel wichtiger ist als der perfekte äußere Rahmen. Wenn fast jedes Gespräch zur Selbstdarstellung wird, zur Machtdemonstration, zur Klage. Nur ein paar Beispiele.

Wir sind ja inzwischen eine Gesellschaft von getriebenen Perfektionisten geworden. Es zählt fast nur noch der Marktwert unserer mit Geld zu bemessenden Leistung. Und jedes Jahr finden die Millionen von Hebelumleger in unserem Deutschland Rädchen, an denen sie noch ein wenig drehen können. Sie können oder wollen nicht erkennen, dass es massenweise Menschen gibt, die da nicht mitwollen oder nicht mitkönnen. Weil sie langsam sind, oder sorgfältig, oder kreativ, oder weniger getrieben, oder weil sie merken, dass sie das Tempo unzufrieden oder krank macht. Natürlich verdanken wir den gesunden Machern in unserem Land unseren Wohlstand. Aber auch hier sehen wir nur wieder den materiellen Wohlstand. Die Langsamkeit, das entspannte und entschleunigte Leben ist inzwischen nur noch ein Privileg der ganz Reichen oder der Armen. Fast alle anderen hetzen von Auftrag zu Auftrag, und im Urlaub hetzen sie sogar noch zum Flieger. Horrorszenario: Stau auf der Autobahn, Angst den Flieger zu verpassen. Mensch, wie leben wir eigentlich?

Ich hab an Pfingsten einige herrliche Tage am See verbracht, direkt am Wasser, unter Weiden, mit Blick auf die Berge, auf die Wolken, auf die langsam dahingleitenden Schiffelein. Gelesen, geschlafen, nachgedacht. Abends gut gegessen. Viel mehr braucht ein glücklicher Mensch nicht.

Glücklicherweise gibt es ja im Leben Begegnungen, die uns faszinieren und auch prägen – siehe oben. Eine davon gab es für mich im September 1997. Ich spielte bei einem Songwriter-Abend in meiner Heimatstadt Langenau, und nach mir folgten noch zwei US-Amerikaner. Der letzte des Abends war ein gewisser Eric Taylor. Es dauerte etwa sieben Sekunden bis ich an ihn verloren war. Eine solche Präsenz, eine solche Ausstrahlung. Gänsehaut und knisternde Spannung im Publikum. Ich hatte ihn zuvor Backstage erlebt und wusste, dass er sich bereits mit reichlich Whisky (was er „apple juice“ nannte) für seine Performance bereit gemacht hatte. Vom ersten Akkord an hatte ich das Gefühl, dass da einer stand, der sein Leben erzählte, schwer und echt. Für alle zwar, aber irgendwie sehr introvertiert und abweisend. Meine Gänsehaut kam aber nicht nur von der kehligen Stimme und den traurigen Akkorden seiner auf Offen F gestimmten Gitarre. Es war einfach die ganze Persönlichkeit, die mich damals in ihren Bann zog. Selbst sein Lächeln war schwermütig, und den ganzen faszinierenden Abend lang hatte man das Gefühl, dass er bei der kleinsten Unstimmigkeit durchaus würde in die Luft gehen können. Und irgendwie hatte man beim Zuhören fast ein schlechtes Gewissen. Da war einer, der litt, einer, der in verschlüsselten Worten sein Leben präsentierte.  Was nur, fragte ich mich, hatte dieser Mann wohl bloß alles durchgemacht?

Eric Taylor stammt ursprünglich aus Georgia, wurde 1950 in Atlanta geboren, gehört aber seit den 70ern der Songwriter-Szene in Houston/Texas an. Er war Weggefährte von so bekannten Leuten wie Townes Van Zandt, Steve Earle, Gay Clark. Eric hatte starken Einfluss auf Lyle Lovett. Verheiratet war er mit Nancy Griffith, die ihr mit ihm im ersten Clip seht. Sie ist eine recht bekannte Grammy-geschmückte texanische Folk- und Countrysängerin. Diese Songschreiber aus Houston, von denen die meisten ohne Major Label agieren, zeichnen sich durch Rauhheit und einen rebellischen Geist aus. Vor allem in Zeiten von George Troubleyou Bush hatten sie jede Menge Angriffsfläche.

