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2014


Neulich, früh morgens im Deutschlandfunk, erzählte ein Geistlicher, dass er immer am Neujahrstag in den Keller gehe, einen leeren Schuhkarton heraufhole und die Zahl des neuen Jahres darauf schreibe. In diesen Karton gebe er dann Kinokarten und andere Dinge hinein, die sich im Laufe des Jahres so ansammeln. Eine nette Idee, dieses materialisierte Tagebuch, die ich selbst aber nicht aufgreifen werde.

Es gibt sicherlich wichtigere Übergänge als den Jahreswechsel. Besonders faszinierend finde ich die Wintersonnenwende. Mit fortschreitendem Lebensalter wird mein Gespür für die astronomischen Abläufe immer feiner. Naturwesen Mensch, das ich bin, stehe ich gelegentlich mit sprachlosem Staunen davor. So wie neulich, als mir dieser Anblick geschenkt wurde:

am abend

Ich wünsche Euch einen schönen neuen Schuhkarton… or whatever!

Paulson

http://www.youtube.com/watch?v=Eh44QPT1mPE

p.s.  mit strg+ und strg- könnt Ihr die Darstellung vergrößern und verkleinern

Advent, Advent…


fensterbrett

Zur Vorweihnachtszeit will ich – Unchrist, der ich bin – hier auch ein wenig feierlich werden. Zeit für ein wenig Demut, Zeit wieder mal zu spüren, was man eigentlich ist… im Arbeits- und Konsumtempo unserer Zeit vergisst man das schon mal. Es ist die Jahreszeit zum Nachspüren und man kann sich da auch einmal die doch recht schlichte Frage stellen, wie man seine kostbaren Tage eigentlich verbringt.

Mal nicht Recht haben müssen, das Verlieren genießen, sich zurückhalten, ein Ziel nicht erreichen… und dafür Zeit haben… zum Nachdenken, zum Beispiel, über Gott und die Welt, das Leben und das Sterben.

Der Tod ist ja ein gerne verdrängtes Thema… die meisten Menschen beschäftigen sich lieber mit dem Leben. Und das ist auch gut so. Aber ist es nicht auch so, dass wir oft dem Glück hinterherrennen, weil wir in der allgemeinen Glücks-Konjunktur die Ziele viel zu hoch stecken, sie mit viel zu hohem Aufwand verfolgen und dann doch nicht glücklich werden…? und das kleine Glück übersehen… die gelungene Begegnung, einen anderen happy machen, indem man das Interesse an ihm nicht gleich wieder in ein Heimspiel verwandelt…zum Beispiel… die Tomaten auf meiner Fensterbank, die sich von grün nach rot verwandeln… wo kommen nur immer all die Farben her?

Nicht dass ich es besser wüsste, nicht dass ich restlos glücklich wäre, nicht dass mich die Endlichkeit des Lebens nicht beunruhigen würde. Es fällt mir aber auf, dass Massen von Menschen in unserem Land regelrecht am Rennen sind. Auf den Straßen, bei der Arbeit, in den Schulen, selbst in der Freizeit jagen wir in einem Wahnsinnstempo irgend einem mysteriösen Heilsversprechen nach.

Ich habe mich sehr früh mit dem Tod auseinander gesetzt. Schon mit 20 schrieb ich Lieder zum Thema Vergänglichkeit. Mir ist schon damals sehr klar gewesen, dass wir uns auf einem winzigen Splitter des Urknalls befinden, in einem unendlichen rätselhaften Raum. Dass der Sinn des Lebens ganz allein das Leben, diese uns geschenkte Zeit ist. Und ebenso, dass sich der Mensch eine Hoffnung konstruiert: als Gottesglaube, oder als kosmisches Etwas. Ich betrachte dies als verzweifelten Versuch des zitternden Herzens. Der Tod ist ungeheuerlich, keine Frage, ein Mysterium, das entsprechende Reaktionen hervorruft. Solange das den Menschen hilft, solange diese Reaktionen die Menschen nicht vom Leben abhalten, sind sie tröstlich und tatsächlich eine Hoffnung. Manche verdrängen den Tod. Womöglich ist das nicht einmal die schlechteste Strategie. Für entscheidend halte ich, dass man das Leben im Hier und Jetzt lebt. Manchmal muss man sich verändern, um aus dem Hamsterrad der eigenen Ansprüche rauszukommen. Wandel bedeutet aber nicht unbedingt ein Größerwerden. Man kann auch im Kleinsein Glück und Lebenssinn finden, man kann sogar nach innen wachsen…

In diesen Tagen erhalte ich Briefe von lieben Menschen, die mir von schweren Erkrankungen und von überraschenden Todesfällen aus ihrem Umfeld berichten. So erschüttert wir auch immer wieder sein mögen bei entsprechenden Nachrichten, so klar ist uns auch, dass wir sterblich sind, dass der Tod eben zum Leben gehört. Irgendein kluger Mensch hat einmal geschrieben, dass wir den Tod nicht fürchten brauchen, denn wenn er da ist, werden wir nicht mehr sein, oder so ähnlich. Ich glaube es war ein alter Grieche. Wahrscheinlich haben das schon viele Menschen gedacht. In einem 80 Millionen-Volk sterben, wenn ich das richtig rechne, bei 80 Jahren durchschnittlicher Lebenserwartung etwa eine Million Menschen im Jahr. Und neue werden geboren, etwas weniger, glücklicherweise, denn wir sind viel zu viele. Wenn wir so weiter machen, dann wird es die vielen Millionen Babies der Zukunft gar nicht erst geben. Auch deshalb ist weniger mehr. Tod und neues Leben sind jedenfalls das Natürlichste von der Welt.

Wenn der Songtext stimmt, dann hat Kieran Goss 15 Geschwister und sie schliefen jeweils zu viert in vier Betten! Ziemlich crazy. Irland war bis vor kurzem ein recht armes Land. Ich war im Jahr 1981 vier Wochen dort, wir trampten und machten in Cork und an anderen Orten Straßenmusik. Ich lernte damals das große Herz der Iren kennen und bei den Alten waren wir besonders angesehen, weil Hitler-Deutschland die verhassten Engländer angegriffen hatte. Nochmal crazy. Den Kieran Goss hab ich dann Anfang der 90er im Tübinger Sudhaus erlebt und ich war damals gleich fasziniert. Ich glaube Luka Bloom hatte den relativ unbekannten Singer-Songwriter zum Kennenlernen mitgebracht.

Beth Nielsens Ehemann Ernest starb 1994 an Krebs, sie selbst erkrankte 2001 an Brustkrebs. Beide Erfahrungen hat sie in diesem Lied verarbeitet. Kieran spielt bei der Nummer im Hintergrund Gitarre.

http://www.youtube.com/watch?v=43_jM2vhx9c

http://www.youtube.com/watch?v=vHf7DtRa5TY


auch wenn ich längst

von dieser welt gegangen

und du dann denkst du bist allein

werd ich dich immer noch

mit meiner zärtlichkeit umfangen

ich werde immer bei dir sein


auch wenn ich dir

an dunklen tagen fehle

du wirst alleine weitergehn

weil du ein engel bist

wird deine seele

dies traurigsein

mit einem lächeln überstehn


* * *


Ich kann mich nur wiederholen: Lasst uns das Leben leben, solange es atmet und pocht.

Und sollte Euch noch das passende kleine Geschenk zu Weihnachten, für einen Freund oder eine Versöhnung fehlen, dann schaut doch mal wieder nach, was der alte Paulson so alles auf Lager hat.

So long






Orange Castle


Schon irgendwie ein Wunder… wo kommen nur immer all die schönen Himmels-farben her?! Und wer mischt sie zusammen?  Heut früh begrüßte mich dieses märchenhaftes Orange:

burg am morgen


Und ich grüße Euch!

Paulson

Traufgang


traufwald

Vor einigen Tagen war ich wieder mal oben, auf den Wegen zwischen den grauen Riesen am Albtrauf. Wahrlich märchenhaft, der herbstliche Buchenwald dort oberhalb der Wand .

Und so beschreibt das der Autor Gunnar Decker: „Der Wald ist ein mystischer Raum, in dem man sowohl verloren gehen als auch zu sich kommen kann.“

Und dort im tiefen Wald kommen einem mitunter sehr tiefsinnige Fragen und Gedanken…

wie wurde ich zu dem was ich heute bin
warum habe ich diesen partner

oder warum habe ich keinen
warum habe ich diesen beruf
warum trage ich diese kleidung
warum mag ich die dinge die ich mag
und all das andere weniger oder nicht
gibt es ein geheimes programm in mir
oder werde ich von außen gelenkt
welche rollen spielten dabei
die millionen von vorfahren
diese unendliche kette von leben
deren vorletztes glied ich bin
und in diesem dasein
der übergang vom unbekannten
in den schoß der mutter
die geborgene zeit dort
und nach dem inslebengeworfensein
die eltern und geschwister
die gleichaltrigen und die freunde
die märchen und mythen der frühen zeit
die bilder und geschichten der medien
die vernunft die änste die sehnsucht
das unbedingte geliebtwerdenwollen
ja wie eigentlich kam ich zustande
wie wurde ich zu dem was ich heute bin

All diese Einflüsse und Mitspieler, sie überlagern und verschränken und vermischen sich und heraus kommt das Wesen, zu welchem ich dann ICH sage. Mir kam dann auch der Gedanke, ob es wohl möglich sei, dass man sein ganzes Leben auf Mythen aufbaut, auf dem Bild von einem starken Helden und Gefangener wird, in Ketten gelegt von einem Wunschbild der frühen Jahre? Dieses Bild kann auch ein Denken, eine Ideologie sein, ein wie auch immer geartetes starkes Geprägtwerden.

