zuerst war viel geklingel

der rest war schweigen

das weltall war ein stiller ort

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im winter bedeckte der schnee
das land mit einem schweigen

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so manch einer schreibt

weil er lieber schweigt

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auch wenn sie sprachen

schwiegen sie

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nicht nur münder

auch ganze gesichter konnten schweigen

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wer wollte schon schweiger sein
oder schwätzer

nur im gesunden mittelfeld
gab es wertvolle sozialpunkte

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die frage war
was einer hergeben wollte von sich

manche nahmen lieber

und schwiegen

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wer schweigt
lügt nicht

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nichtssagend
saßen sie nebeneinander

es war kalt aber ihnen war warm

dann kam seine bahn

sie verabschiedete ihn
mit einem blick

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im land der arbeitstiere
wurde viel geschwiegen

man ließ maschinen sprechen

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so mancher schweiger
wäre wenn er spräche
ironiker

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wenn die götter schwiegen
hieß das noch nicht
dass es sie nicht gab

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wenn jene
die sonst schwiegen
plötzlich sprachen
waren sie wie fremde

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im zauber der stille
hatte schon so mancher
die worte verloren

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wenn zwei schweiger sich trafen
war die große frage

wer spricht das erste wort

und

wird es ein zweites geben

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in schweigen
steckten gen
und eigen
und fast
ein weinen

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stille und schweigen

das gold der dingezeit

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manche schweigen
weil sie genau wissen
dass das was sie sagen
nicht das ist was sie meinen

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wer immer schweigt
macht sich verdächtig

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der schweiger wird gern überhört

der schwätzer auch

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die sprache des schweigers ist die stille

nur sein körper verrät sein befinden

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der schweiger
ist entweder philosoph
oder er hat nichts zu sagen

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man weiß nicht
was die schweigenden denken

sie sagen es ja nicht

so bleiben sie
wenngleich anwesend
den anderen verborgen

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die ruhe war ihre sehnsucht
und ihre furcht zugleich

sie zu finden bedeutete aufhören
wie krank durch die gegend zu rasen
in unruhe dauernd auf der suche zu sein

zur ruhe kommen hieß
sich zeit schenken

jenseits der sehnsüchte
jenseits der vorstellungen

wunschlos sein

schauen
schweigen
und dann

ganz allmählich

zu sich kommen

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for all those who hate the usa

there’s so much more than dorky trumpets

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zu behaupten
sie hätten ihre wichtigkeit überschätzt
wäre maßlos untertrieben gewesen

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zweifellos war die seele des menschen
sein rätselhaftes unsichtbares zentrum

die frage war nur wie man sich ihr annäherte
um besser zu verstehen worum es sich
bei einem selbst eigentlich handelte

wie konnte die reise ins unbewusste gelingen
wo das wesen des seins verborgen lag
die eigene geschichte ebenso
wie jene der seltsamen art
der man angehörte

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empfindsame gegenteilmenschen
waren schwer zu ertragen
aber überaus wertvoll
in einer normierten gesellschaft
der selbstverklärten gutmenschen

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die burg stand eine weile auf dem berg

dann war auch der weg

zeitlos
war nur die ewigkeit

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die zeit kennt nur eine richtung
die erinnerung kann sie aber umkehren
die fantasie bereist sie nach belieben

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in den zeiten von
globalisierung
technisierung
digitalisierung
sprossen die mythen
wie pilze aus dem boden

ein seelenwesen ließ sich eben nicht
zur zahl und zum uhrensklaven herabwürdigen
ohne sich nach innen zu verabschieden

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ob sie sich dagegen wehrten oder nicht

sie wurden pausenlos mitgerissen
vom strom der zeit

war es da nicht das beste
sich treiben zu lassen und zu staunen
über die wundersame reise

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der tägliche blick in den spiegel
schützte sie vor dem altern

nur jene die sie länger nicht sahen
wussten wie es wirklich um sie stand

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alles nahmen sie mit verspätung wahr

wenn sie es realisierten
war es bereits vergangenheit

die übertragung von welt brauchte zeit
weil ihre sinne begrenzt waren
und weil sie erwartungen hatten
die sie mit den geschehnissen abglichen

so liefen sie der gegenwart stets hinterher

den moment an sich erkannten sie nicht

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wenn einer sagte
die zeit rast
dann raste es nur in ihm selbst

was da raste blieb unklar

über das wesen der unruhe
konnte nur spekuliert werden

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wer sich in der gegenwart
keine zeit mehr nimmt für das vergangene
ist ein in die zukunft getriebener