Schaut Euch doch bitte die folgenden beiden Clips an. Der erste wohl aus der zweiten Hälfte der 1980er, der zweite zeigt Eric stark verändert bei einem Konzert in Irland  im September 2009.

http://www.youtube.com/watch?v=VeTUcLaC-xE&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=4yCJGxzs8VA&feature=related

Hier noch zwei schöne Songs in Studioqualität, beide mit dem tragisch-traurigen „Eric Taylor-Feel“.

http://www.youtube.com/watch?v=syyRYfHdwe8

http://www.youtube.com/watch?v=wSWBPr0NDXA&feature=related


Viel Spaß beim Anhören.

Bis bald,

Euer Paulson

Ein Regentag…


…noch einer, aber dann wird es ganz sicher direktement Sommer. Seht und hört Euch doch in der Zwischenzeit mal diesen Song an, der bringt sicherlich ein wenig Sonne in eure Herzen.

http://www.youtube.com/watch?v=0kKR5XuYL9c&feature=channel

Bis bald

Paulson

Peter Schilling…

h0

…heißt der geniale Fotograf, dem wir die Bilder von unserem Konzert im Werkforum Holcim in Dotternhausen verdanken. Beleuchtet wurde die Bühne von den Jungs von Prolite Event. Sie verwandelten die Szenerie doch glatt in ein Theater. Und so war denn auch das Feeling für die Band: Gänsehaut! Schaut doch bitte mal rein:

Wenn Ihr die Gelegenheit habt, besucht auch mal das Werkforum. Elke Groeger gestaltet dort ein professionelles Kulturprogramm bei freiem Eintritt. Ein echtes Schatzkästchen haben wir hiermit im Zollernalbkreis. Wenn man am weniger schönen Zementwerk (ich nenne es mal Alb-Manhattan) vorbei fährt, kann man das ganz gewiss nicht erahnen.

Während wir immer noch auf den Beginn des Frühlings warten trauern wir mit Deutschlands verletztem Knöchel, freuen uns trotzdem auf die Fußball-WM und den Sommerurlaub.
Am besten ist es aber sicherlich immer noch, sich an jedem Moment des Lebens zu erfreuen. Kein einfaches Unterfangen. Wer ist schon Gott? Aber versuchen kann man es ja mal,
nicht wahr?

So, hab gerade ein paar Weizenbier kalt gestellt, falls er dann doch noch kommt, der Frühling.

Cheers!

Euer Paulson

Mairegen


Ihr müsst das einfach so sehen: Er ist gut für die Natur, der Daueregen. Und die Grundwasserspeicher werden gefüllt für einen langen warmen Sommer. Nicht verzagen, es wird schon!


Hier ein Auszug einer Konzertkritik aus der Backnanger Kreiszeitung von unserem Konzert in Backnang am 10.4.2010

Die menschliche Seele und ihre Facetten

Songwriter Paulson stellte im cje seine „Swabian Skies“ vor – Poetische, nachdenklich stimmende und kritische Töne

Er liebt den Winter und die See, die menschliche Seele mit all ihren komplizierten Facetten und den mystisch-blauen, weiten Himmel über seiner schwäbischen Heimat: Singer-Songwriter Paulson. Der musikalische Poet von der Schwäbischen Alb stellte im club junges europa in Steinbach seine mittlerweile sechste Solo-CD „Swabian Skies“ vor.

Von Marina Heidrich

BACKNANG. Mit Andreas Reif an Keyboard und Kontrabass und Drummer-Percussionist Andy Schoy standen gleich zwei hervorragende Musiker auf der Bühne, die beide an der Produktion von „Swabian Skies“ beteiligt waren. Wo die Seele frei reisen kann, unter den schwäbischen Himmeln, so heißt es übersetzt im Titelsong, da ist der als Ernst Buntz geborene Songpoet Paulson zu Hause, da sind seine Wurzeln und sein Herz. Direkt am Albtrauf lässt er sich durch Spaziergänge in der weiten Landschaft zu seinen Eigenkompositionen inspirieren; seine Texte sind auf Englisch, die Musik ganz im Stil der großen Songwriterballaden gehalten. Einflüsse von Neil Young, Jim Croce, Leonhard Cohen aber auch von den Eagles sind spürbar.