Und es drängt sich einem augenblicklich die Frage auf: Und wer wäre ich dann ohne meine(n) Helden? Wer bin ich überhaupt? Schau mal in den Spiegel, und stell dir diese Frage, Mensch!

Aber wo anfangen? Wie soll ich die diffusen Seelenlandschaften bereisen? Und womöglich in dunklen Abgründen verloren gehen? Nein, lieber nicht! Sollen sich andere da hinein wagen, ich bleibe wo ich bin und genieße das Leben. So mögen manche denken…

Dort im Wald gelange ich Schritt für Schritt näher zu mir selbst. Im Wandern wird mir auch der eigene Wandel bewusst, der allmähliche Umbau der eigenen Identität mit der fortschreitenden Lebensdauer. Auch die Defizite treten zutage und man nimmt sich Veränderungen vor, dort auf den stillen Wegen kommt einem dies mitunter sehr einfach vor.

Zum Thema Veränderung noch ein Gunnar Decker-Zitat:

„Wandlung bedeutet nicht, es Schritt für Schritt besser zu wissen, oder gar besser zu werden. Sie bedeutet vielleicht nicht einmal, anders zu werden, sondern im Gegenteil: sich als das zu verstehen, was man immer schon war, nicht ein anderer, sondern – endlich – man selbst zu sein.“

Gerade nicht das Optimierungsdikat unserer Zeit mitmachen, sondern annehmen und verstehen wer man ist.

Ein Leben ohne Fremdbestimmung gibt es nicht, wir sind weder Götter noch Reagenzglaswesen, vielmehr stehen wir unter ständigem Einfluss der uns umgebenden Vorgänge. Prägung ist also unvermeidlich. Aber man überlege sich nur einmal, wie leicht wir gelegentlich Meinungen von Medien oder von Freunden übernehmen, ohne vor Inbetriebnahme des Mund- oder Gehwerks unser Gehirn einzuschalten. Ich denke aber, dass es möglich ist, einen hohen Grad an Freiheit und Wahrhaftigkeit – letzteres ein großes, aber ein wichtiges Wort  – zu erreichen. Und die beiden braucht es unbedingt, um sich selbst näher zu kommen.

Dem wahren Selbst ein Stück näher kommen, das kann man im Wald wirklich gut, aber auch an anderen Orten: beim Sport, am Meer, auf Inseln, echten und virtuellen. Jeder hat seine eigenen Seelenorte, wo sich das Selbst öffnen mag; in der lauten technisierten Welt, bei der medialen Dauerberieselung, beim Dauerarbeiten, beim Dauerfitundschönseinmüssen, beim ununterbrochenen Starksein, Erfolg- und Rechthabenmüssen, beim zwanghaften Geliebtwerdenwollen unserer ach so positiven Zeit mag es das wohl eher nicht.

doch wer sich selbst
zuvor nie begegnete
der trifft zunächst
auf einen fremden
diesen kennenzulernen
ihn zum freund zu machen
gehört mit zum schönsten
was dieses kleine leben
für uns bereit hält

Ich empfinde es als großes Glück, mich von einem guten Teil der Erwartungen anderer befreit zu haben. Dazu musste ich gelegentlich ausführlich allein sein. Ja, dieser Weg zum Selbst ist auch immer wieder ein einsamer; aber nur im Alleinsein kann der Mensch ganz bei sich sein.

Natürlich ist auch die Musik ein guter Eingang zum Selbst, mitunter auch ein wahres Seelenscheunentor. Vielleicht schafft es ja dieser Song bei Euch da mitten hindurch:

http://www.youtube.com/watch?v=pFbjE7NFmUI

paulson

By the way:  Es könnte durchaus sein, dass der eine oder andere dieser Texte überhaupt nicht zum Songtext der  von mir empfohlenen Musik passt. Das liegt dann daran, dass ich meist überhaupt nicht auf die Lyrics achte. In der Regel lasse ich mich nur von der Musik mitnehmen und es kann vorkommen, dass mich sogar Weihnachts- oder Kirchenlieder zutiefst berühren.

In the forest


Nun hat sie wieder begonnen, die Jahreszeit meiner Waldstreifzüge: sehen, hören, fühlen, riechen…  staunen im geheimnisvollen grünen Reich.  Und manchmal findet man sie noch, die uralten Bäume. So wie gestern nachmittag. Plötzlich stand er vor mir, dieser Riese, im letzten Licht; und mir war fast so, als wollte er gleich seinen enormen Fuß heben und ein wenig mit mir gehen.

roots

http://www.youtube.com/watch?v=XkKWWvUQroo

Go for it!

Paulson

sonnenblumenblütenblätter


sonnenblumenblütenblätter

Ich grüße Euch mit Blütenblättern von meinem Küchen-Fensterbrett und einem zeitlos schönen Song von Paul Brady. Gute Musik ist und bleibt eben gute Musik. Hab über Brille und Frisur von damals schmunzeln müssen…und gleich noch einmal, als ich bedachte, dass die Menschen von morgen das in einigen Jahren auch über unsere Mode von heute tun werden. Es geht eben immer weiter, nach dem Sommer kommt der Herbst.

Genießt die stürmischen Tage!

Paulson

http://www.youtube.com/watch?v=Ad8RVexRUoQ

new sky


don´t forget: there´s a new sky every day…

new sky  25.10.13

enjoy!

http://www.youtube.com/watch?v=TmQFwIKsU1U

paulson

new sunglasses


the castle and the sky seen through my brand-new sunglasses yesterday afternoon:

halo

with a smile,

http://www.youtube.com/watch?v=QMZReI2QrlQ

paulson

jahreskreis



fort ist der sommer
und mit den nebeln
kommt der herbst
bevor der winter
die erde überzieht
und etwas später

dem frühlingzauber
die bühne überlässt
wir drehen uns
im jahreskreis
ein leben lang
und freuen uns
dabei zu sein


Nun ist dieser Sommer auch schon wieder Geschichte und weiter geht es im ewigen circle game, im carousel of time – wie Joni Mitchell einmal schrieb – in  welchem wir eine kleine Weile mitfahren dürfen. Kennt Ihr den schönen Song?

Auch in diesem Jahr reiste ich wieder die Flüsse entlang, landete wieder auf meiner Insel im Meer, wo ich Ruhe suche und Zaubermomente. Ich kann sagen, dass ich sie fand, ich kann sagen dass es wieder schön war. Das Meer ist noch immer ein mystischer Ort, der mich inspiriert, gleichermaßen beruhigt und beunruhigt und mich daran erinnert, was ich eigentlich bin.

Ja, es gibt sie noch, die Rückzugsorte, wo wir ganz zur Ruhe kommen und bei uns selbst sein können. Allerdings, und dies ABER nimmt jedes Jahr an Größe zu, es wird immer schwieriger, dem Rummel unserer Zivilisation zu entkommen. Einerseits brauchen wir sie, schätzen sie, die Möglichkeiten der Produkte, der Technik, der Mobilität – aber andererseits werden sie uns immer mehr zur Last. So musste ich dieses Jahr wieder  etwas intensiver suchen, einen langen Küstenstreifen von Kraftwerken und Industrieparks umfahren, ich musste mehr große Schiffe ertragen und von oben kamen im 10-Minutentakt die Kleinflugzeuge der gehetzten Großverdiener auf die Insel. Und ganz oben in der Stratosphäre zogen die Düsenjets der jährlich 5 Milliarden Flugpassagiere ihre weißen Spuren in die dritte Dimension. Nicht einmal das Blau des Himmels lassen sie mir noch. Nicht einmal mehr im hohen Norden, wo ich wenigstens die Spuren der vielfliegenden Teutonenstämme hinter mir zu lassen glaubte. Seit einigen Jahren bemerke ich jedoch, dass der Flugverkehr von und nach London erheblich zunimmt – Komatanzen und -saufen und -whatever in der britischen Hauptstadt soll angeblich für junge Menschen aus nördlichen und östlichen Regionen Europas der absolute Renner sein! Wenn es einen Gott gäbe, dann müsste er tatsächlich tonnenweise Hirn vom Himmel schmeißen. Denn inzwischen wissen es wirklich auch die Allerletzten: Dass man nicht für ein Wochenende und ein paar Euros in den Flieger steigen darf – schlichtweg, weil wir so das Klima noch schneller ruinieren und damit uns selbst und die Lebensgrundlagen aller, die nach uns auch noch gerne leben würden.