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es war nicht nur die technik
die sie immer mehr beschleunigte

dahinter standen noch jene
denen die anhäufung von profiten
nicht schnell genug gehen konnte
und jene die ihnen angst machten
wenn sie ihnen ständig damit drohten
die anderen würden sie auffressen
wenn sie das tempo nicht erhöhten

manchmal waren das auch dieselben

er nannte sie die beschleuniger
die rechner hätte auch gepasst
die krankmacher nicht weniger

natürlich sahen die sich als heilsbringer

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zwischen ewigkeit und ewigkeit
liegt ein augenblick
den wir leben nennen

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eile ist die verschwendung des augenblicks

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humor war das einzige gegenmittel

wer ihn nicht entwickelte
wurde in den späten jahren
zum unerträglichen alten

wer ihn hatte auch

aber eine spur weniger

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manchmal
in besonderen momenten
in kleinen wie in großen
gab es keinen zweifel mehr

der mensch war besser als sein ruf

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sie nahmen sich viel zeit
die dinge zu verstehn
doch hatten keine stunde
sich selbst zu sehn

so blieben sie
für alle tage
obschon so nah
sich unbekannt

fremde
im eigenen land

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du gehst mir
auf den zeiger
uhr

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auch wenn die sekunde
in der nächsten
schon verloren ist
gibt es augenblicke
die nie vergehn

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die einzige verbindung
zwischen vorher und nacher
ist der augenblick
in welchem der mensch
ein leben lang gefangen ist

so besteht unsere existenz
aus unzähligen momenten
die sich als bilder aneinanderreihen

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jetzt ist nachher schon vorher

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jeder hatte seine innere uhr
mit einer restlaufzeit

wie lange so ein herz
noch ticken würde
wusste keiner genau

auch im zeitalter der algorithmen
war diese berechnung nicht möglich

wer hätte es auch wissen wollen

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am liebsten hätte er an die menschlichen götter
der alten griechen geglaubt oder an einen sonnengott

aber er spürte ja dass es anders war
dass eine vollkommen gleichgültige natur
alles erschuf und wieder tilgte mit der zeit

das war ganz schön ungeheuer

kein wunder glaubten die leute
kleinen kindern gleich
an den vater im himmel

obwohl der ihnen jahrhundertelang
angst eingejagt und das leben
zur hölle gemacht hatte

er hielt es für viel wahrscheinlicher
dass ihr lieber gott nichts anderes war
als ebendiese vollkommen gleichgültige natur

was nicht weniger ungeheuer war
aber ein sehr guter grund
das leben in jeder sekunde
gleich doppelt zu genießen

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unsere lebenszeit liegt gruselig schön
einen augenblick lang in den zeitzyklen der natur

wir sind nichts als das kurze aufleuchten
einer sternschnuppe am nachthimmel

deshalb machen wir musik

und all das andere

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magische augenblicke
sind kleine ewigkeiten

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seine unaufhörliche neugierde
und seine brennende ungeduld
hatten dem modernen menschen
die echtzeitkommunikation gebracht

nun erhielt er bereits antworten
bevor er überhaupt gefragt hatte

und in nicht allzu ferner zukunft
würde es weder raum noch zeit geben
und er würde immer überall sein
in den  allmächtigen  händen
seines gütigen digitalen gottes

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zu keinem zeitpunkt
ist der mensch
derselbe mensch

man ist zeitlebens
ein neu entstehender

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in jedem moment
spielt auf der Welt
eine neue musik
die nie wiederkehrt

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auf dem mond
gab es keine uhren

das befreite die menschen
wenn sie dort ankamen
im augenblick der liebe

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langeweile ist
wenn eine weile lang ist

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den moment festhalten
zeitlos sein auf instadings
schön sein bis in alle ewigkeit
im bilderkatalog der sterblichen

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allem anfang
wohnt die hoffnung inne

auf ein gelingen
eine glückliche zeit
eine große liebe gar

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der tag hat 24 stunden
jeder hat gleich viel zeit

nur für jene die nie zeit haben
ist der tag viel kürzer

genauer gesagt

null stunden

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liebespanik im sapienspark

sie waren hingerissen vom weltweiten netz
diesem herz aus draht und menschlichkeiten
diesem undurchdringlichen zaubergarten
aus dessen dunklen tiefen
die wundersamsten erscheinungen
hinaus ins alte leben drängten
die doch nur wieder menschenzeugs waren

liebesschreie der einsamen
verzweiflungen der gekränkten
eitelkeiten der vernachlässigten
aufdringlichkeiten der abgewiesenen
wichtigkeiten der zukurzgekommenen
schamlosigkeiten der hochmütigen
bitterkeiten der ausgeträumten

schönheiten
achtsamkeiten
selbstlosigkeiten

und ein meer von mehr

allesamt geboren
aus der zeitlichkeit des sterblichen

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in der gegenwart leben

überhaupt kein problem

weil es das vergangene nicht mehr
und das zukünftige noch nicht gibt

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natürlich ist zeit relativ

auch in der erinnerung

die besonderen momente
erleben wir wie in zeitlupe
wieder und wieder
während die routine des alltags
im zeitraffer an uns vorbeirast