Spaziergänge am Strand, der letzte Urlaubstag mit seiner leicht melancholischen Aufbruchsstimmung, das Leben als Fluss, das Rätsel Mensch, alles Themen, die Paulson in seinen Liedern dahinfließen lässt. Zwischendurch fluffig-lockeres zum Mitsingen wie „What a night“, das die Stimmung eines Konzertabends beschreibt. Doch durchaus auch Kritisches fließt aus Paulsons Feder. „Where is the devil?“ fragt er in einem schnelleren Song über die „…ganze braune Soße“. […]

Anders als angekündigt wurde Paulson nicht von Ilona und Jasmin Roth unterstützt. Diese haben die Gruppe vor Kurzem verlassen. Stattdessen standen der bestens gelaunte Blickfang Artur Stopper und die junge Simone Conzelmann auf der Bühne. Stopper hat schon oft mit Paulson zusammengearbeitet und ergänzte diesen wunderschön vor allem bei der Schlussnummer, einem zauberhaften Gute-Nacht-Lied, das Paulson für seine beiden Töchter geschrieben hat. […]

Zum Schluss gab es reichlich Zugaben zum Mitmachen und -singen, viel gute Laune und ein zufriedenes Publikum.

Backnang 1

Präsentierte im club junges europa sein neues Album: Paulson (rechts) und Friends.
Foto: A. Wahl


Meinen heutigen YouTube-Tipp habe ich auf der website der Cownting Crows gefunden. Deren Album August and Everything After von 1993 hatte ich übrigens auf meiner Liste der Lieblingsalben glatt vergessen. Wunderschön melancholische Rockmusik ist das!
Glen Phillips kannte ich natürlich auch nicht. Der Mitschnitt ist von 2007. Ein Jahr später zerbrach ein Glastisch auf dem er saß, und Glen eriltt erhebliche Verletzungen am Arm. Seitdem ist seine Gitarrenkunst eingeschränkt, er tourt aber weiter. Er ist nur ein Beispiel für Millionen von nicht ins Vorurteil passender Amerikaner. Seit meiner Zeit in den USA (ist das lange her… damn!) weiß ich , dass dieses Land auch enorm vielfältig und wunderbar ist. Wir wollen ja auch nicht auf eine Bockwurst reduziert werden als Deutsche, nicht wahr?

Hier nun der Link:

http://www.youtube.com/watch?v=gauR0gWqHTo

Über unser wunderbares Konzert in Dotternhausen schreibe ich Euch demnächst. Es wird dann auch wieder Bilder von Peter Schilling geben.

Kuschelt Euch ein wenig in eine warme Decke, dort draußen im kühlen Maienregen.

Euer Paulson

Unterwegs…


…war ich heute. Mit dem Radel im Flow, sozusagen, ein Seitental der Alb, ein kleiner See, blauer Himmel. Außer mir waren natürlich auch die anderen 79 999 999 Deutschen unterwegs. Dort an dem Seele, das wäre das Paradies auf Erden, wenn sie nicht dies graue Band mitten durch das Tal und den Berg hinauf gebaut hätten. Ausgerechnet an der einzigen Stelle mit einem See! Natürlich wusste man beim Bau noch nicht, dass es einmal eine Freizeitgesellschaft geben würde. Habe den Krach dann mit schöner Musik übertönt, weiter auf dies traumhafte Ambiente geschaut und gespürt, wie es hätte sein können…

Nun, wer heute den permanenten Akustikmüll nicht ausblenden kann, der wird natürlich verrückt. Die meisten von uns können gut mit den Lauscherbeleidigungen umgehen. Man will ja schließlich selbst auch mobil sein, und da wäre es ja unlogisch, wenn man… 😉

Der heutige Sonntag begann um Viertel vor acht mit einem Motorsegler, ich denke die Dinger heißen so. Fliegende Kettensäge wäre auch passend. Da sitzt ein einzelner tollkühner Abenteurer auf so einem Gestell mit Tragfläche und höllisch lautem, extrem hoch drehendem Motor. Und die Dinger sind langsam wie Schnecken. Und so versüßte dieser eine Mensch den Hechingern und Wessingern und Zimmernern und all den andern auf seinem Weg den Sonntagmorgen durch seinen luftigen Egotrip. Einer für alle, gewissermaßen. Manchmal ist es gut, dass ich kein Gewehr habe…