Ich glaube, der Mensch ist einfach nicht für verantwortungsvolles Handeln jenseits seiner eigenen Nasenspitze gemacht. Nachhaltigkeit kann er einfach nicht. Wir alle leben wohl nach einer Art Ethik à la carte. Was wir für uns selbst für unentbehrlich halten, finden wir weit weniger schlimm. Da kann doch der Welt-Klima-Rat schreiben was er will. Unser Motto lautet: „Ich allein ändere sowieso nichts daran. Wir bewegen uns zwar auf den Abgrund zu, kein Zweifel, aber solange es mir dabei gut geht…“

Die Discounter bieten Traumreisen zu Spottpreisen, neben Hochdruckreinigern, Kompressoren und sogar Lebensmitteln; die Bediensteten von Sozialeinrichtungen bestreiten 7000-km-Ralleys in die Sahara, um das Betriebsklima zu optimieren; junge Männer heizen wie die schwarzen Rache-Ritter mit ihren Allrad-Bergrettungs-Geländewagen, Quads genannt, durch die Landschaft; aber wir Teutonen haben offenbar nicht nur Benzin im Blut, sondern auch sonst ziemlich einen an der Waffel: Die Hälfte aller Heranwachsenden tragen nämlich inzwischen Dirndl, die bayerischen Oktoberfeste sprießen wie Pilze aus dem schwäbischen Mutterboden.

Den Vogel abgeschossen hat aber neulich meine heimatliche Tageszeitung: Die bietet mir eine 8-tägige 5-Sterne-Reise in die Türkei an, mit Flug, Transfer, 7 Übernachtungen, Frühstücksbuffet, Rundreise nach Troja, Milet, Ephesus und andere historische Orte. Gesamtpreis: 99 Euro! Ich frage mich ob sie das aus Verzweiflung oder aus Versehen tun. Ich denke mal, dass sich die meisten Menschen tatsächlich über ein solches Angebot freuen und viele werden es wahr nehmen. Wenn ich mich aber frage, wer außer dem Planeten dabei alles ausgebeutet wird, dann verbietet es sich einfach. Aber das Angebot steht exemplarisch dafür, wie wir leben, im Brot-und Spiele-Kapitalismus.

Neulich haben wir wieder einmal gewählt. Und wieder haben wir die Volksvertreter bekommen, die wir verdienen. Kein Politiker, der einen bescheideneren, einen wirklich nachhaltigen Lebensstil propagierte, hätte eine Chance in diesem Land, und anderswo ist es genauso. Wir befassen uns nicht mit den zukunftsweisenden Fragestellungen: der Ökokatastrophe, dem Umgang mit den Rohstoffen, den Hintergründen und Arbeitsbedingungen unserer Massenprodukte, der wachsenden sozialen Kluft, der Flüchtlings- und Migrationsproblematik, mit weltweiten Regeln für die Globalisierung. Wir finden uns ober-cool mit unseren nationalen Blindenbrillen, während das Raumschiff Erde langsam aber sicher in große Not gerät. Der sogenannte moderne Mensch ist ein Realitäts-Verweigerer. Kaum einer, eher keiner, stellt in der Politik die entscheidenden Fragen: Wie wollen wir, wie müssen wir leben, damit wir langfristig überleben? Wir wählen immer die Menschen, die uns Sicherheit und Wohlstand versprechen und die dafür sorgen, dass sich garantiert nichts ändert.

Neulich war der Soziologe Harald Welzer bei Richard David Precht zu Gast.  Es gibt viele kluge Menschen in unserem Land, sie werden leider kaum gehört. Falls Ihr reinhören wollt, hier der Link:

http://www.youtube.com/watch?v=38tTQBMqqoo

Und hier noch ein interessanter Link:

http://de.globometer.com/flugzeug-passagiere-welt.php#

Der Blick aus meinem Fenster sieht inzwischen regelmäßig so aus:

blue sky 24.9.13

Um ehrlich zu sein, ich sehne mich sehr nach einem erneuten Ausbruch dieses unaussprechlichen isländischen Vulkans. Mal wieder ein paar Tage soll der Himmel den Vögeln gehören. Das wäre nur zu schön.

Übrigens gibt es auch zum Thema Kondensstreifen einige ziemlich schwachsinnige Verschwörungstheorien. Die Regierungen und Geheimdienste würden Chemikalien beimischen, um dem Bevölkerungsproblem oder der Erderwärmung zu begegnen. Wer die Realität zu langweilig findet, oder zu bequem ist, sich mit den Fakten zu beschäftigen, der erfindet eine Verschwörungstheorie. Dass die Streifen mit ihrem Wasserdampf immer mehr künstliche Wolken bilden und uns den Himmel versauen und der Dreck der Treibstoffverbrennung permanent auf uns niederrieselt scheint die Menschen bisher nicht zu beunruhigen. Lediglich der Fluglärm und die damit verbundenen Erkrankungen sind hin und wieder ein Medienthema.

Das Konsumtempo – und das Fliegen ist Konsum auf höchstem Stratosphären-Niveau – beschleunigt sich immer mehr. Dieses Globometer zeigt das sehr schön und ich gebe zu, dass ich die rasenden Zahlen nicht lange aushalte. Wenn man unter Konsum/Rohstoffe nachschaut kann es einem regelrecht schwindelig werden.

Interessant in diesem Zusammenhang könnte auch noch folgender Film sein:

http://www.youtube.com/watch?v=3-P88paN9I8


wir leben in wohlstand und sicherheit doch ist dieser zustand alles andere als gesichert angesichts einer schwindelerregenden anzahl von erdenbewohnern aktueller stand siebendtausendeinhundertfünfzehn mal eine million tendenz steigend homo sapiens dieser angeblich wissende menschen-affe setzt in seinem endlichen sytem erde auf unendliches wachstum als hätten wir zwei oder sieben oder x erden wie dumm ist das denn herr und frau sapiens kennst du den film the age of stupid sehenswert und nur ein wenig übertrieben wenn überhaupt aber letztlich ist der mensch vielleicht gar nicht dumm nur ein wenig sehr überfordert auch die menschenwürde ist eine schöne globale illusion weil die realität zeigt dass es menschen erster zweiter und dritter klasse gibt der siebzehnte oktober ist internationaler tag für die beseitigung der armut ach wie niedlich angesichts der komplexität und des tempos der ganzen weltsituation und all der realen und existenziellen bedrohlichkeiten ist es nur zu verständlich dass die menschen dem entfliehen auf entlegene paradiese und hinein ins überschaubare private oder ins spirituelle das ihnen seelenfrieden verspricht so ist halt der mensch und so bin auch ich deshalb liebe ich deshalb schreibe ich songs diese gebilde voller harmonie


Nachdem das Haus in Jungingen, wo sich seit 2006 mein Studio befand, inzwischen abgerissen wurde – es entstehen gerade zusätzliche Parkplätze auf dem Areal der Fabrik – werde ich die Lieder meines achten Albums in meiner Wohnung aufnehmen – mit  Blick auf die Märchenburg. Auch nicht schlecht. Ich werde mir aber Zeit lassen dafür. Langsamkeit ist mir inzwischen die liebste Geisteshaltung.

Hey, das Leben ist so wundervoll… so wie unser ganzer kleiner blauer Urknall-Splitter im weiten Weltenall… und natürlich die Menschen – es gibt so viel Gutes so viel Schönes… aber dass wir dabei sind, alles aufs Spiel zu setzen, macht mich gelegentlich etwas ratlos.

Die Liebe ist der größte Trost. Aber dann kommt gleich die Musik. Listen, if you like…

http://www.youtube.com/watch?v=VeTUcLaC-xE

http://www.youtube.com/watch?v=-y6pCY28vt8

http://www.youtube.com/watch?v=k1KxthvX1Ms


Paulson


Henry David Thoreau


Ende Mai 1984 erlebte ich an einem Strand des Acadia Nationalpark in Maine/USA eine atemberaubende Sonnenfinsternis. Die Menschen standen und staunten und als das Spektakel vorüber war kam eine steinalte Frau auf mich zu und fragte, ob ich Henry David Thoreau kennen würde. Ich verneinte und fragte wer das denn sei. Gewesen sei, meinte sie. Und er habe schon damals eine Weisheit und Naturliebe besessen, die einzigartig gewesen und heute dringender denn je vonnöten sei.  Ich solle mir doch einmal was von ihm besorgen. Dann sagte sie noch: Have a good life, young man. Später holte ich mir dann Walden und war tatsächlich gleich fasziniert. Und nochmal später schrieb ich meine Examensarbeit über diesen philosophischen Schriftsteller.

Thoreau lebte Anfang und Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Concord bei Boston. Er war mit dem Philosophen Ralph Waldo Emerson befreundet. Beide könnte man als humanistisch-pantheistische Naturphilosophen bezeichnen. Ein ganzheitliches Wahrnehmen und Denken stand im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Aber Thoreau war auch ein politischer Dichter, ein erbitterter Gegner der Sklaverei und sozialer Ungerechtigkeit. Mit seiner Schrift zu einem gewaltfreien zivilen Ungehorsam beeinflusste und inspirierte er Mahatma Gandhi und Martin Luther King. Berühmt machte ihn auch sein Erfahrungsbericht Walden. Der Philosoph zog sich 1845 zwei Jahre lang an den Walden-Pond bei Concord in eine selbstgebaute Holzhütte zurück, um sich der aufkommenden industriellen Massenkultur zu entziehen.

