The reason why…


Liebe liebe Menschen da draußen,

nach zwei wunderbaren Konzerten möchte ich mich bedanken für Euren Besuch. Die meisten von Euch kommen nicht zu Paulson&friends einfach zum Musikhören, das weiß ich aus den vielen Reaktionen – für die ich mich hier sehr herzlich bedanke. Es macht mich froh und stolz, dass ich regelrecht sehen kann, wie viele von Euch sich berühren und mitnehmen  lassen vom Seelenstoff, den ich Euch da vortrage. Es haut mich geradezu um, wenn ich sehe, dass manche jede Zeile meiner Songs mitsingen, wenn die Lippen die Worte formen, die Gesichter und Augen und Körper mir zeigen, dass ich Euch erreiche. Da waren auch die paar tumben Schreihälse, die es in den hinteren Reihen immer mal wieder gab, kein Problem. Ich habe sogar zunehmend das Gefühl, dass es sich bei uns um eine Seelengemeinschaft handelt. Da ich nun alles andere als ein Guru sein möchte – zu wenig Sendungsbewusstsein und zuviel Abneigung gegen Wahrheitsverkünder – muss ich schnell noch schreiben, dass es nicht nur die Songs sind, sondern natürlich auch und vor allem meine großartigen Mitspieler Andreas, Andy, Artur und Monja. Und im Pinselstrich natürlich Michi Sommer, die mit ihrer einmalig fröhlichen und zugleich sinnlichen Art großartig war, wie ich finde und wie Ihr es mir gesagt und geschrieben habt. Es ist eine große Freude für Euren langsam reifer werdenden Songwriter, mit diesen tollen Musikern auf der Bühne zu stehen. Diese Menschen, und jene, die ich mit meinen Songs berühren darf – das ist der Hauptantrieb für mich, noch mehr Musik zu schreiben. The reason why…

Am Samstag wird Monja wieder dabei sein. Es wird ein anderes Konzert sein, allein deshalb, weil im Kräuterkasten niemand im Hintergrund rumlärmen wird. Es ist unser drittes Gastspiel dort und die ersten beiden Konzerte waren super konzertant, ich denke es wird wieder so sein. Wär schön, wenn Ihr mit dabei wärt. Natürlich gibt es auch dort Bewirtung, und ob es gesellig wird, das entscheidet nicht zuletzt Ihr selbst. Gelegenheit dazu wird es geben.

Während sich draußen das Grün des Sommers in alle möglichen Herbstfarben verwandelt stellen sich auch Körper und Psyche auf die dunkleren Jahreszeiten und die viel kürzeren Tage ein. Ich finde diesen Jahres-Kreislauf jedesmal faszinierend. Ich stehe einfach nur staunend da und betrachte mit tiefer Ehrfurcht dieses natürliche Schauspiel von Kommen und Gehen, von Aufgehen und Untergehen; in der Mechanik des Himmels erahne ich die Größe des Raumes um uns.  Als so schön und ergreifend empfinde ich das Leben, die Natur und den Kosmos, dass ich mich schlichtweg weigern möchte, alles nur als sinnlos und indifferent anzusehen. Ich möchte glauben, dass hinter allem ein tieferer Sinn steht. Den personalen Gott brauche ich da gar nicht, um Trost zu finden. Dies Ineinandergreifen der Vorgänge, dieses perfekte Funktionieren von Abläufen… es ist einfach unbeschreiblich faszinierend. Dass im Frühling aus den Ästen wieder Blätter platzen, dass unser Planet sich so zuverlässig dreht, dass kein einziger Stern am Himmel fehlt, dass ein Schmetterling auch im starken Wind zielgenau auf einem schwankenden Grashalm landet. Einfach der Hammer! Das Leben ist ein Wunder. Wir sollten es nicht damit verbringen, nach der Pfeife von anderen durch die Welt zu hecheln, seien diese nun Chefs oder Betriebswirtschaftler, Marketing-Cracks oder Menschen, die mit schnellen Urteilen  sogenannte Wahrheiten verbreiten. Wir sollten Stress und Frust, Misstrauen , Machtlosigkeit und Resignation abwerfen und erkennen, wer wir sind. Weil wir Teil eines Ganzen sind, zwar auch alle Einzelwesen, aber eingebunden in ein Großes Ganzes. Und wir sollten den ungeborenen Menschen der Zukunft auch eine Chance geben, dies Glück zu erleben. Wir sollten verstehen, dass unendliches Wachstum in einer endlichen Welt nicht funktionieren kann. Wir sollten Bescheidenheit lernen und verstehen, dass weniger mehr ist. Aber wem sage ich das: inzwischen wissen wir es ja eh alle! Das Problem ist eher die Umsetzung, nicht wahr? Vielleicht muss jeder bei sich selbst anfangen. Vielleicht wird dann irgendwann  in naher Zukunft ein Politiker nicht wiedergewählt, der stolz verkündet, dass sich in den nächsten zwanzig Jahren das Verkehrsaufkommen noch einmal verdoppeln wird. Immer dieses Geschwätz von Nachhaltigkeit. Es kann nicht beides geben: Nachhaltigkeit und Wachstum. Wer das eine nennt, kann das andere nicht meinen.  Optimisten schätzen, dass die Konsum-Orgie noch 30 Jahre weitergeht, Pessimisten schätzen etwa die Hälfte. An das Danach will ich gar nicht denken…

Heute hab ich ein Lied von Herbert Grönemeyer zufällig im Radio gehört. Ich bin da schrecklich ungebildet, weil ich fast kein Pop-Radio höre. Muss wohl ein großer Hit gewesen sein, der aber völlig an mir vorbei ging. Umso schöner, dass ich den Song jetzt noch entdeckt habe. Uns Herbert bietet hier großes Seelenkino. “Halt mich noch ein bisschen, bis ich schlafen kann”. Hat mich sehr ergriffen heut morgen und deshalb sei dieser richtig gute Song hier angehängt. Klasse auch, wie er ihn bringt:  frisch, lebensbejahend, trotz aller Rückschläge in seinem Leben. Ich kenn ihn nicht wirklich, find ihn aber beeindruckend. Ich glaube er gibt den Menschen sehr viel.

http://www.youtube.com/watch?v=esaMDTr06ZE

Das Leben ist schön, aber auch ganz schön kurz. Zeigt es den anderen, wenn Ihr sie liebt.

Paulson


This entry was posted on Mittwoch, Oktober 3rd, 2012 at 17:45 and is filed under 2012. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.