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der siegeszug der uhr
war der niedergang ihrer freiheit

so mancher ließ sich gar
rund um die uhr bewachen

60/60/24/7/365(6)

big zeiger is watching you

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unwichtigsein
ist eine gute vorübung
für die ewigkeit

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die zeit ist ein leerer raum

erst geschehnisse machen ihn zu etwas

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das vergangene klingt noch immer in uns nach
das zukünftige erwarten wir mit hoffen und bangen
auf der gegenwart reisen wir vorwärts
durch das leben mit der zeit

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sie fragte sich
warum menschen hunde hielten

hatten sie nicht mit sich selbst
mehr als genug zu tun

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er gehörte nicht zu jenen
die bereits anfang august
nach der ersten kühlen nacht
an das ende des sommers dachten

er war ein optimistischer pessimist

es würde noch früh genug herbst sein

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nur weil er die leere des seins entdeckt hatte
konnte er darin einen sinn finden

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nur wenige haben das sagen
die anderen tanzen wie die puppen

fair ist das nicht
absurd schon

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samstag früh
im grunde ein zaubermorgen
mit kaffee unter künstlichen wolken
und einer ernsthaften frage

wie sollten die verantwortlichen die welt retten
mit bürgern die sich maßlos wie lemminge verhielten
weil sie verlorene glückssucher mit riesenherzen waren

statt zu verzweifeln floh er in den wald um zu weinen

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ihre brennende sehnsucht nach liebe und beachtung
hatte schon zahllose katastrophen ausgelöst

auf der kleinen wie auf der großen bühne

wenn es ihnen an einsicht und demut fehlte
neigten sie zum verzweifelten extremismus

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jene die nach einer erziehung in vielfalt und freiheit
antisemiten und intoleranten geworden sind
sind der lebende beweis für vielfalt und freiheit
und müssen ertragen werden

jene antisemiten und intoleranten
die ohne eine erziehung in vielfalt und freiheit
hier aufwuchsen oder ins land kamen
sind nicht weniger bedrohlich und unerfreulich
aber weit weniger dafür verantwortlich

der diktatur im kopf kann man nur
mit liebe bildung und demokratie begegnen

ganz zu besiegen wird sie niemals sein

auch achtzig jahre danach
ist der mensch noch immer ein mensch

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unverwüstlich der mensch
unverwüstlich das schöne
unverwüstlich die liebe
und menschlichkeit

in der wut der führer
im hass der egomanen
im vergehen der welt

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grabesstille seelenweiten
dunkle undurchdringlichkeiten
lächelnde verschwiegenheiten
bestverborgne träumezeiten

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zeitgeist
unwesen der dinge

zeitgeist verweht
mainstream vergeht
im flow der saison

und im nächsten jahr
ist wieder braun dran
oder grün oder blau
rundlich oder eckig
ruppig oder lässig

wie langweilig

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manche sind so ernst
dass sie nichts ernstes sagen
wenn es nicht humorvoll
gesagt werden kann

das nennen sie dann humor

das ist lustig

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der selbsternannte wissende
will immer hoch hinaus
laut und wild und rasend schnell

aber immer übersieht er dabei
das naheliegende

sich selbst

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es mag eine überlebensmaßnahme sein
eine vorkehrung gegen überforderung

ganz gewiss aber ist es eine sehnsucht

je komplizierter etwas daherkommt
umso mehr wird es simplifiziert

der mensch ist der vereinfacher schlechthin

nahezu ausnahmslos zu seinen gunsten
reduziert er das komplexeste
im nu zu einem überschaubaren

auch wenn nur wenige dabei zu fiesen lügen greifen
so bleibt doch das wirkliche das wahre und das mögliche
größtenteils in diesem egofilter des sapiens hängen

aber das wenige das es hindurch schafft
glitzert zuweilen wunderzauberschön

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wie wichtig sie sich nahmen

was sie nicht alles unternahmen
und sich dabei sehr übernahmen
bis sie sich schließlich doch
dem schicksal übergaben

tragisch und herzergreifend
der klügste menschenaffe
dieser endlos verzweifelte
in seiner vollkommenenen
bedeutungslosigkeit

