burg 270
während die bedeutungshungrigen
ihre spinnennetzartige datenkrake
in irrsinniger geschwindigkeit
über den gesamten erdball zogen
und alle menschen vollkommen
abhängig darin verwickelten
ragte die burg in analoger schönheit
aus der als bunte vielfalt verkauften
monotonen gleichmacherei heraus
erhaben und heilsam stand sie
im daten- und warensturm
der schönen neuen welt
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burg 268
wer ohne furcht ist
der springe da hinein
sagte der ängstliche
am rande des abgrunds
wer feige ist
der lasse das leben sein
meinte darauf der mutige
sie zögerten noch
waren aber drauf und dran
den sprung zu wagen
schluss mit dem unsinn
kam es von oben vom schönen
kommt hoch wir tanzen ne runde
lasset die sorgen jetzt sein
der walter stimmt schon die Laute
und der könig liegt schnarchend im wein
was zögert ihr noch
muss ich euch zweimal bestellen
wenn ihr lieber streitet und sterbet
dann tanz ich eben allein
schließlich sprang der eine
er fiel lautlos wie ein stein
der andere ging nach oben
tanzte trank und sang
bis in den morgen hinein
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burg 266
wie flaschengeister wuchsen die wolken
über der schönen ins preußischblau
was genau die aus der ersten burg
in die welt aufgestiegenen hohenzollern
den deutschen landen gebracht hatten
unter dem gesamthistorischen strich
da waren sich die geschichtsgelehrten
im befreiten land nicht so ganz einig
mit einer abschließenden antwort
war auch nicht mehr zu rechnen
die wusste allein der himmel
und der zog es vor zu schweigen
auch das himmlische kind
hätte man noch fragen können
aber das hatte die zeit wieder mal
über alle berge geschickt
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burg 265
dass die sprößlinge
aus dem kargen kalksteinkegel
später fürsten und feldherren
kurfürsten könige und kaiser wurden
war schon einigermaßen imposant
wenn sie dann aber zusätzlich
zu ihren regierungs- und kriegsgeschäften
sinfonien komponierten märchenburgen bauten
dichteten philosophierten und sogar flöteten
so machte das zumindest einige von ihnen
auch noch zu sinnlichen feingeistern
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burg 263
so ganz genau war ihm nicht klar
warum ihn der mythos einer burg
so viel mehr in den bann zog
als jener von technik konsum
und grenzenloser mobilität
vielleicht war es deshalb
weil er dem lauten tempo
der fortschrittsversprechungen
der sogenannten modernen zeit
schon lange nicht mehr
zu folgen bereit war
er suchte einen haltepunkt
im geschwindigkeitssog
des digitalen zeitalters
sie war ihm dieser punkt
stille und entschleunigung
in ihrer schönsten form
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