Nach dieser intensiven Auseinandersetzung mit Thoreau – in deren Rahmen ich auch seine umfangreichen Tagebücher gelesen hatte – verlor ich den Dichter erst einmal wieder aus den Augen. Gelegentlich kam er im Rahmen der Nachhaltigkeits- Debatte oder im Zusammenhang mit Zivilem Ungehorsam vor; sein Walden gab es alle paar Jahre in neuen Auflagen in den Buchhandlungen. Einige hundert Monde nach der Acadia-Sonnenfinsternis lag er dann heut früh plötzlich wieder in meiner Hand und ich stellte schnell fest, dass ich ihn damals entweder sehr verinnerlicht hatte, oder ihm sehr ähnlich bin. Oder beides.

Womöglich würden Stil und Inhalte von Thoreau die meisten der sog. modernen Menschen langweilen, wohl schon deshalb, weil wir seit damals viele weitere Jahre Technisierung und Konsum ausgesetzt wurden und der Mensch innerhalb des dominanten Bezug-Systems bekanntlich die Einstellungen, Erwartungen und Erklärungen des Mainstreams annimmt. Und so kommt Henry David natürlich nicht so cool rüber wie die ganzen coolen Typen, denen wir heute eher glauben. An dieser Stelle möchte ich Mick Jagger noch nachträglich zu seinem 70. Geburtstag gratulieren. Er soll stellvertretend für jene coolen Typen stehen, den Stilikonen unserer Zeit. Er ist einer der schwer vermarkteten Heroes und die Menschen rennen ihm und seinen Mitmusikanten massenweise hinterher und finden das Sexidol noch immer unglaublich süß und unfassbar fit. Na denn! Lieber Mick: Happy Birthday! Wie gesagt: Thoreau rockt schon lange nicht mehr. Aber so war sein sound:

Wir müssen lernen, wieder wach zu werden und uns wach zu erhalten, nicht durch mechanische Mittel, sondern durch das unaufhörliche Erwarten des Sonnenaufgangs, welches uns nicht verlassen darf im tiefsten Schlaf. Ich kenne keine erhebendere Tatsache als die zweifellose Fähigkeit des Menschen, sein Leben durch bewusste Anstrengung auf einen höheren Standpunkt zu erheben. Es will etwas heißen, ein besonders schönes Bild malen, eine Statue meißeln, etwas Schönes hervorbringen zu können; aber es ist weit großartiger, die Atmosphäre, das medium selbst, durch welches wir hindurchblicken, zu malen und zu meißeln, was wir moralisch zu tun vermögen. Auf die Beschaffenheit des Tages selbst einzuwirken, das ist die höchste aller Künste.[…]

Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näherzutreten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hatte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. Ich wollte nicht das leben, was nicht Leben war; das Leben ist so kostbar. Auch wollte ich keine Entsagung üben, außer es wurde unumgänglich notwendig. Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so standhaft und spartanisch leben, dass alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wird.

Hier diese Passagen im Original:

We must learn to reawaken and keep ourselves awake, not by mechanical aids, but by an infinite expectation of the dawn, which does not forsake us in our soundest sleep. I know of no more encouraging fact than the unquestionable ability of people to elevate their lives by conscious endeavor. It is something to be able to paint a particular picture, or to carve a statue, and so to make a few objects beautiful; but it is far more glorious to carve and paint the very atmosphere and medium through which we look, which morally we can do. To affect the quality of the day, that is the highest of arts.  […]

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived. I did not wish to live what was not life, living is so dear; nor did I wish to practice resignation, unless it was quite necessary. I wanted to live deep and suck out all the marrow of life, to live so sturdily and Spartan-like as to put to rout all that was not life.

Thoreau spricht mir hier aus der Seele. All die vielen Dinge und Aktivitäten, die wir heute für so überaus wichtig halten – Smartphone, Eigenheim, Auto, Fernreisen, pausenloses Arbeiten – sie hindern uns massiv an dem was Thoreau wirkliches Leben nennt und daran, sich selbst, die Mitmenschen und die eigene Situation zu erkennen. Unsere Zeit verhindert durch ihren Dinge-Überfluss in erster Linie das Gespräch mit anderen und mit sich selbst. Ein Mensch, der immer am Machen ist, hat keine Zeit, sich selbst, andere und den Kontext, in welchem er lebt, zu sehen und zu verstehen.

Aber warum nur beschäftigt sich der Mensch fast ununterbrochen mit all diesen Dingen und Tätigkeiten ?

Zunächst einmal wird uns von einer übermächtigen Marketing-Industrie – der Werbe-Etat eines Produktes beträgt bis zu 50 Prozent des Ladenpreises, der Arbeitslohn oft nur ein Prozent – pausenlos etwas aufs Auge gedrückt, was wir gar nicht wollen und brauchen. Künstliche Bedürfnisse werden erzeugt. Coole Typen und falsche Idole präsentieren die falschen Produkte und die falsche Haltung. Harte Männer und PS-starke Autos, zum Beispiel: wenn man das richtig präsentiert und manipuliert, werden aus harten Männern tolle Männer und aus PS-starken Autos tolle Autos. Und Kinderaugen fangen an zu strahlen, nicht nur bei den Kleinen. Mit der Zeit verändern sich dann Sichtweisen und Werte der Menschen und schließlich ganze Gesellschaften. Gutes und Sinnvolles wird missachtet und gerät in Vergessenheit, weil sich aus weniger Gutem und Sinnlosem Geld machen lässt. Wenn eine ganze Generation hauptsächlich per technischem Medium miteinander kommuniziert, wird das massive Auswirkungen auf die Gesellschaft haben. Und die banale Ursache ist ein gut vermarktetes Massen-Produkt. Ob es die Gesellschaft wirklich positiv verändert, ob es dem Menschen und der Menschlichkeit schadet, wird nicht diskutiert, das Machbare wird einfach getan. In allen Lebensbereichen. Eigentlich ganz schön blöd, oder?!

Ein weiterer Grund für das permanente Machen und Kaufen und Konsumieren könnten Todestrieb und Todesangst des Menschen sein. Nach dem Motto: „Solange ich beschäftigt bin, brauche ich mich nicht mit mir selbst und diesen komischen existenziellen Fragen zu befassen. Und womöglich rufe ich dann auch noch schwarze Geister, die mir nur unnötige Angst machen“. Hier handelt es sich also vermutlich um eine Ablenkung als Verdrängung unseres wahren Wesens.

Noch ein Grund könnte das ungestillte Liebesbedürfnis des Menschen sein. Wenn unsere Sehnsüchte nach Liebe und intakten Beziehungen und nach Anerkennung nicht erfüllt werden – sowohl in Bezug auf andere, als auch auf unser Selbst – so fangen wir an, dieses Defizit zu kompensieren und wir tauchen in materielle oder in virtuelle und halbvirtuelle Welten ein: Konsumrausch, second life, Urlaube in weit entlegenen Paradiesen. Thoreau ist davon überzeugt, dass dieses Eintauchen in  künstliche Welten nicht das wahre Leben ist. Ein wahres Leben im Falschen ist für ihn nicht möglich.

I did not wish to live what was not life.

Zu seiner Zeit waren diese Kunstwelten noch weniger das Internet und der Massentourismus, als vielmehr die rasant fortschreitende Industrialisierung und Mechanisierung aller Lebensbereiche. Zur Eisenbahn schreibt er:

Wir fahren nicht mit der Eisenbahn, sie fährt mit uns.

We do not ride on the railroad; it rides upon us.

Wenn einige die Freude haben, mit der Eisenbahn zu fahren, haben andere das Pech, davon belästigt zu werden.

…if some have the pleasure of riding on a rail, others have the misfortune to be ridden upon.

Thoreau sieht diese massiven Veränderungen seiner Gesellschaft sehr kritisch. Wobei er nicht fortschrittsfeindlich ist. Aber er ist überzeugt davon, dass die moralische Entwicklung des Menschen der technischen vorangehen muss. Die Menschen schaffen einfach neue Tatsachen, ohne sich zuvor mit den Veränderungen und Gefahren zu beschäftigen. Wenn man so will, so war Thoreau bereits vor über 150 Jahren  ein Verantwortungsethiker im Stile eines Hans Jonas.

Thoreau steht für einen empathischen Individualismus, eine verantwortungsvolle Gemeinschaft und einen respektvollen Umgang mit der Natur.

In unserer Zeit dominieren eher Materialismus und Egoismus. Verantwortung verkommt immer mehr zu einem leeren Begriff für Firmen-Leitbilder und politische Reden. In der Realität haben wir uns eine politische Kaste herangezüchtet, die keine Verantwortung mehr übernehmen kann, weil sie für alles Unangenehme, das sie ankündigt – und es müssten viele unangenehme Schritte eingeleitet werden – postwendend von uns, den Wählern, abgestraft werden. Weil wir nur an uns selbst denken. (Unser Egoismus erscheint in der Menschheitsgeschichte allerdings wie eine anthropologische Konstante. Womöglich ist er deshalb auch niemals in den Griff zu bekommen.)