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seltsam
dass wir nicht einmal in unseren gärten zur ruhe kommen

kriegern gleich tigern wir lärmend durchs grün
und können das schöne nicht sehn

erst wenn schnee darauf liegt
geben wir uns geschlagen

dann ist ruh

in den herzen

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erstaunlich
was wir alles tun
ohne nachzudenken

es geschieht einfach

sobald wir denken
wird es kompliziert

https://www.youtube.com/watch?v=8IEezGQwgZk

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der schmerz ist ein großer antreiber
so wie der mangel
wie die sehnsucht
wie die lust

der stärkste antrieb aber ist der tod

das alles spüren die menschen
sie reden aber nicht darüber
verdrängen es aus den gedanken

am liebsten würden sie immer glücklich sein

dass sie dann keine menschen mehr wären
ist ihnen durchaus bewusst

dennoch versuchen sie es

pics & words: © paulson / music: youtube artists

wenn die menschen zurückkehrten in einen zustand
in dem sie nur noch konsumierten was sie brauchen
hätten sie viel mehr zeit zur ruhe zu kommen
es gäbe viel weniger rohstoff- und landschaftsverbrauch
lebenswertere städte und keinen klimawandel

dennoch bleiben sie bei massenproduktion und massenkonsum
wechseln autos möbel kleidung und nahrung mit den moden
produzieren dabei ganze gebirge von abfall und anderen giften
die sich in allem wiederfinden sogar in ihnen selbst

wie getriebene sind sie mit ich-bin-doch-nicht-blöd-angeboten
pausenlos unterwegs um etwas besonderes zu erleben
anstatt mitzuhelfen die lügen des systems zu entlarven
die bitterarmen länder des südens zu entwickeln
die vielfalt der natur und die lebensgrundlagen
ihrer kindeskinder zu schützen und zu erhalten

und bei alledem singen sie zu ihrer rechtfertigung
auch noch das hohelied der persönlichen freiheit
und die arie vom es-ist-doch-eh-schon-alles-zu-spät

eine schlimmere orgie aus ignoranz falschheit und selbstliebe
ist kaum vorstellbar

pics & words: © paulson / music: youtube artists

schon in jungen jahren
kann man ihn gut gebrauchen

wer ihn aber im alter nicht hat
dem gnade gott

skulptur: Peter Lenk / pics & words: © paulson / music: youtube artists

vielleicht ist ja die rastlose geschäftigkeit
der großen maschinenbauernation
nichts anderes als die abwehr
der großen inneren langeweile
die den menschen bewohnt
auf keinen fall bewusst werden darf
und durch dauernde betriebsamkeit
in den tiefen des selbst versenkt wird

wer eine großspurige rädermaschine
und pausenlos spektakuläre angebote
einer monströsen freizeitindustrie
für seinen selbstwert benötigt
macht sich unter umständen
in diese richtung verdächtig

pics & words: © paulson / music: youtube artists

solange man nicht weiß dass man krank ist
ist man noch gesund

das ist praktisch und lässt sich auch
auf andere bereiche übertragen

beispiel klimawandel

solange man ihn leugnet
gibt es ihn gar nicht
das macht vieles leichter

beispiel massenflucht

wenn sie in nordafrika hängenbleiben
oder im mittelmeer rumtreiben
hängen sie schon nicht bei uns rum

beispiel tierwohl

du gibst dir das supermonstersteak
während du deine supercat am bauch kraulst
und mit ihr die nächste dosenmahlzeit besprichst

beispiel beziehungsarbeit

du lässt deinen partner einfach quatschen
solange du dir das fußballspiel reinziehst
du musst nur regelmäßig nicken
und ab und zu ja sagen

wir lernen daraus

wenn man etwas nicht sehen will
ist es gar nicht vorhanden
und wenn man die hände
fest auf die augen legt
ist man selbst nicht mehr da

das weiß schon jedes kind

mensch
hör endlich auf mit der grübelei
und überlass es den anderen
sich moralisch zu entrüsten

besiege deine zweifel
sie passen nicht in diese zeit

du kannst dein leben ändern
jeden neuen tag

und es ist so einfach

mach die augen auf oder zu
je nachdem

lass die schatten schatten sein

komm in die sonne mein freund

vertraue in dich

liebe dich

du bist es wert

pics & words: © paulson / music: youtube artists

standup-paddling mutiert derzeit zum volkssport

man tuts weil es in ist
und so gut entschleunigt 
weil man ins gleichgewicht kommt
und weils so archaisch anmutet
oder einfach weil man kann und will

neulich gabs die sup boards endlich bei den discountern

viel plastik für wenig geld und ein sicheres zeichen
dass dieser hype schon bald passé sein wird

vielleicht kommt ja dann demnächst
mal was richtig verrücktes auf den markt

ja…
das wär doch die geschäftsidee
und lustig anzuschaun wär es auch noch

sitdownpaddling

jetzt aber erst mal ab zu aldi
da gibts nochmal rabatt aufs brett
bin nämlich ein ziemlich extremer
auslaufmodellschnäppchenjäger