Kaum beginnt die Biomasse zu explodieren (man nennt es auch Frühlingseinzug), da dröhnen schon wieder von überall her die Motoren. Quasi ein Einmarsch der Maschinenist das. Grüner Krieg. Einer meiner Nachbarn sägt seit Jahren mit Kettensäge, so in zehn schönen Häppchen verteilt über den ganzen Tag. Immer mal ein paar Minuten. Muss eine Art Hobby sein. Da lob ich mir den von der anderen Seite, denn der hat sich neulich eine Bandsäge gekauft – ich schätze mal aufgrund der neuesten OBI-Werbung, wo der Mann noch ein richtiger Mann ist – und sägt wenigstens immer gleich zwei Stunden am Stück. Da kann ich mich dann wenigstens drauf einstellen. Es geht eben nichts über verlässliche Partner. Zu den Rasenmähern schreib ich jetzt nur soviel: sie machen mich schon lange nicht mehr rasend. Sie sind fast harmlos im Vergleich, friedlich wie Igelein gleiten sie, wenn auch lärmend, übers Gras. Manche mähen allerdings bereits wenn noch gar kein Gras vorhanden ist. Muss eine Art Trieb sein. Bin ja im Grunde meines Herzens auch ein Gärtner. Ist einer meiner sieben Berufe. Allerdings ruht er gerade. Fast. Mein Balkonien ist bereits gut auf den Sommer vorbereitet. Blumen, Tomaten, Gewürze. Werde diesmal auch Zucchini probieren. Vielleicht sollte ich mal die neue fast lautlose Bewässerungshydraulik von Lidl ausprobieren. Die gab´s neulich im Angebot. Vor einem Jahr hab ich dort auch meine Urinsteinfräse gekauft. Funktioniert einwandfrei das Ding, nur höllisch laut halt. Viermal so laut wie ein Laubbläser. Aber von Nichts kommt Nichts…

Jaja, dies Krachmacherland ist schon manchmal schwer zu ertragen. Und die meisten Menschen sind zu systemblind um zu bemerken, dass sich ihre Lebensqualität jährlich verschlechtert. Aber für viele ist eben Lebensqualität wenn sie endlich den 200-PS-Jeep unterm Hintern haben. Oder einen sauberen Garten unter Aufbietung aller nur erdenklichen maschinellen Hilfen. Wissen die eigentlich noch wie schön es ist wie ein Kind die Erde mit den Händen zu beackern? Waren die nie Kinder? Oder werden sie nie erwachsen? 😕

Noch ein paar Sätze zum Flugverbot: War das nicht großartig? Ein wundervolles und unerwartetes Geschenk. Endlich mal wieder Frieden für die schwäbischen und alle anderen Himmel über Europa. Noch nie war mir Island so nah. Schon unfassbar wie selbstverständlich sich die Menschen  auf  Stratosphärenhöhe katapultieren lassen, wo ganz sicher kein Mensch hingehört, eigentlich. Und schon unglaublich, wie in unserem sozialen Spaß- und Raubtier-Kapitalismus fast alles durcheinander kommt ohne Mobilität. Alles hoch getaktet und Millionen Rädchen, die da ineinander greifen. Man stelle sich mal vor es fielen gleichzeitig EDV und Treibstoffversorgung aus! Nun, das wäre eher ziemlich unschön. Da es uns inzwischen fast sieben Milliarden Mal gibt, wäre das wohl der Beginn eines katastrophalen Verteilungsgemetzels. Aber auch so bezahlen wir für unseren Lebensstandard einen hohen Preis.

Jedenfalls sollten wir öfter mal den Himmel den Engeln und der Fantasie überlassen. Auch weil es inzwischen fast unzählige Engel gibt. Und wo sollen die denn auch rumfliegen, wenn nicht am Firmament?!

Die Auftritte in Backnang und Pforzheim waren toll. Wenn Ihr uns auch mal wieder live sehen und hören möchtet, wir spielen am Donnerstag, den 6.5. im Werkforum in Dotternhausen, in einem richtig schönen Ambiente. Wenn Ihr die beiden Begriffe Werkforum und Dotternhausen eingebt erfahrt Ihr mehr darüber. Der Eintritt ist frei, es wird aber für einen guten Zweck gesammelt. Besetzung: Andreas Reif, Andy Schoy, Artur Stopper, Simone Conzelmann.

Und noch ein YouTube-tipp:

www.youtube.com/watch?v=9198_8094uY

So, jetzt ist Sonntagabend. Die Welt hat ein wenig Ruh. Und draußen singen die Vögelein. Wo und wer immer Ihr seid: Genießt den lauen Lenz!

Euer Paulson


Paulson YouTyp


Seit ein paar Tagen gibt es nun auch Live-Videos von Paulson und seinen Freunden auf YouTube zu sehen. Ich möchte Elmar Schnekenburger und seinem Team sehr herzlich danken. Und natürlich meinen treuen und unvergleichlichen Mitmusikern Andreas, Andy und Artur, nicht zufällig wohl alle drei mit einem A beginnend, wie in eins A, wie in A number 1! Es ist ein großes Glück Euch kennen und mit Euch spielen zu dürfen!

