burg 368
es war die große gier der sapiens
die schönes und gutes geschaffen
aber letzten endes doch alles
zugrunde gerichtet hatte
diese art schien einen unerschöpflichen
vorrat an plänen wünschen und träumen
unter der stolzen brust zu tragen
nur eine stunde lang – wenn überhaupt
waren sie zufrieden mit dem erreichten
und hatten dann gleich wieder
das nächste ziel im visier
im kleinen wie im großen
jeder ohne ausnahme
an jedem neuen tag
dass ihr ungeheurer antrieb dahinter
eine stets vorhandene unrast und sorge
existenzieller natur gewesen sein könnte
hätten sie scherzend von sich gewiesen
auch der besuch einer schönen burg
am rande des alten mittelgebirges
war teil ihres umsetzungseifers
vielleicht ein kleiner feiner
märchenhaft verpackter
doch letztlich nichts anderes
als eine der zahllosen unternehmungen
dieser niemals zum frieden gekommenen
wundersam fremden erdenbewohnernart
pics & words: © paulson
burg 367
viele sträubten sich gegen das konzept von s e e l e
doch war diese die alles bestimmende dimension
ihr ganzer lebensweg – eine einzige seelenreise
auch wer das bestritt wusste dass es stimmte
nur ärgerte er sich darüber
die begegnung des menschen mit der burg
bestand im grunde genommen darin
dass sich seine seele mit ihrer vereinigte
seine ganze geschichte mit ihrer
inklusive aller vorstellungen davon
welche kräfte da in ihnen walteten
entzog sich dem wissen der beseelten
wenn etwas derart unberechenbares
auf so unbekannte weise geschah
war ganz gewiss nicht vorhersehbar
was sich dabei ereignen würde
und dieses galt nicht nur hier
pics & words: © paulson