ihr wisst ja der mensch ist schrecklich

vor allem der eigene

pics & words: © paulson / music: youtube artists (gold member – waiting for you)

stille ist nie im menschen

auch wenn dort schweigen ist

pics & words: © paulson / music: youtube artists

seit er die supermacht anführt weiß man es

toupets sind eine kunstform des frisierens
so wie lügen eine kunstform des sprechens sind

man hätte einen wie ihn
nicht für möglich gehalten
nicht in the land of the free
und doch wieder gerade dort

aber schon ganz andere führer
hatte man im grunde genommen
für vollkommen unmöglich gehalten

noch ist der demagoge am ruder
noch steuert er uns tiefer hinein in die kälte
seiner verantwortungslosen verkommenheit

wenn er dann gewesen sein wird
der gorillaartige große junge
der catchende charismatiker
der antidemokratische spalter
wird es wohl jahre dauern
wenn nicht jahrmillionen
bis die verrohung der menschheit
durch diese ikone der egomanie
wieder überwunden sein wird

aber selbst dann wird es noch
verrückte geben die behaupten
ein besserer mann habe nie gelebt

nur deshalb hat es ihn geben können

und zur beruhigung

foto trump: thenational.ae / words: paulson / music: youtube artists

wer menschen
nach der hautfarbe beurteilt
hat ein problem mit seiner allmacht

pics & words: © paulson / music: youtube artists

als der terror
made in germany war
kamen sie uns die freiheit zu schenken

manche haben das vergessen
andere niemals verstanden
im wirtschaftswunderlandgetümmel

dankbarkeit

pics & words: © paulson / music: youtube artists

wir lieben neue gesichter
weil wir neugierige tiere sind
und weil wir uns von ihnen
eine verbesserung erhoffen

sobald wir sie etwas öfter sehen
und wenn sie etwas von uns fordern
mögen wir sie gleich wieder weniger
unterstellen ihnen dass sie verdorben
oder eingebildet oder unfähig sind
oder halt anderweitig nerven
und dann mögen wir wieder jene
die uns mit einfachen erklärungen
honig ums maul schmieren
beste harmonie vorgaukeln
und das geben was wir ersehnen

menschenrecht auf billigen sprit
und andere unverzichtbare
glücksgüter und errungenschaften
die uns halt so ausmachen
während die welt verreckt

die jungen sind lange genug
links liegen gelassen worden
so nach dem motto
die haben ja die jugend
und noch nicht die erfahrung
außerdem ist denen ihr hirn
bis mitte zwanzig noch im umbau

dass sie ganz schnell ticken
und auch sehr klug sind
und diejenigen sein werden
die schon bald ohne die alten
den schlamassel ausbaden dürfen
ist lange genug übersehen worden

ob die jungen idealisten eine chance haben
gegen selbstliebe unverstand konsumeifer
und die unheimliche macht des kapitals
muss natürlich bezweifelt werden

und dennoch ist da gerade etwas auf dem weg
das einem wieder einen funken hoffnung macht

wenn sie es nicht schaffen werden
die krummen dinger gerade zu biegen
und eher die unordnung über uns kommt
oder wenn sie ohne etwas zu erreichen
wieder in der versenkung veschwinden
wird es angesichts der ungleichheiten
der zahllosen vergangenen versäumnisse
und des bereits jetzt herrschenden chaos
ganz gewiss nicht ihre schuld gewesen sein

das war futur zwei

siehe ganz unten

pics & words: © paulson / music: youtube artists

https://www.youtube.com/watch?v=Pi_VD92ZImM

aus: ZDF – 30.5.2019

https://futurzwei.org/

kaum ein baum
darf heute noch alt werden
und wachsen wie er will

immer kann einer nicht stillhalten
immer ist einer mit der säääge da

es scheint gerade so
als könne er größe und würde
des anderen nicht ertragen

den menschen ist das aber nicht wichtig
es ist ihnen vielleicht noch gar nicht aufgefallen

sie haben ganz andere sorgen

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sie loungten auf sofas im garten
und planten die flucht auf die insel
dabei freuten sie sich wie kinder

ihre blühende gesellschaftsordnung
gründete auf einem maßlosen konsum
zerstörerisch ausbeuterisch und blind

ihre maschinen waren gewaltig
und jeder einzelne von ihnen
hielt die welt in den händen

sie waren aber ohne schuld
wurden da hineingeworfen
wie all die anderen vor ihnen

angeblich ging es um arbeitsplätze
damit sich alle alles leisten konnten

das nannten sie demokratie

sie waren sehr stolz auf ihr land
und das nicht so tolle
an ihnen und ihrem land
verdrängten sie einfach
und nannten es optimismus