Thoreau hat sich damals zurückgezogen, weil ihn die Tendenzen seiner Zeit, der frühe amerikanische Kapitalismus und der industriell-technische Komplex, sehr beunruhigten. Er wollte sich da nicht mit hineinziehen lassen und wurde zum Warner vor den Entwicklungen. Viele Menschen in der westlichen Welt – und die westliche wird immer mehr die globale – sind auf der Suche nach einem alternativen Lebensweg, nach dem Weg heraus aus dem Hamsterrad, nach Entschleunigung und Selbstverwirklichung. Die Dynamik des kapitalistischen Monstrums kann dies aber auf keinen Fall bremsen; es sind vielmehr Parallelwelten im Nahhorizont, die hier entstehen. Von gesunder Entwicklung für die Menschheit und den Planeten kann da keine Rede sein.

Sich neu und sinnvoll anders zu orientieren ist nicht einfach, erfordert Mut und Risiko. Ich bin aber davon überzeugt, dass fast jeder Mensch sein Leben bewusster gestalten kann. Man muss zunächst die Situation erkennen und kann dann damit anfangen. Radikal oder in kleinen Schritten. Hauptsache ist, man verlässt den Weg des Materialismus und des lauten Mainstreams. Es gibt so viele Ausfahrten vom superhighway to hell. Allen voran sind das die Begegnungen mit der Natur – ein wenig davon ist uns noch geblieben – mit anderen Menschen und vor allem mit sich selbst. Denn nur ein gesundes Selbst kann Gutes tun, glücklich sein und verantwortlich handeln – für den Planeten, für andere, für sich selbst. Und die Treibstoffe dafür sind Demut, Vernunft und Liebe.

Damit dies gelingen kann braucht es aber zunächst Stille, Rückzug und Besinnung.

Ich bin überzeugt davon, dass das wahre Glück im Kleinen und Bescheidenen liegt, und in der Achtsamkeit und dem Respekt gegenüber allem und jedem. Ganz egal wo man ist, was man hat oder tut: in der eigenen Zufriedenheit liegt letztlich der Schlüssel zum Glück. Und dafür braucht es nicht viel. Vielleicht eben nur die Abkehr vom falschen, weil fremdbestimmten Leben.

Lasst mich zum Schluss noch aus meiner Zulassungsarbeit mit dem Titel Henry David Thoreau und sein Verhältnis zu Wissenschaft und Technik vom April 1986 zitieren:

Der mit Pflanzen und Tieren wesensverbundene Dichter antizipiert wie kaum ein anderer zu einem frühen Zeitpunkt der wissenschaftlich-technischen Revolution das ganze Ausmaß der Umweltzerstörung. Die Eingriffe des technischen Menschen in die natürlichen Abläufe sind gleichzeitig Angriffe auf Thoreau selbst, der sich als Teil des Naturgefüges begreift. Die durch Wissenschaft und Technik bewirkten Veränderungen der Gesellschaft und des Menschen in der Gesellschaft stoßen ebenfalls auf die herbe Kritik Thoreaus. Dieser lehnt nicht etwa den Fortschritt pauschal ab, sondern lässt seinen Hilferuf erst dann ertönen, als er die gesamte Tragweite der Entwicklung erkennt. Thoreau beklagt den Angriff auf den Individualismus des Menschen durch seine ´Vermaschinierung´. Die Entfremdung des Menschen von der Natur durch die Maschine und seine Despiritualisierung münden zusammen mit einer Entheiligung der Natur in einem bedingungslosen Materialismus, dem sich Thoreau durch seinen Walden-Aufenthalt zwischen 1845 und 1847 für zwei Jahre demonstrativ entsagt. Der Philosoph betrachtet den Eroberungsfeldzug von Wissenschaft und Technik als einen blasphemischen Eingriff des Menschen in die Befugnisse Gottes. Er erkennt auch, dass sich die technischen Mittel verselbständigt haben und der technische Mensch nicht mehr in der Lage ist, Zweck und Mittel zu unterscheiden. Thoreaus Kritik am Technizismus seiner Zeit beruht vor allem aber auf der Erkenntnis, dass die moralische Dimension der technischen weit hinterher hinkt und der Mensch zuerst auf der sittlichen Ebene Fortschritte erzielen müsse.

So, das war mein Ausflug zu Henry David Thoreau. Sollten Euch seine und meine Gedanken zu ernst rüberkommen, so will ich Euch sagen, dass ich glaube, dass zu viel Humor jedes vernünftige Denken und Fühlen behindert oder sogar ruiniert. Ich nenne das mal den Stefan-Raab-Effekt. Dieser ehemalige Metzgergeselle mit der Sensibilität eines Metzgermeisters schafft es mit großem Talent spätestens nach jeweils zehn Sekunden einen quotenerhaltenden Kalauer zu setzen. Raab ist für mich ein Sinnbild unserer Zeit und unserer Spaßgesellschaft. Sein fettes Grinsen und seine ununterbrochenen Witzchen sind mir das personifizierte Grauen. Ich versuche ihn nie zu schauen, aber wenn ich ihn zufällig zu Gesicht und zu Gehör bekomme, schaue ich direktement in dieses Grauen. Und er ist nur einer von vielen. Insgesamt beherrscht eine lächelnde Oberflächlichkeit die Zeit. Angeblich soll dieser Raab sogar das Kanzlerduell im TV moderieren.

Aber eigentlich ist Humor was Schönes und wichtig und natürlich gibt es viel Gutes auf dieser Welt. Wer will heute schon negativ rüberkommen, Gott bewahre! Man wäre sofort ein Geächteter. Niemals würde ich das wollen. Auch mein Liebesbedürfnis ist unstillbar. Aber wenn der Teufel grinst und wenn der Moderator rumlabert, dann ist das kein Humor, mit Verlaub gesagt, sondern einfach nur blöd und leider auch blöd machend.


Hey, ich bedanke mich bei allen, die unsere Konzerte der nun vergangenen BLUE WINE TOUR besucht haben und besonders bedanke ich mich bei meinen großartigen Mitspielern Andreas, Andy, Artur, Inga, Michaela, Monja und Norbert. Vom Neu-Ulmer Freiluft-Konzert wird es hier demnächst eine längere Zusammenstellung geben.

Ich werde mich jetzt erst einmal zurückziehen, neue Songs schreiben und diese dann irgendwann aufnehmen. Vielleicht wird es wieder eine neue Tour geben. Wir werden sehen. Alles darf sich entwickeln. Gelegentlich werde ich mich auf diesen Seiten bei Euch melden.

Wenn Euch meine bescheidene Kunst gefällt, so sagt und postet es bitte weiter. Man gerät sonst so leicht in Vergessenheit in dieser schnellen Zeit. Und wer will das schon?

Let love be your guide!

Bis bald,

Paulson

Blauer Wein an einem Sommerabend


Unser letztes Konzert der BLUE WINE TOUR steht an. Wir spielen an diesem Freitag (5.7.2013) um 20 Uhr im Neu-Ulmer Glacis Park in folgender Besetzung:

Paulson – Songwriting, Gitarre, Gesang
Andreas Reif – Kontrabass und Klavier
Andy Schoy – Drums und Cajon
Artur Stopper – Gesang
Michaela Sommer – Gesang

Der Eintritt ist frei.

Wie es jetzt ausschaut soll das Wetter ja richtig gut werden. Sagt doch bitte Euren Freunden und Bekannten in und um Ulm herum Bescheid.

Wir freuen uns auf unser Abschlusskonzert!

Herzlich,

Paulson

Paulson & friends – Bisingen April 2013

Frühlingsgefühle


Sicherlich kann man über dieses Wetter geteilter Meinung sein. Es gab schon wärmere und trockenere Zeiten. Aber einen Trost hat dieser Regen doch: Die Rasenpanzerarmeen bleiben heute in den Kasernen. Es ist wohltuend still im deutschen Frühlingsland. Die Baseball-Kappen-Sheriffs sind wetterbedingt zum Indoor-Basteln verdammt. Nur aus der Ferne tönt einsam die Kettensäge eines Unbeirrbaren. Ja, in dieser technisierten Maschinenwelt lässt sich der schöne Mai besser bei Regen genießen denn bei Sonnenschein. Verkehrte Welt. Der grüne Terror macht´s möglich.