Ich finde die Filmchen echt klasse; wie ich zumeist alles, was nicht durch und durch perfekt ist, klasse finde.  Denn im Perfekten und Sterilen lebt es nicht, und ich denke schon, dass es in diesen Videos lebt. Am lustigsten finde ich die gelegentlich vorbeifahrenden Autos dort im Fenster zwischen Andy und Paulson. Und das heimelige Ambiente ist doch schön, oder? Der Guiness-Vogel. Das Dunkle der Bären-Höhle, die an jenem Abend gut 50 Menschen fast unsichtbar beherbergt. Und die YouTube-bedingte Unschärfe der Filme schmeichelt dem Teint der  altersfortgeschrittenen Bandmitglieder. Elmar hat natürlich nur die besten Szenen genommen, denn zu weit wollen wir es mit der Imperfektion denn doch nicht treiben.

Die Frage ob es diese Videos denn unbedingt auch noch hätte geben müssen, stellt sich nicht. Denn es gibt sie. Sollte dieser Gedanke unlogisch gewesen sein, so tröstet Euch damit, dass Logik ein theoretisches Konstrukt bleibt in einer Welt in der es nur so lebt. Wie seelenlos doch alles wäre, gäbe es die Widersprüche nicht, die Fehlhandlungen, die Schmerzen, all die offenen Fragen, und eben auch diese schönen Unnötigkeiten.

Eine solche Aussage kann wahrscheinlich nur einer tätigen dem es zu gut geht (An dieser symptomatischen Stelle möchte ich einmal meine ziemlich unperfekte Kommasetzung entschuldigen. Ich folge meist einem diffusen Gefühl dabei, weniger einer logischen Regel).

In der Tat musste ich in meinem Leben noch keine persönlichen Katastrophen erleiden, wenn man einmal vom Tod der Eltern absieht, und dem Verlust von einigen lieben Menschen, darunter durchaus auch noch lebende. Meine größte persönliche missglückte Mondlandung war wohl das Ende meiner Ehezeit. Was ein solches Ende alles an negativen Gefühlen bei allen Beteiligten verursacht, will ich hier natürlich nicht beschreiben. Jedenfalls ist das nun schon Jahre her, und die Dinge normalisieren sich, wenn es sowas wie Normalität überhaupt geben kann im Leben… Es ist jedenfalls wohltuend wenn sich die Ängste, Verspannungen, all die Verbitterung und die Illusionen so langsam auflösen. Man denkt ja die ganze Zeit man hätte alles prima im Griff. Kein Rosenkrieg, keine Anwälte, keine Kurzschlusshandlungen… das lief doch alles ganz gut!? Aber es spielt sich so vieles ab im Menschen, man weiß das erst hinterher, und manches wird man nie ganz wissen. Und das ist auch gut so. Jedenfalls wohnt ja angeblich jedem Anfang auch ein Zauber inne, und in diesem Sinne will ich mal auf Optimismus machen und das denn auch sehen.

Noch zwei Dinge:  Simone, es hat großen Spaß gemacht mit Dir im Kräuterkasten. Ich freue mich auf die weiteren gemeinsame Konzerte!

Und noch folgender „YouTyp-Tipp“ (Mann trägt jetzt wieder Bart)

www.youtube.com/watch?v=2kotP5t9qjo

Herzlich,

Paulson

Spuren…


Na, könnt Ihr die Winter-Zugaben auch genießen, oder plant Ihr bereits die Flucht nach Süden?

War heute auf den Waldwegen um die Burg herum unterwegs, hab Spuren in den tiefen weichen neuen Schnee gezogen. Und von oben fielen die Flöckchen und die wunderbaren Lautentöne von John Dowland direkt in meinen Kopf. Hey, wenn Ihr chillige Musik hören wollt, dann nehmt diesen Dowland. Bei ihm stimmt jede Note, und wirklich keine ist zuviel. Schlicht und schön wie der Wald im Winter. Der gute Sting hat sich auch von ihm inspirieren lassen.

Nächsten Freitag spiele ich mit Andreas Reif, Andy Schoy und Artur Stopper im Albstädter Kräuterkasten (Ebingen, Im Hof). Durchaus möglich, dass es noch einen special guest gibt…

Ich freu mich, wenn ich Reaktionen auf meine kleinen Weltbetrachtungen bekomme. Die meisten davon sind sehr positiv, ich scheine bei manchen Menschen einen Nerv zu treffen, oder wie der Musiker es vielleicht sagen würde: Es gerät eine Seelensaite in Schwingung. Das freut mich. Traut Euch bitte. Irgendwo schreib ich hier ja doch in ein großes schwarzes Loch hinein.