natürlich war es ein kopfproblem 
gleich nach dem bauchproblem

letztlich gab es kein richtiges außen
in einem falschen innen

gespürt haben sie das in guten momenten

wenn sie es aber hätten verstehen
wenn sie es hätten ändern können
dann wäre es noch gut gegangen

vielleicht

so nicht

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er hatte nächtelang freudentränen geweint

endlich wurde es wieder diskutiert und besungen
und wieder gab es leute die dagegen auf die straße gingen

und doch machte es ihm keinen besonderen mut
dass die vorherrschende moral der sapiens
dieser ignorante geisteskranke materialismus
mal wieder an den pranger gestellt wurde

eine wende war denkbar und möglich

das problem war nur

das wasser stand ihnen erst bis zum hals

es war also noch luft nach oben

die party konnte gnadenlos weitergehen

pics & words: © paulson / music: youtube artists

auch interessant:

https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-9-april-2019-100.html

(zdf mediathek)

https://www.youtube.com/watch?v=NIbk8u1bygQ

British documentary film by Franny Armstrong (2009)

alles über sich ergehen lassen
was man nicht ändern kann

ist das eine bescheidenheit
eine gelassenheit
eine klugheit

oder ist es
eine naivität
eine kapitulation
eine bequemlichkeit gar

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fühlst du dich monden
so tu ihn doch umronden
und ist dir das zu kühn
musst du dich anders mühn
dann greif zu einem stift
und schreib halt ein gedicht

tut es sich nicht reimen
musst du nicht weinen
der mond mag auch
nicht immer scheinen

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mitmenschlichkeit

nicht nur für menschen
nicht nur weil sie uns nützt

weil alles leben würde besitzt

so würden wir unsere würde zurückerlangen

es wäre ein vollkommen neues lebensgefühl

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die individuelle freiheit
war eine großartige errungenschaft

sie waren dabei sie abzuschaffen

weil sie freiheit mit maßlosigkeit verwechselten

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Bronzeskulptur von Guido Messer

weil sie sich unentwegt aufpumpten mit gasförmigem gold
bis sie schier platzten vor lauter selbstliebe und wichtigsein

auch wenn es nichts weiter war als rektal verabreichte heiße luft

weil sie sich halt so wichtig und wertvoll und einmalig vorkamen

obschon sie nichts anderes waren als aufrecht gehende egomaten
mit einem herrenmenschenanspruch auf alles andere leben

kennen sie den

sagt der eine planet zum anderen…

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das waren goldene zeiten
als sie sich noch schämten
weil sie wussten
dass sie sündigten

heute war es

carpe diem

auf teufel komm raus

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in den nutzviehhochsicherheitstrakts der republik
wuchs abermillionenfach das geschnetzelte von morgen
während in der restnatur die letzten arten verendeten

die medien feierten ein goldiges baby aus dem königshaus
die glückliche mutter war ein wenig rundlich geworden
und die eintracht verlor im elfmeterschießen
obwohl der trapp einen rausgeholt hatte

seit wochen schon feierten sie nicht ohne stolz
den siebzigsten jahrestag ihres wertekanons

wohl dem der rechte hatte

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die homo sapiens sapiens lebten gut
in der licht- luft- und lärmverschmutzung
der von ihnen geschaffenen goldenen dingezeit

sie waren zähe viecher die fast alles aushielten

inzwischen starben sogar schon die insekten vor ihnen

lächerlich war das nicht

manche nannten es außerordentlich

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da schickte ihnen der himmel einen engel
ein sehr besonderes mädchen

greta

sie bestaunten und sie lieben sie
doch sie verstanden das zeichen nicht

alles würde genau so weitergehen
und sogar noch viel schlimmer werden

aber nur der engel aus dem norden
würde daran zugrunde gehen

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wenn die geräusche
in einem lauter sind
als um einen herum
dann herrscht stille

pics & words: © paulson / music: youtube artists

wir verletzen nicht nur
indem wir dinge sagen und tun
oder verschweigen und unterlassen

wir lassen uns auch verletzen
weil wir alles was uns widerfährt
auf die goldwaage unserer seele legen

dass die eine lange geschichte hat
welche immer nur unsere eigene ist
übersehen wir allzu gern

