burg 226

es gab zeiten unter der burg
da geschahen grauenvolle dinge

damals während der gewaltherrschaft
entmenschlichter deutscher männer
die das ganze land und halb europa
mit ihrem schrecken überzogen 

und auch entlang des albtraufs
wehrlose zu tode gequält hatten

so gefühlskalt und unbarmherzig
gingen die herrenhenker zu werke

dass den gepeinigten die tränen froren
weil ihnen in pausenloser todesangst 
keine zeit mehr zum weinen blieb

dass die täter dann am ende
auch noch die listen mit den namen
der ermordeten verschwinden ließen
zeigte das ganze ausmaß ihrer niedrigkeit

nach dem ende des staatlichen terrors
sorgten dann die alliierten befreier dafür
dass die opfer ihre würde zurück bekamen 

als es um die schuldfrage ging war es wie immer

einige stellten sich der verantwortung
andere wollten nichts gewusst und gesehen haben
und der große rest schwieg und verdrängte 

inzwischen war viel gras und wald darüber gewachsen
und der kz-friedhof lag verborgen neben der schnellstraße

naturgemäß wollte sich nicht jeder
mit diesem kapitel von heimatkunde befassen

wer aber wissen wollte welche herzzerreißenden tragödien 
sich da tausendfach am fuße der burg zugetragen hatten
konnte das dank der arbeit einer gruppe von menschen tun
die unverdrossen gegen das vergessen ankämpften

jene die keine scham empfanden fragten

warum nicht einfach vergessen?

die antwort 

es ist noch immer derselbe mensch

 

pics & words: © paulson