Neulich sagte einer – er sei sehr herzlich gegrüßt – dass ihm das oft zu pessimistisch sei. Nun, ich empfinde nie negativ, wenn ich hier schreibe. Keines meiner Worte tut mir weh. Aber die Welt um uns, wenn sie uns begegnet – sei es durch, Taten, Ereignisse, Bilder, Töne oder eben Worte – fällt auf einen jeweils ganz eigenen Seelengrund. Und wenn Euch meine Worte und Gedanken Schmerzen bereiten sollten, innen drin, dann stellt sich natürlich durchaus die Frage wer hier Optimist und wer Pessimist ist. Im Grunde glaube ich auch nicht an diese Einteilung. Gut und Böse, positiv und negativ – das sind verständliche Vereinfachungen für die Betrachtung der Welt, sie sind aber halt eine Schwarz-Weiß-Beschreibung. Und die trifft es einfach nicht. Fast die gesamte Welt, inclusive uns Menschen, besteht doch aus Grautönen, und natürlich aus tausenden von Farben.

Und die kommen jetzt hoffentlich bald wieder in die Welt, demnächst, im Frühling, wenn er dann so um Mitte Juni herum aus dem Eis bricht. Vor ein paar Jahren bin ich mal in einer frühen Hitzeperiode Mitte April im Schömberger See geschwommen. Nun, manchmal geht es schneller als man denkt…

Ich grüße Euch!

Paulson (11.3.2010)


Winter


Das wird einen Frühling geben! Er wird ein Fest werden! Die Gärten und Wiesen und Wälder werden erblühen – und erst die Seelenlandschaften der Menschen! Nach so einem schneebepackten Eisschrankwinter wird die Wärme sooooo guttun.

Ja, selbst ich als bekennender Winterfan sehne mich nun nach wärmeren Tagen. Hat aber auch damit zu tun, dass ich nach einer Operation derzeit nicht durch die Zuckerwattewälder tigern darf. So schau ich es mir halt von drinnen an, wie der schäbische Himmel Flöckchen auf die Landschaft schneit. Mit einem guten Buch und einer Tasse Tee ist das Drinbleiben ja auch nicht gerade eine Strafe.

Gut gefallen haben mir in letzter Zeit der neue Paul Auster, Invisible, Exit Ghost von Philip Roth und Luc Ferrys Philosophie-Bände. Und derzeit bin ich mit Charles Darwin und der Beagle auf Weltreise. Jürgen Neffes Buch ist exzellent geschrieben. Eine Mischung aus Reiseerzählung, Darwins Entdeckungen und Lehre und einer beeindruckenden philosophischen Einordnung des Ganzen.

Der Gig im Glemser Hirsch war wieder schön, so wie die überraschenden Begegnungen vor und nach dem Konzert. Diesmal wieder mit Artur, und einem Angel, das mich am Herzen berührte. Danke, Arturo! In der Faschingszeit keine Faschingsband zu sein empfinde ich immer als besonders wertvoll. Die Zeitungen, Straßen und Hallen sind voll mit den hüpfenden Horden, denen ich nichts abgewinnen kann. Da fehlt mir wohl die entsprechende Sozialisation, das Narren-Gen. Wenngleich ich als Junge einige Jahre lang das von meinem Vater geschneiderte Winnetou-Kostüm gern getragen hab. Nun, wieder mal gilt: Jedem das Seine. Die meisten Songschreiber sind nicht gerade gruppengesellige Typen, und das gilt sicherlich auch für mich. Und gesellig sollte man schon drauf sein, wenn man sich ins bunte Treiben wirft.

Der nächste Auftritt wird am 19.3. im Kräuterkasten in Ebingen sein. So wie´s aussieht wieder mit Andy Schoy und Artur Stopper, und womöglich mit einer Überraschung. Unsere Damen Ilona und Jasmin Roth werden leider bis auf weiteres nicht mehr dabei sein und neue Wege gehen.

Manchmal verstehen wir die anderen nicht. Das liegt vor allem an unseren Erwartungen an sie. Ich stell das immer mehr fest. Das Leben ist doch ein einziges Feuerwerk von Projektionen. Wir schreiben unsere eigenen Wünsche anderen Menschen zu. Wenn uns dieser Mechanismus bewusst ist, dann wundern wir uns über weniger, dann sind wir seltener enttäuscht. Ich kann mich nur wiederholen: Wenn wir nicht einmal wissen, wer wir selbst sind und was in uns vorgeht, dann ist es doch reichlich naiv zu glauben, man könne den anderen verstehen. Zum Beispiel bei einer überraschenden Entscheidung.