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immer sucht das land starke
und immer wird es fündig
und immer stecken kinder dahinter

das land wird von kindern geführt

man sieht ja was dabei herauskommt

es könnte schlimmer sein

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jene von denen man ernsthaft verlangt
meinungen als wahrheiten vorzutragen
sind durchaus zu bedauern
denn sie besitzen vermutlich
gute absichten und persönliche einsichten
aber doch nicht die wahrheit
die kein mensch besitzen kann
weil es sie nicht gibt

in einer nation von konsumenten
und sonstigen weltflüchtigen
welche wir unverkennbar geworden sind
und die zugleich volksherrschaft sein will
möchte man kein entscheidungsträger sein

denn von denen wird trotzig verlangt
dass sie alles wissen und das richtige tun
während man ironisch bis selbstherrlich
sie beschimpfend um das große selbst
und um die angeblichen wahrheiten rotiert
die oft nichts anderes sind als verworrenes zeug
irgendwo aufgeschnappt und hingeschmissen
zur erleichterung der eigenen bedrückung

dass das woanders auch nicht anders ist
mag ein trost sein aber auch nicht mehr

zu behaupten bei dieser darstellung handle es sich um die wahrheit
wäre nicht nur ziemlich vermessen – es läge sogar voll daneben
; )

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wer mit sich selbst
im reinen sein will
wird sich wohl
in allen farben
betrachten müssen

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gott
ist die mächtigste erzählung der menschheit

es ist wahrlich kein wunder
dass so viele den religionen folgen
wenn die mit einem daherkommen
der das himmelreich verspricht

glaube – dann überlebst du

das ist unschlagbar
mehr geht einfach nicht

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die übermacht der eltern
regiert ein leben lang
aus dem unter-ich

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es ist schön dass sich auf einmal
so viele leute für politik interessieren
und auf die straße gehen für ihr anliegen

die frage ist nur ob sie den durchblick haben
oder direktement aus der filterblase
in den empörungs-livestream springen

die schöne neue medienwelt
hat ohne weiteres das potenzial
aus friedlichen bürgern
wütende würger zu machen

bleibt zu hoffen dass die politischen parteien
nicht mit jedem neuen protest den kurs ändern

Tony Joe White (1943-2018)

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ooooohhh

früher
das war schlimm
als ich noch
so richtig wichtig war

aaaaaaahhh

eine wohltat ist das
so leicht zu sein
unsichtbar
und überall

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es gibt viele möglichkeiten die realität auszutricksen

heldengeschichten über den menschen sind eine

man schließt einfach die augen und tut so
als wäre die gattung des homo sapiens
eine allen anderen planetenbewohnern
weit überlegene attraktion
und man selber sei halt
ein exemplar davon

und schon läufts

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nichtwegseinmüssen
daheimseinwollen
beisichseinkönnen

im bescheidenen hausen

das wär’s doch

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das denken ist gewiss nicht die erste neigung
des von sehnsüchten getriebenen sterblichen

aber es ist alternativlos

jene die das denken verachten
sollten nicht am ruder der macht sein

weil sie es aber auf allen ebenen sind
befinden wir uns auf diesem unheilvollen kurs

wir sollten also mit dem nachdenken beginnen
eine andere chance haben wir nicht

ganz am anfang muss aber die furcht stehen

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vor einem jahr
kannte noch kein mensch greta thunberg

heute will jeder eine sein

homo ridiculus

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eingeprägt in frühen jahren
ist das gewissen das privateste

ein tief in uns verborgenes
nicht-öffentliches allmächtiges

und gewiss kein freiheitliches

nur das triebhafte
vermag es noch mit ihm aufzunehmen

der rest ist kaum von belang

man könnte das auch mit einem alten schlager sagen

wenn du denkst du denkst dann denkst du nur du denkst

noch schöner ist

wenn fliegen hinter fliegen fliegen fliegen fliegen fliegen hinterher

aber die sind hier auch nicht von belang

so long

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man kann ohne weiteres
aufgehen in allem

wenn man dorthin geht
wo wind und wasser
auf himmel und erde treffen

fragen gibt es da keine mehr

nicht einmal worte

nur noch gelassenheit

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schlimm
wenn die sorge ums leben
das leben verhindert

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jene macht
welche die welt erschaffen
mag sich wohl gott nennen

denn göttlich
das ist sie
die welt

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wer nicht nein sagen kann
muss ein jasager sein

oder schweigen
wie eine burg

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wer tiefer fragt
mag an die grenze
zur dunkelheit stoßen
ob er dann auch
hineinschauen mag
findet er heraus
wenn er es wagt
noch tiefer zu fragen

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wenn er überhaupt etwas begriff
dann war es sein nichtbegreifen

manche griffen nach dem strohhalm
und taten so als begriffen sie was
sie formten wohlgewählte worte
und nannten die seele verstand

er war auch so einer
hatte gar keine wahl
war auch ein getriebener
ohne alle zeit der welt

