2020

burg 151

es gab da eine sehnsucht
nach den alten tagen
als männer noch männer
die welt noch ungerechter
ehre stolz und krieg
noch werte waren
die den menschen
gänsehaut machten

zugegeben hätten sie das nie

konnten sie auch gar nicht

ahnten es ja nicht einmal

so gut erzogen waren sie

erfreulicherweise

 

pics & words: © paulson

 

 

burg 149

er erhöhte und verklärte sie

das war ihm wohl bewusst

aber hatte nicht jeder seinen mythos

die halbe menschheit glaubte doch
an ein göttliches wesen im himmel
an teufel engel und paradies

und fast alle hielten sie den sterblichen
also keinen geringeren als sich selber
für die krone der schöpfung

unzählig die geschichten und bilder
die sie zu allen zeiten erfanden

immens das verherrlichungspotenzial
unerschöpflich die einbildungskraft

alles erdenkliche wurde da angebetet 

geister hexen autokraten
jede art von automaten
begehrenswerte sapiens
solche mit sehr viel potenz
ideen märchen und saphire
gärten ufos schmusetiere
dinge künste und die liebe
orte worte ballgeschiebe
körper lüste männerbrüste
schreine weine leberwürste
schräges und geheimes
großes und ganz kleines

wer wollte konnte es hören
das seelendröhnen so gewaltig
im gewimmel der milliarden

der mythos
war viel größer als der mensch

und das war gut so

was hätten sie auch tun sollen
in der langen träumezeit
bis zum wiederverschwinden

und so spielte und fabulierte er
halt eine weile mit der burg

 

pics & words: © paulson

 

 

burg 147

scheinbar unbeeindruckt
stand sie in der zweiten welle

auf besucher zu verzichten
schien ihr nichts auszumachen

sie war eh auf winter eingestellt

 

pics & words: © paulson 

 

 

burg 146

ob man spaß haben konnte
dort oben auf dem berg
das wusste er nicht genau

er nahm es aber mal an

für ihn war es jedenfalls
eine besondere freude

dort zu besuch zu sein

 

pics & words: © paulson 

 

 

burg 145

dass sie immer nur schwieg
beunruhigte ihn nicht sehr

was hätte sie auch sagen sollen

als burg

bei einem lieben menschen
wäre das anders gewesen

 

pics & words: © paulson 

 

 

burg 144

auf den felsenresten
eines uralten meeres

ruhte sagenumwoben
das märchengemäuer

es war ein heißer tag
und er staunte hinüber

da sie verschwamm
wie unter wasser

 

pics & words: © paulson 

 

 

burg 143

auch wenn es so aussah

welt ≠ berechenbar

und auch nicht das leben

so wie es nicht für immer war

weil sie das spürten
kamen sie zum träumen

bei ihr wurden sie still
und dankbar

 

pics & words: © paulson 

 

 

burg 142

schön stand sie da
in der anbrechenden
schönen neuen welt
der technisierten zeit

was sie wohl sein würde
für die auf virtuellen schienen
laufenden neuen menschen

er hielt es für denkbar
dass sie sich auch dann noch
persönlich nach oben begaben

trotz alledem

 

pics & words: © paulson / music: youtube artists