Je länger ich lebe, je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass es so ziemlich das Dümmste ist zu glauben, man wisse wie ein Mensch oder die Welt ist. Und in einer Sache Recht haben zu wollen ist, wenn man sich das genau überlegt, doch reichlich kindisch. Viele Menschen sind bei Auseinandersetzungen mit Worten sehr gut. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie deshalb im Recht sind. Meist geht es doch nur darum, sich gegen den anderen durchzusetzen. So sind wir wohl angelegt. Ich glaube, das ist Teil unserer biologischen Ausstattung. Früher, und das ist noch gar nicht so lange her, kostete es das Leben, wenn man andauernd verlor. Deshalb unser natürliches Programm, andere dominieren zu wollen. Das ist noch bei den allermeisten Menschen das vorherrschende Muster. Angesichts dieses archaischen Egoismus bleibt zu hoffen, dass wir es in einer zivilisierten Kultur immer weniger nötig haben, den anderen schlecht zu reden um selbst gut dabei auszusehen. So manche Beschuldigung und Rechthaberei könnte aber auch eine Trauer über ein Nichtgelingen oder einen Verlust sein. Wir Menschen sind komplexe Wesen. Unmöglich zu sagen wann das Natur- und wann das Kulturwesen mehr agiert. Die beiden Dimensionen werden sich über die Jahrtausende auch ganz gewiss vermischt und gegenseitig beeinflusst haben…

Und nochmal zum Recht-haben-wollen und zum „nur die Wahrheit“ sagen:  Wahrheit und Objektivität sind für den zwischenmenschlichen Bereich wertlose Größen. Sie sehen bei jedem Menschen anders aus. Der andere sieht das eben anders. Weil er in einer abgeschlossenen eigenen Welt der Interessen und Gefühle lebt und Empathie sehr unterschiedlich stark entwickelt und wohl ohnehin oftmals instrumentell, also egoistisch motiviert ist.

In unserer relativ heilen mitteleuropäischen Welt sind viele von uns vom täglichen Kampf ums Überleben abgekoppelt. Wir tun unsere Arbeit, und in der restlichen Zeit kümmern wir uns um unser persönliches Glück, um Beziehungen, Hobby, Urlaub. Dass die Menschen woanders ums Überleben kämpfen – täglich 40 000 mal vergeblich…und ich meine damit nicht die „Normalsterblichen“ – das können wir ebenso verdrängen wie die Tatsache, dass immer mehr Menschen immer weniger Rohstoffe aufbrauchen, wir unseren Kindeskindern die natürliche Lebensgrundlage entziehen und gigantische Schulden- und Müllberge hinterlassen.

Ich glaube immer mehr, dass der Mensch nicht entsprechend dafür ausgestattet ist, langfristig zu denken. Wir haben eine angeborenes „Talent“ für das kurzfristige Überleben. Außerdem sind wir von Natur aus aggressiv, faul und vergesslich. Außer wenn wir eine Verletzung erfahren. Die vergessen wir nie. Wenn die Erde zugrunde geht, das scheint uns egal, aber wenn uns jemand beleidigt oder kränkt oder uns gar nur mal offen die natürlich subjektive Meinung über uns sagt, dann laufen wir durch die Gegend wie geschlagene Hunde. Und weil der Mensch so und noch ganz anders ist, braucht man sich im Grunde über nichts mehr zu wundern. Unsere sozialen und moralischen Ansprüche – sicherlich auch meine eigenen – überragen die natürliche Ausstattung des egoistischen Menschen – um mindestens einen Mount Everest!