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weil er der weltzerstörer war
erschuf er sich das schöne
auf einer insel der illusionen

dort ersann er lieder
in denen seine größe erklang

noch im lächelnden schlaf
hallte die stolze stimme
im selbstverliebten ohr

alles hässliche entsorgte er
in einer feuerwand aus scham

so konnte er gut leben
und leben – das wollte er

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so mancher
der hypochondert
wird über hundert

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als er eines schönen tags im frühling
am späten vormittag im straßencafé saß
da schaute er sich die artgenossen an
wie sie so durch die gassen der alten stadt flossen
mit winterblassen vom leben gezeichneten gesichtern
auf wegen deren anfang und ende er nicht ahnte

immerfort waren sie unterwegs
zwischen erwartung und enttäuschung
zwischen erwartung und erfüllung

es war ein einziges hoffen und bangen
ein ständiges sehnen und suchen
welches sie wohl als eine unruhe empfanden
dessen tiefere gründe sie aber nicht kannten
weil sie pausenlos damit beschäftigt waren
glücksgefühle zu erzeugen

im grunde war jeder von ihnen ein einziger
defizitkompensationsautomat aus fleisch und blut
auf der suche nach selbstbefriedigung

. . .

nachdem er eine weile geschaut und gestaunt hatte
und dann wieder im strom der passanten aufgegangen war
überfiel ihn urplötzlich ein gemeiner wolfsartiger hunger

gerade hatte er noch an sie denken müssen
hatte sie in seine verlangenden arme gesehnt
doch nun war da ein ganz anderer wunsch
den es augenblicklich zu erfüllen galt

der geruch von gebratenem zog ihn an eine ladentheke
wo ein großer bärtiger mann mit einem riesigen messer
fleisch von einer aufgespießten rolle schnitzte
er hörte sich noch mit viel scharf sagen
die bezahlung nahm er dann nicht mehr wahr
grußlos ging er nach draußen
und stieß sein gebiss in das tote tier

neben ihm schlang ein zweiter wolf sein fressen hinunter
mit eingezogenen hälsen drehten sie sich zur seite
als ihre blicke sich mitten im biss trafen

erst als er den schlimmsten hunger überlebt hatte
war er in der lage zu erkennen
dass sich ein ganzes rudel männlicher wölfe
vor dem imbiss versammelt hatte
und neue hungrige standen nun an
und scharrten ungeduldig mit den füßen
alle hatten sie schaum vor dem mund
was er für leicht übertrieben hielt

er konnte ihre großen leeren mägen knurren hören

fast mutete es ihn animalisch an

dabei waren es doch menschen

dann sehnte er sich nach wärme

er wischte sich das maul ab
und verschwand in einer der alten gassen

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der mensch
ein verstellungskünstler
der nur das herzeigt
was die anderen sehen sollen

und davon ist das meiste
auch noch verlogen

jene leichtsinnigen
die sich nackt zeigen
werden ausgerechnet von ihm
zur schnecke gemacht

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zwischen ignoranz
und tugendterror
liegt noch immer
die goldene mitte
der verantwortung

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man kann mehr schweigen
als man sagen kann

viel meer

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der schreiber
versteckt sein leben
in einer fiktion

der leser
findet dort seines

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pausenlos
verwandeln die menschen
ihr leben in eine geschichte
die sie zu etwas machen
das sie mögen können

sie nennen dies erschaffene
persönlichkeit
biographie
identität
ich

selbstsucht
hat es noch keiner genannt

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das leben
ist ein einziges
improvisieren

wer es verplant
verpasst es

oder so

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sie haben uns das wichtigsein
von klein auf eingeimpft
immer wieder immer neu
bis wir es geglaubt haben

die demut
haben wir schmerzlich erfahren dürfen

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so manch einer schafft es
sich selbst und die welt
derart zu verklären
dass alles gut ist

beneidenswert
einerseits

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die dekonstruktion der mythen
ist verständlicherweise
nicht das erste interesse
des sterblichen

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nebelburgbestaunen
winterwindgeflüster
flockensturmgestöber
abendfrostgeglitzer
zuckerberggezauber
kinderaugenschön

bald schon schnee von gestern
morgen schon passé

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es ist nicht ganz klar
weshalb jene
die in panzerartigen rennmaschinen
durch tag und nacht und raum jagen
den menschen der landschaft und allem
diese gewalt antun

womöglich
haben sie kein gewissen
oder kein mitgefühl
oder richtig spaß dabei

weiß der geier

eins scheint aber klar

die können nicht anders

so wie sie und du und ich

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kunstschnee ist keinschnee

kunstschnee ist schwindelei

grad wie

plastikbäume disneylands designerbabies

kolorierte kontaktlinsen
gelogene liebeserklärungen
traumreisen mit dreckschleudern

technisierte sinnlichkeit
synthetische sehnsucht
verwalteter traum

selbstverarschung

fake

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