Wahrscheinlich aber bin ich nur besonders sensibel; denn den meisten Menschen in meiner Umgebung scheint diese Gartengeräte-Kakophonie kaum auf die Nerven zu gehen; genauso wenig der allgemeine Arbeits-, Produktions- und Konsumwahn, der dazugehörige Mobilitätseifer, die Zerteilung und Verdeckung des Himmels durch die Kondensstreifen unzähliger Billigflieger, das billige Dampfgelabere im Radio, die allgemeine Medienmanie, der Beschleunigungskrieg auf deutschen Straßen nach dem Motto: Wer bremst verliert. Eine Freie-Bürger-Nation von Formel 1 Weltmeistern – sinnbildlich unser Fahrstil für ein Volk im Arbeitsfieber. Immer geben wir Vollgas, sogar noch in den wenigen Wochen des wohlverdienten Urlaubs. In Minuten lassen wir uns hinauf in die Stratosphäre katapultieren, um auf entlegenen Restinseln im Turbotempo zu regenerieren. Dort entdecken wir dann die Seele, die wir im Alltag im Eisschrank lagern. Und weil wir Kinder des Systems sind fallen uns all diese absurden Entwicklungen gar nicht erst auf. Schließlich fliegt doch jeder normale Mensch durch die Welt, jeder fährt Auto, konsumiert und produziert, smartphont und lärmt rum. Hey, es geht uns doch bestens! Und wer da nicht mitmachen will, der kann ja rüber gehen. Fragt sich nur wohin. Früher gab es mal Stille und Dunkelheit und einen Himmel ohne Technik, mit Wolken und Vögeln und Sternen und so. Wahrscheinlich bin ich halt doch ein Ewig-Gestriger. Einer der nicht mehr mitkommt. Ein Kind der guten alten Zeit.

Sei es so, oder auch nicht: Ich wünsche Euch von Herzen einen wärmeren und sonnigeren Frühling – mit Zeitfenstern der Stille.

Paulson


Lieder zum Nachdenken


“Paulson & Friends” schlossen ihre “Blue-Wine-Tour” am Samstagabend mit einem stimmungsvollen Konzert im kleinen Saal der Bisinger Hohenzollernhalle ab. Es gab Musik, die unter die Haut geht.

Autor: KARIN IOVA | 22.04.2013

Gewichtig und doch leicht war der “Blue Wine”, der musikalische blaue Wein, den man am Samstagabend im kleinen Saal der Hohenzollernhalle kosten durfte. Der voll gefüllte kleine Saal der Hohenzollernhalle bot den passenden familiären Rahmen für die sanften Klänge des “Soulwriters” aus Bisingen. Mit dem ersten Stück, dem Titelsong zum aktuellen Album “Blue Wine”, lud Paulson dazu ein, sich auf den “bitteren Wein” – wie es im Liedtext heißt – einzulassen und sich mit ihm auf eine unbeschwerte musikalische Reise zu begeben.

Sanfte Klänge, die von Liebe und dem Rätsel des Menschseins erzählen, folgen auf fetzig bluesige Rocksongs, die von einem Bandscheibenvorfall handeln; eben musikalische Unterhaltung vom Feinsten.

Paulson (Akustikgitarre, Gesang), Andy Schoy (Percussion, Cajon), Andreas Reif (E-Piano, E-Kontrabass), Artur Stopper (Gesang) und Monja Schaarschmidt (Gesang) boten eine gekonnte Mixtur aus ruhigen Balladen und rockigen Stücken: eine Achterbahnfahrt durch die Gefühlswelt, die jeden Zuhörer fesselte.

Trotz tiefgründiger Themen, die unter die Haut gehen, schafft es der Paulson-Sound trotzdem leicht und positiv zu klingen. Die Lieder der Wahl-Bisingers regen zum Nachdenken an und beflügeln zugleich, was eine außergewöhnliche Atmosphäre kreiert. Selbst in seinen tieftraurigen Stücken wie “Father”, in dem es um den frühen Tod des Vaters geht, klingt Paulson nicht düster oder dunkel. “Paulson & Friends” spielen Musik zum Zuhören, trotzdem kann man hier und da auf seinem Stuhl mitwippen, wenn Paulson beschwingt von Robinson und dessen Insel singt.

Neben den Stücken aus dem aktuellen Werk, gab es an diesem Abend auch zahlreiche Lieder aus den vergangenen sechs Alben zu hören: “Mystery”, “City of gold” oder “Money”. In Paulsons Lieder findet man eine Menge von Ernst Buntz, wie der Musiker mit bürgerlichem Namen heißt. In “Island in the sea” beispielsweise besingt Paulson eine Insel in der Nordsee, die er jeden Sommer aufs Neue mit seinem Fahrrad bereist. Als Zugabe spielten “Paulson & Friends” “Angel”, ein Lied, dass Paulson einst für seine beiden Töchter komponierte.

Zwar hat Paulson schon einige neue Songs fertig, wann und ob es eine neue Tour geben wird, steht derzeit noch nicht fest.

http://www.swp.de/hechingen/lokales/bisingen/Lieder-zum-Nachdenken;art5598,1960407


Ein Wechselspiel aus Leichtigkeit und Tiefgang

Schwarzwälder-Bote, 23.04.2013

von David Scheu

Bisingen. Zuhören und zurücklehnen: Am Samstag machte der “Soulwriter” Paulson zum Ende seiner “Blue Wine-Tour” Station in der Bisinger Hohenzollernhalle.

“Wir freuen uns saumäßig, mal wieder in Bisingen spielen zu dürfen.” Schon bei der Begrüßung des Publikums machte der in Wessingen wohnhafte Ernst Buntz, wie Paulson mit bürgerlichem Namen heißt, keinen Hehl aus seiner Freude über das Heimspiel. Schließlich liege das letzte schon wieder zweieinhalb Jahre zurück.

Im ausverkauften kleinen Saal der Bisinger Hohenzollernhalle herrschte vom ersten Moment an eine entspannte Atmosphäre. Dazu trug nicht zuletzt Paulson selbst mit seiner offenen und uneitlen Art bei: Mal stimmte er seine Gitarre während des Auftritts vor den Augen und Ohren des Publikums, mal nahm er Kontakt zu verspäteten Besuchern auf: “Da vorne hätte es noch zwei Plätze, wenn Sie sich trauen.”

Paulson, der seine Songs ausschließlich selbst schreibt und auf Englisch singt, erhielt Unterstützung von vier weiteren professionellen Musikern: Monja Schaarschmidt und Artur Stopper sorgten für mehrstimmige gesangliche Untermalung, während Andreas Reif (Kontrabass) und Andy Schoy (Schlagzeug) das instrumentale Fundament bildeten.

Der Songwriter präsentierte sein inzwischen siebtes Album “Blue Wine”, spielte jedoch auch immer wieder beliebte Songs seiner früheren Alben. Zu hören bekam das quer durch alle Generationen gemischte Publikum in den rund zweieinhalb Stunden meist gefühlvolle Balladen mit melancholischen Untertönen, unter die sich aber immer wieder schwungvolle, ja teils sogar rockige Songs mischten.

So entstand ein Wechselspiel aus Leichtigkeit und Tiefgang, das das Publikum so sehr bannte, dass am Ende noch lautstark Zugaben gefordert wurden.

Mit dem Auftritt in Bisingen ging die aktuelle Tour von “Paulson and Friends” – abgesehen von einem noch ausstehenden Auftritt in Neu-Ulm im Juli – zu Ende. Ob es ein achtes Album und eine neue Tour gibt, steht laut Paulson derweil noch in den Sternen: Das Schöne im Leben sei ja gerade, dass man nie wisse, was komme. Das Bisinger Publikum wird jedenfalls auf weitere Auftritte hoffen.

Zum Artikel:

http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.bisingen-ein-wechselspiel-aus-leichtigkeit-und-tiefgang.5d98aae7-f285-41db-b815-deec61bb23c5.html



Bisingen

Aus der Stille kommt die Kraft

Paulsons erfolgreiche “Blue-Wine-Tour” geht zu Ende. Am heutigen Samstag spielt der “Soulwriter” aber noch einmal für alle Fans der leisen Klänge in der Bisinger Hohenzollernhalle.

Autor: KARIN IOVA | 20.04.2013

Einen “Blue Wine”, also blauen Wein, schenkt uns Paulson heute Abend in der Hohenzollernhalle ein. Blau im Sinne von melancholisch und gehaltvoll. Er nimmt seine Zuhörer mit in seine Gedankenwelt, lässt sie teilhaben an 14 musikalischen Geschichten.

Eine Reise mit Paulson ist immer inhaltsschwer und nachdenklich. Paulson steht dazu, dass er ein Melancholiker ist, ein Grübler. Aus der Melancholie schöpfe er Kraft, Ideen und auch Glück. “Ich lebe im Kleinen, im Stillen”, sagt Ernst Buntz, wie er mit bürgerlichem Namen heißt. “Für mich ist die Stille viel wertvoller als das Laute. Schrille, große, laute Dinge sind nicht meins. In sich hinein hören ist sehr wichtig.” Sowieso philosophiere er sich durchs Leben. Inspiration für seine Musik findet der Wahl-Bisinger aus dem Ulmer Raum im alltäglichen Leben. Durch Betrachtungen und vor allem Begegnungen entstehen dem Musiker einzelne Gedanken. “Wenn ich dann denke, das könnte ein cooler Song werden, nehme ich meine Gitarre. Und dann finden sich die Akkorde und die Stimmungen auf dem Instrument”.

