burg 71
stillhalten zu müssen
war eine gewaltige aufgabe
für den sapiens perpetuum mobilis
in den lockdown corona times
einer versuchte es allen ernstes
mit einem ironman triathlon
in den eigenen vier wänden
unnötig eigentlich zu erwähnen
dass er die quälerei lustvoll durchstand
aus solch hartem holz waren wohl auch
die vom burgberg stammenden preußischen anführer
sonst hätten sie sich nicht so lange dort oben gehalten
da wird wieder der horror vacui am werk gewesen sein
die angst vor dem bedeutungsverlust eigener größe
schlimmer noch – vor dem ende des eigenen seins
stillhalten – das konnte die burg am allerbesten
sogar noch besser als ein baum
und das wollte was heißen
pics & words: © paulson
burg 68
in den zeiten der pandemie war bestens zu beobachten
wie sich die idee von solidarität sofort in luft auflöste
wie sich staaten reflexartig in bollwerke verwandelten
fremde wurden dann als viren betrachtet
tief aus dem inneren kam da die botschaft
dass es eine frage des überlebens sei
weil das leben eine sache des sterbens war
in den guten zeiten hatten sie das glatt vergessen
pics & words: © paulson
burg 67
als die krone der schöpfung
noch drei ewigkeiten lang
in der ursuppe schwamm
und der erweckung harrte
da gab es schon den berg
wo der erwählte stamm
millionen mütter später
seine reise begann
sie rockten die geschicke
wie keine andere sippe
und vergingen dann
einfach so irgendwann
die feste aber stand
noch eine weile im land
bevor auch sie und alles
für immer verschwand
pics & words: © paulson
burg 62
es gab da eine sehnsucht
der im komplexen gefangenen
nach dem überschaubaren
diese einfachheit fanden sie
in einem bild von einst
die burg dort auf dem berg
erzeugte eine ergriffenheit
die gefühl und halt vermittelte
scheinbar befand sich im fundus
des kollektiven gedächtnisses
auch der mythus einer burg
burg berg erhabenheit
der zusammenhang war primitiv
und eben deshalb so mächtig
pics & words: © paulson