wölfe

als er eines schönen tags im frühling
am späten vormittag im straßencafé saß
da schaute er sich die artgenossen an
wie sie so durch die gassen der alten stadt flossen
mit winterblassen vom leben gezeichneten gesichtern
auf wegen deren anfang und ende er nicht ahnte

immerfort waren sie unterwegs
zwischen erwartung und enttäuschung
zwischen erwartung und erfüllung

es war ein einziges hoffen und bangen
ein ständiges sehnen und suchen
welches sie wohl als eine unruhe empfanden
dessen tiefere gründe sie aber nicht kannten
weil sie pausenlos damit beschäftigt waren
glücksgefühle zu erzeugen

im grunde war jeder von ihnen ein einziger
defizitkompensationsautomat aus fleisch und blut
auf der suche nach selbstbefriedigung

. . .

nachdem er eine weile geschaut und gestaunt hatte
und dann wieder im strom der passanten aufgegangen war
überfiel ihn urplötzlich ein gemeiner wolfsartiger hunger

gerade hatte er noch an sie denken müssen
hatte sie in seine verlangenden arme gesehnt
doch nun war da ein ganz anderer wunsch
den es augenblicklich zu erfüllen galt

der geruch von gebratenem zog ihn an eine ladentheke
wo ein großer bärtiger mann mit einem riesigen messer
fleisch von einer aufgespießten rolle schnitzte
er hörte sich noch mit viel scharf sagen
die bezahlung nahm er dann nicht mehr wahr
grußlos ging er nach draußen
und stieß
sein gebiss in das tote tier

neben ihm schlang ein zweiter wolf sein fressen hinunter
mit eingezogenen hälsen drehten sie sich zur seite
als ihre blicke sich mitten im biss trafen

erst als er den schlimmsten hunger überlebt hatte
war er in der lage zu erkennen
dass sich ein ganzes rudel männlicher wölfe

vor dem imbiss versammelt hatte
und neue hungrige standen nun an
und scharrten ungeduldig mit den füßen
alle hatten sie schaum vor dem mund
was er für leicht übertrieben hielt

er konnte ihre großen leeren mägen knurren hören

fast mutete es ihn animalisch an

dabei waren es doch menschen

dann sehnte er sich nach wärme

er wischte sich das maul ab
und verschwand in einer der alten gassen

 

pics & words: © paulson / music: youtube artists

Wolves  (Down Like Silver)
 
When I die let the wolves enjoy my bones
When I die let me go
When I die let the wolves enjoy my bones
When I die let me go
 
When I die you can push me out to sea
When I die set me free
When I die let the sharks come ’round to feed
When I die set me free
 
Oh, the world is dark
And I’ve looked as far as I can see
When the years have torn me apart
Let me be
 
When I die let the flames devour me
When I die set me free
When I die throw my ashes to the breeze
When I die scatter me
 
Oh, the world is dark
And I’ve looked as far as I can see
When the years have torn me apart
Let me be…
 

Daylight is waiting for you…

 

 

This entry was posted on Samstag, Februar 23rd, 2019 at 13:28 and is filed under 2019. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.