Ein musikalisches Werk entstehe zu einem Teil aus Inspiration und zum anderen aus Handwerk. Ideen und Vorlagen für seine Songs entspringen auch seinen literarischen Texten und Gedichten. Paulson hat auch im Schreiben ein Ventil für seine Gedanken und seine Gefühle gefunden. “Ich schreibe mir mein Leben von der Seele”, so der “Soulwriter” ganz offen und direkt. Damit sich die Kreativität jedoch entfalten könne, benötige er das Alleinsein.

Doch keineswegs ist Paulson nur ein einsamer Reiter. Auch lustige Abende mit Freunden, Fußballschauen und Lachen gehören dazu. “Wenn ich aber Kunst mache, bin ich auf einer Insel.” Die Themen, die den Musiker beschäftigen und gleichzeitig Inhalt seiner Lieder sind, blieben über die Jahre hinweg zwar gleich, tauchten aber immer in verschiedenen Variationen auf: Liebe und Egoismus als treibende Kräfte, die Liebe zur Natur und der Umgang der Menschen mit ihr.

Der Mensch spielt in Paulsons philosophischer Welt eine tragende Rolle. “Der Mensch ist ein faszinierendes Wesen. Kann so vieles schaffen, schafft es aber nicht, beispielsweise seinen Umgang mit der Natur zu verändern.” All dies sind die gedanklichen Fundamente, auf die Paulson seine Lieder gründet.

Auch “Blue Wine” ist aus solchem “blauen”, ernsten Stoff, aber nicht nur. “Willy down in wonderworld” erzählt die amüsante, nicht autobiographische Geschichte eines nervösen Mannes im Freudenhaus. Sein siebtes Album sei zudem auch voller Selbstironie. “Sonst würde man im Grübeln versinken.”

Die Songs sind fast allesamt autobiographisch. Die englische Sprache wählte Paulson, damit bei aller Nähe zur Person Ernst Buntz, doch noch ein Stück Anonymität und Distanz geschaffen wird. Das Englische verleihe dem Ganzen auch eine gewisse Leichtigkeit. “Blue Wine” sei, zusammen mit dem Vorgänger “Swabian Skies”, sein bestes Album.

“Swabian Skies” bezeichnet Paulson als einen “Meilenstein” in seinem Künstlerdasein. Hierbei sei es ihm erstmals gelungen, die ihn umgebende Melancholie perfekt rüberzubringen.” Mit “Blue Wine” habe er nun einen noch höheren Reifegrad erreicht, sei sozusagen auf dem Zenit angekommen. Trotzdem erstaune es ihn, dass er die Menschen auf den Tourneen mit seinen Stücken immer wieder so berühre.

Der blaue Wein, der auf der Vorderseite der CD zu sehen ist, verwandelt sich auf der Rückseite in einen blauen Schmetterling. Die Bilder für Paulson stammen vom Hechinger Fotografen Peter Schilling.

Übrigens: Das Pseudonym “Paulson” trägt Ernst Buntz bereits seit seiner Schulzeit. Der Name rührt von einer “Les Paul” der Firma Gibson her, einer E-Gitarre, die Ernst Buntz in der Oberstufe besaß. Zu seiner Schulzeit war es zudem besonders angesagt, an den Namen die Endung “son” anzuhängen.

Info –  Das Konzert mit Paulson und Freunden heute, Samstag, in der Bisinger Hohenzollernhalle beginnt um 20 Uhr, Einlass ist bereits ab 19.30 Uhr. Karten gibt es noch an der Abendkasse.

Heimspiel


Am kommenden Samstag, den 20.4., spielen wir mit kompletter Band in der Hohenzollernhalle Bisingen. Für Andy Schoy und mich ist das ein Heimspiel.  Wir werden unser BLUE WINE Programm letztmals in heimischen Landen präsentieren und zwar in folgender Besetzung:

Paulson – Songwriting, Gitarre, Gesang
Monja Schaarschmidt – Gesang
Artur Stopper – Gesang
Andy Schoy – Schlagwerk
Andreas Reif – Klavier und Kontrabass

Vorbestellungen beim Kulturamt der Gemeinde Bisingen unter 07476/896-122.  Natürlich gibt es auch noch an der Abendkasse Karten.

Wir freuen uns auf einen schönen Abend bei entspannten Songs und einigen Gläsern Blauen Weines.

😛

Paulson

2 Clips

Jooo iiis denn schoo…


…wieder Weihnachten? Dieser Winter will nicht weichen. Wir werden wohl direkt in den Sommer hinüberschneien.

Ich fand den weißen Nachschlag aber schön, bin heute noch einmal um die Burg getigert, mit Sting und seinen Songs von If On A Winter´s Night… Eine sehr besondere Musik, ein meditativer Gang durch die Jahrhunderte, und das Coverfoto schaut aus, als wäre es in den Buchenwäldern des Albtraufs entstanden.

Unser Konzert im Bodelshausener FORUM war klasse. Wie aus einem Guss. Ich bedanke mich bei allen, die uns diesen schönen Abend ermöglicht und uns die Ehre erwiesen haben! Ein besonderer Dank geht auch einmal wieder an meine großartigen Mitmusiker! Hey, welch ein Glück, mit Euch spielen zu dürfen!

Die beiden Fotos hat mein Webmaster Johannes Bucka geschossen, dem ich zu Beginn des Konzerts die Kamera in die Hand drückte. Freundlicherweise hat er auch noch zwei Songs mitgeschnitten, die wir reinstellen, sobald wir dazu kommen.

Bodelshausen 1

bodelshausen 2

Am 20. April gibt es noch eine letzte Gelegenheit uns zu hören. Hohenzollernhalle Bisingen, wieder mit der kompletten Band. Wir freuen uns schon sehr darauf!

Wenn ich so durch die weiße Winterlandschaft wandere, dann kommen die Gedanken viel leichter als das im normalen Tagesablauf der Fall ist. Es ist mir wichtig, dass ich mich ab und zu mal  abschalte… damit das Innere nach außen kommen kann. Ich frage mich, wer heute noch die Seele sein eigen nennt, in einer Welt der Dinge, des Machens um jeden Preis. Manchmal empfinde ich unsere schnelle und technisierte Welt als eiskalt. Wie die Menschen vermarktet werden und die Menschlichkeit gleich mit. Verkümmert uns da nicht dies Innere? Wer lässt heute die Seele noch leben? Wer nimmt sich noch Zeit für Ruhe und Besinnung? Ohne großen logistischen Aufwand, ohne professionelle Wellness-Begleitung, ohne Jogging-Programm, ohne den spektakulären Gang ins Kloster? Fast alles hat heute doch Event-Charakter. Wer kann noch alleine sein, ohne Unterhaltungsprogramm, ohne Konsum und andauernde Erreichbarkeit? Ohne die zahlreichen kommerziellen Angebote von Seelenexperten und Glücksgurus? Mit ihren eindringlichen Appellen: Erkenne dich selbst, Du kannst Dein Leben ändern, jeden neuen Tag, Akzeptiere, was Du nicht ändern kannst. Toll! Die Buchläden sind voll von solchen total neuartigen Ratschlägen der geschäftstüchtigen Erleuchteten. Ich glaube, diese Ratgeber wird es immer geben. Sie sind wohl so alt wie die Menschheit. Es geht dabei um die immergleichen uralten und nicht zu beantwortenden Fragen. Der Mensch ist halt nun einmal sinnlos ins Leben geworfen, ein kluges Tier mit einem ziemlich hungrigen Herzen. Selbstverliebt, neugierig, widersprüchlich, liebes- und glückshungrig…. mitunter auch ungerecht und böse…. milder nur jene, denen Liebe wiederfährt…. aber doch immer sehr verloren….wundersam und letztlich doch…. wunderbar!

Ich grüße Euch,

Paulson





Nur noch ein kleines Bisschen…


Nur noch ein kleines Bisschen frieren, dann wird die Wärme uns wieder verwöhnen. Nach diesem langendunklenkaltenweißen Winter sehnt sich Mensch nach ganz viel Sonne.

Neulich durften wir ja schon an etwas laueren Lüften schnuppern. Wie die Menschen da nach draußen drängten! Die Spaziergänger, die ersten Radfahrer zwischen den  weißen Wiesen; die Jungs auf dem Bolzplatz hinter meinem Haus, deren Rufe an mein Ohr drangen und mich zurücktrugen in die eigene Bubenzeit, ein paar schöne Momente lang.

Geht es Euch auch manchmal so? An solchen Tagen empfinde ich besonders intensiv eine liebende Verbundenheit mit allem Sein. Es ist ein Heraustreten aus dem Gefangensein im eigenen Ich für kurze Zeit.

Foto Hannah







Das Foto hat meine Tochter Hannah aufgenommen. Ich finde es wunderschön und wollte es mit Euch teilen.

Ich danke Euch auch für die Titelvorschläge zum Winterbild vom letzten update. Gewonnen haben  Schneefee,  Winterwonderland, Leg Dich schlafen, Erdling. Ich selbst hatte damals sofort Denkende Dichter im weißen Gewand gesehen.  Jeder ist anders, jeder sieht und wünscht sich Unterschiedliches. Gut so!