Ob uns letztlich der wissenschaftlich-technisch-wirtschaftliche Komplex wirklich retten kann? Da war ich ehrlich gesagt schon mal zuversichtlicher. Inzwischen kann ich mir leider gut vorstellen, dass es in nicht allzu ferner Zukunft dazu kommen wird, dass die Menschenrechte –eine richtige, aber doch idealistische und sehr zerbrechliche Idee – über Bord geworfen werden und dann wieder ausschließlich das Recht des Stärkeren und Mächtigeren gilt. Ich glaube nicht, dass ich da besonders pessimistisch bin, angesichts eines Wirtschaftssystems, das Menschen ausbeutet, um Produkte herzustellen, von denen wir die meisten gar nicht bräuchten; angesichts einer Weltbevölkerung von bald zehn Milliarden; angesichts der knapper werdenenden Rohstoffe; angesichts der klimatischen Veränderungen und immer krasserer Ungleichheiten. Noch leben wir hier auf einer Insel der Glückseligen. Noch ist Frieden. Aber wir alle sind Teil und die Knechte eines grundlegend falschen Systems. Und der Grund dafür scheint mir der natürliche Egoismus des Menschen. Wenn Darwin Recht hat, dann trägt jeder von uns ganze Affenheere in sich, tausende von Generationen von relativ primitiven Egoisten. Wären wir nicht solche egoistischen Überlebenskünstler, hätten nicht wir es bis hierher geschafft, sondern andere…
Natürlich sind wir Menschen viel mehr als weiterentwickelte Primaten, keine Frage, und doch glaube ich, dass wir unsere natürliche Herkunft und Beschaffenheit viel zu oft ausblenden. Dabei ist sie immer und überall sichtbar.

Ich will an dieser Stelle diese zugegebenermaßen eher unromantischen Betrachtungen abbrechen und euch gleich wieder dem Winter überlassen, dem Schönen. Vielleicht noch dieser Gedanke:

Jeder Mensch schafft seine eigene Welt
und glaubt dann es sei die Welt aller.

Sollte ich Euch also mit meinen Gedanken beunruhigt haben, so tröstet Euch damit. Vielleicht spielt sich das ja alles nur in meinem kleinen unbedeutenden Kopf ab. Und Ihr lebt in einer ganz anderen Welt…

Bald kommt wieder die Blumen-Zeit!

Paulson (13.2.2010)

Meine Lieblingsalben


Hallo!

Ich werd hin und wieder mal gefragt, welche Alben mir besonders gefallen haben über die Jahre, wer meine Musik beeinflusst hat. Hier eine Zusammenstellung meiner Lieblingsplatten, die nicht unbedingt in dem Jahrzehnt erschienen sind, in dem ich sie gehört habe.


1970s


Bob Dylan: The times they are a´changin´/ Blood on the tracks/ Desire

Carole King: Tapestry

Cat Stevens: Tea for the tillerman

Crosby, Stills, Nash & Young: 4 way street

Don Mc Lean: American pie

Fleetwood Mac: Rumours

Jim Croce: Photographs & memories

Joni Mitchell: Blue

Neil Young: Harvest

Reinhard Mey: Live

Rolling Stones: Goats head soup

Steely Dan: Can´t buy a thrill


1980s


Billy Joel: Songs in the attic

Bruce Springsteen: Born in the USA

Chet Baker: Straight from the heart

Grover Washington Jr.: Winelight

Heinz Rudolf Kunze: Dein ist mein ganzes Herz

Klaus Lage: Schweißperlen

Lyle Lovett: Pontiac

Michael Jackson: Bad

Midnight Oil: Diesel and dust

Sade: Diamond life

Sting: Bring on the night

Suzanne Vega: Suzanne Vega

Tracy Chapman: Tracy Chapman

Wolf Maahn: Kleine Helden


1990s


Chris Jones: Free man

Chris Whitley: Dirt floor

Cownting Crows: August and everything after

Eric Taylor: Eric Taylor

Keb Mo: Keb Mo

Marc Knopfler: Golden heart

Miles Davis: Kind of Blue

Rio Reiser: Balladen

Sting: The Soul Cages

Tom Petty: Wildflowers

Van Morrison: The healing game


Nach 2000


Alanis Morissette: MTV unplugged/Jagged little pill

Amos Lee: Amos Lee

Bugge Wesseltoft: It´s snowing on my piano

Cara Dillon: Hill of Thieves

Calvin Russel: A man in full

Jack Johnson: Brushfire fairytales

James Blunt: Back to Bedlum

Jordi Savall: Istanbul

Kieran Goss: Out of my head

Leonard Cohen: Ten new songs

Marc Knopfler: Get lucky

Norah Jones: Come away with me

Ray Lamontagne: Trouble

Steve Earle: Transcendental blues

Udo Lindenberg: Stark wie zwei

William Fitzsimmons: Goodnight


Die Liste ist nun doch recht lang geworden. Aber es hat Spaß gemacht sie zusammenzustellen. Mal hören, was das neue Jahrzehnt so bringt. Gute handgemachte Musik wird es aber geben, solange Menschen zu Gefühlen in der Lage sind…


Bis demnächst,


Paulson (24.1.2010)