Am kommenden Samstag spielen Paulson and friends mit der kompletten Band im Forum Bodelshausen, Karten gibt es unter 07471/708-276. Es ist die vorletzte Gelegenheit, uns auf der Blue Wine Tour zu erleben. Wie immer wird dann eine lange Pause folgen. Kommt doch einfach vorbei, bringt noch ein paar Freunde mit und lasst Euch ein wenig verwöhnen. Wellnesss für die Ohren – und den ganzen Rest.

Würd mich freuen!

Paulson


Wintermärchen


wintermärchen 1

Dass Prinzen hin und wieder mal quaken, war ja bekannt. Was ich aber heute skiwandernd im Märchenwald unter der Burg erlebte, sprengt alle mir bekannten Märchengrenzen. Ich war auf dieser Tour bereits einigen bizarren Gestalten begegnet, als ich sie direkt am Wegesrand liegen sah:  Eine  Prinzessin im blütenweißen Glitzerkleid – schlafend, bildschön und….ich trau es mich fast nicht zu schreiben… schnarchend! Sie sägte wie einst mein bester Freund Joe unter der schottischen Midsommersonne. Der hatte damals den Highland-Schnarch-Wettbewerb aller seefahrenden Landratten mit riesigem Vorsprung gewonnen. Für einen Mann seines Namens und seiner Statur ein wahrhaft angemessener Sieg. Aber eine Prinzessin? Diese vom weißen Zauber hingelegte Anmut? Geht gar nicht! Das ist so ungeheuerlich wie Müllhalden auf Trauminseln, ein Arschgeweih auf faltigem Po, schlimmer noch: es ist der Horror, eigentlich nur vergleichbar mit einem….rockenden… Heino! Kopfschüttelnd und noch immer ungläubig schlich ich mich von dannen, wobei das gar nicht nötig gewesen wäre… so sehr lärmte sie durch den verschneiten Wald.

Im Schockzustand hab ich glatt vergessen, die Prinzessin zu fotografieren. Dafür aber dieses Bild. Wer mir als erster einen passenden Titel schickt, bekommt für eines der letzten Konzerte zwei Freikarten. Für welches, das dürft Ihr selbst aussuchen. Also, welchen Titel bekommt dieses Märchenbild von Dir?

wintermärchen 2

Tatsächlich spielen wir nur noch wenige Konzerte im Rahmen unserer Blue Wine-Tour. Das nächste am Freitag, den 22.2. im kleinen Saal der Balinger Stadthalle – in der Besetzung Paulson (songwriting, guitar, vocals), Monja Schaarschmidt und Artur Stopper (vocals) und Andy Schoy (drums, cajon). Karten gibt´s unter:

Ticket-Hotline: 0 74 33 / 90 08-4 20
zu folgenden Zeiten:
Mo. -Do.: 8.00 – 19.00 Uhr,
Fr.: 8.00 – 13.00 Uhr
Sa.: 9.00 – 13.00 Uhr

E-Mail:stadthalle@balingen.de

Enjoy the white!

Paulson


Bärig war´s…


…mal wieder, im Balinger Bären. Schön, dass Ihr dabei wart. Das Foto ist von Michael Conrad.

Bären 27.1.2013 michael conrad


Und hier eine weitere vergessene CD-Besprechung vom Schwarzwälder Boten. Ich muss im September wohl schon im Winterschlaf gewesen sein.

Reise in eine rätselhafte Landschaft

Volker Rath, 18.09.2012

Zurück mit Album Nummer sieben

Bisingen-Wessingen – Alte Melancholie, neues Album: Paulson meldet sich zurück auf der Bühne. Der Sänger und Liederschreiber geht mit seinem aktuellen Album und runderneuerter Band auf Tour.

“Blue Wine” heißt das Album von Paulson, der mit bürgerlichem Namen Ernst Buntz heißt und in Wessingen lebt. 14 neue Songs enthält die CD, die eigentlich schon geraume Zeit fertig ist. Er wollte schon längst auf Tour sein, es ging aber nicht, wegen einer Knie-Operation. Jetzt ist Paulson wieder der Alte, gesundheitlich wie künstlerisch.

Gefühlvolle Stücke um die wichtigen Fragen des Lebens

“Blue Wine” (Blauer Wein) folgt “Swabian Skies” (Schwäbische Himmel), es ist sein mittlerweile siebtes Album. Blau ist im Englischen Synonym für Melancholie, und in dem Gefühlszustand kennt sich der Liedermacher aus Wessingen aus. “Melancholie habe ich durchaus beim Betrachten von Menschen und der Welt”, sagt der 54-Jährige.

Sie müsse nicht schlecht sein, im Gegenteil: “Der Blaue Wein mag vielleicht anfangs ein wenig schwer schmecken, aber am Ende bleibt doch das Harmonische, das Gehaltvolle.” Der blaue Schmetterling auf der Rückseite des Covers steht deshalb für die Schönheit und Leichtigkeit des Seins. Die Aufnahmen im Booklet stammen allesamt vom Hechinger Fotografen Peter Schilling. “Tolle, warme Bilder, echt stimmungsvoll”, findet Paulson.

Das passt zu den Liedern, die Titel wie “Day after day”, “Heaven”, “Thicker than blood”, “Save me” und “Man in the room” tragen. In den Stücken geht es um Zwischenmenschliches, ums Älterwerden, um Freude und Liebe, um Lebenskunst, um Entscheidungen, um Sehnsucht und ums Alleinsein, das für Paulson eine “schöne Insel” ist. Er räumt ein, dass die Lieder autobiografische Züge tragen. Ein Lied ist seinem Vater gewidmet. Andererseits gehe es auch “surreal” zu. Seine Botschaft: “Es gilt, das Leben zu leben.” Ansonsten soll das Album sein Publikum mitnehmen auf eine “unbeschwerte und doch nachdenkliche Reise” ins Innere, ins Seelenleben – für Paulson eine “vielfältige und rätselhafte Landschaft”. Ein paar Songs seien aber auch etwas anders. “Blue Wine” enthält rockige Stücke und Balladen.

Paulson verzichtete gänzlich auf elektronische Effekte, setzt voll auf Akustik. Unterstützt wurde er von Ralf Gugel (“Südlich von Stuttgart”), der seine Musik “verstehe” und mit Bass und Gitarre “fantastisch” begleite.
Begleitung hat der Songwriter auch auf der Bühne. Als “Paulson & Friends” gehen mit ihm Andreas Reif (Kontrabass), Andy Schoy (Schlagzeug) sowie Monja Schaarschmidt als neue Sängerin und Artur Stopper (Gesang) auf Tour.

Blauer Wein im Balinger Bären


Zurück von einem Flug durch den federleichten Schnee erwarten mich Kaffee und Kuchen. Vorher will ich aber noch eine Zeitungskritik vom 13. September 2012 weitergeben, die ich glatt verpasst hatte. Geschrieben hat sie Bernd Haase vom WOCHENBLATT.



GUTER TROPFEN

Die englischsprachige Welt hat für den Begriff Melancholie den Begriff

"feeling blue" erfunden. Der Blues kennt dafür die "Blue Notes". Der

Bisinger Songwriter Paulson scheint Melancholie mit Wein zu verbinden.

Jedenfalls hat er sein neues  Album "Blue Wine" getauft.

Und eines vorneweg: Es ist ein wohlklingender Wein geworden.

In den 14 Stücken seines mittlerweile siebten Albums erzählt Paulson

Geschichten von Liebe und Trieben, von Freiheit und Sehnsüchten, von einem

kreativen Robinson auf seiner einsamen Insel, von rätselhaften Landschaften.

Am auffallendsten an den Werken von Paulson ist das Unscheinbare: die

schönen, eingängigen Melodien, die weder aufgesetzt noch anbiedernd wirken.

Sie klingen, als trügen wir sie schon immer in unseren Ohren, sind aber doch

neu und spannend. Das ist gutes Songwriting, perfekt im Spannungsfeld von

Folk, Americana, Country und Blues verortet, dazu sehr variabel, sehr

vielseitig. Bei den Melodien und ausgefeilten Arrangements wird selbst die

eingangs erwähnte Melancholie leichtfüßig.

Paulson kredenzt uns mit seinem "Blue Wine" vielleicht keine ausgefallene

Kreation, dafür aber einen richtig gut gereiften Tropfen aus klassischen

Reben, leicht bekömmlich für den Magen, vollmundig im Geschmack, anregend

für den Kopf und immer dann stark im Abgang, wenn er nicht gerade einen Song

am Ende schnöde ausblendet.  
  


Am 27.1. spielen Paulson&friends um 18 Uhr im Balinger Bären. Das waren in der Vergangenheit
immer ganz besondere  Konzerte. Bitte weitersagen. Wir werden in dieser Besetzung antreten:

Paulson (guitar, vocals, songwriting)
Michaela Sommer  (vocals)
Artur Stopper  (vocals)
Andreas Reif  (fretless bass, keys)
Andy Schoy  (drums, cajon)

Genießt den Winter!

Das Leben ist ein Wunder…

Paulson