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swabian skies

bookletWelch ein Tag, welch ein wunderbarer später Sommer, und welch ein märchenhaft heiterer schwäbischer Himmel! Werde mich gleich auf´s Rad schwingen und einen Lieblingsort besuchen, an dem ich schon lange, viel zu lange, nicht mehr war. Meine Mitmusiker haben
ja überwiegend den ungetrübten blauen Himmel als ihren Lieblingshimmel definiert. Mir sind eigentlich auch Wolken sehr lieb, denn sie verändern das Licht vollständig und mischen es in jeder Sekunde neu. Sich dann an einen Aussichtsort wie etwa den Panoramaweg unter der Burg zu setzen und diese Lichtspiele zu beobachten, das finde ich genauso spannend wie Kino.

Ich hab Euch noch gar nicht viel über das neue Album erzählt. Es heißt „swabian skies“, und nicht „swabian sky“, eben gerade weil es so viele unterschiedliche Himmelsfarben und -formen gibt. Ohne die Alb und den Himmel darüber würde es meine Musik so sicherlich gar nicht geben. Ich werde das bei den Konzerten noch etwas genauer machen. Jedenfalls soll dieses Album eine Art Liebeserklärung sein für meine Wahlheimat. Ich finde die Gegend um und am Albtrauf einzigartig. Durch ihre relative Unzugänglichkeit ist sie weitgehend von Lärm und Zersiedelung verschont. Dieses Band der Buchenwälder an der Steilstufe der Alb zieht sich ja über mehrere hundert Kilometer, wenn man alle Taleinschnitte mitzählt. Und ich empfinde es jedesmal als erhebend, wenn ich auf dem Trauf ankomme, wenn dieser Blick und der Himmel und der Wind mich erwartet. Das Titelstück dreht sich genau darum. Aber nicht nur. Natürlich geht es in dem Song, und in den meisten der 13 anderen, vor allem um die Sorgen und Sehnsüchte der Erdlinge, die sich unter diesem tollen Himmel am Leben schinden und erfreuen…

Einmal im Jahr verlasse ich die Wahlheimat ja für einige Wochen. Die Flussreise mit dem Rad, die ich seit Jahren unternehme, wird im dritten Stück beschrieben – „Island in the Sea“. Dieses Jahr bin ich Saale und Elbe hinuntergereist, dann die Nordseeküste entlang bis Amrum. Und dort auf der Insel war dann Ruhe. Dort schließe ich mein Jahr ab, und sammle gleichzeitig Kraft fürs neue. Ich habe zwar mein Leben in den letzten Jahren entschleunigt, wie man so schön sagt. Aber dennoch fühle ich mich sehr beansprucht vom Alltag. Ich weiß aber, dass die Einschätzung, das Leben sei zu laut, zu schnell, zu stressig, einzig und allein mit mir zu tun hat, und so ausschließlich nur für mich selbst gilt. Ich habe gelernt damit aufzuhören, den anderen die Schuld für meinen Zustand zu geben. Auch wenn mich andere manchmal nerven, in ihrem unreflektierten Tatendrang, in ihrer Art und Weise zu kommunizieren, oder eher nicht zu kommunizieren…; auch wenn mich der materielle Perfektionismus dieser Gesellschaft bei gleichzeitiger relativer seelischer Armut bedenklich stimmt, und noch viele andere Dinge und Entwicklungen, so ist es letztlich doch meine Sicht auf die Dinge, die meine spezielle Realität schafft. Dass andere es anders sehen und wollen ist völlig klar. Ich betrachte mich nicht als klüger oder weiser. Ich kann nur sagen, was ich denke und empfinde.

Ich lese gerade „Stiller“ von Max Frisch. Und irgendein Satz in diesem Roman hat bei mir folgende Gedanken zutage gefördert, heut früh:

es gibt so viele blickwinkel auf die welt
das leben allein verändert diesen blick
erfahrungen und ereignisse der zeit
eine verletzung eine geburt das altern
zu glauben die eigene sicht
müsse auch die der anderen sein
wäre schon reichlich naiv

Ich habe in den letzten Jahren viele solcher Gedanken aufgeschrieben – übrigens immer ohne satzzeichen, und ohne Großschreibung – es sind auch zahlreiche Gedichte darunter. Natürlich könnte ich ein Album mit deutschen Liedern machen, das wäre durchaus möglich. Ich werde oft gefragt, warum ich Englisch singe. Ich erkläre das sehr ungern. Hartnäckigen Gesellen sage ich dann, dass ich zweisprachig bin und mich im Englischen besser ausdrücken kann. Oder irgend sowas. Die eigentliche Erklärung ist wohl eine ganz andere: Meine Musik und die Texte sind, ob auf CD oder live gespielt, im Grunde ein Spiegel meines Lebens; und wenn ich auf der Bühne bin verstelle ich mich nicht. Ich denke man sieht mir das auch an. Wenn im Song gelitten wird, dann leide ich auf der Bühne mit, und wenn es ironisch zugeht im Text, dann wird mein Gesicht das sicher auch zeigen. Stellt Euch vor, ich würde das alles in der Sprache ausbreiten, die alle verstehen! Ich glaube, ich hätte das Gefühl nackt vor meinen Zuhörern zu stehen. Das Englische macht eine Distanz möglich, die ich brauche, um mich überhaupt auf die Bühne zu trauen.

Ich sage Euch das alles hier, weil ich weiß, dass diese Texte nur von Menschen sorgfältig gelesen werden, die mich irgendwie mögen oder interessant finden. Selbst meine Mitmusiker und Arbeitskollegen lesen diese Zeilen in der Regel nicht. Solltet Ihr also so weit gekommen sein, dann seid Ihr in diesem intimen Kreis derer…Danke, es ist schön, dass du da bist!

Ja, das ist der Trend heutzutage, dass alles schnell gehen muss, dass wir Bilder- und Tabellen-fixiert sind. Wohl eine Folge des massenhaften Angebots und der Zapperei in den Medien. Texte lesen nur noch die wenigsten, glaub ich.

Dass ich mich hier überhaupt ausbreite, habe ich schon so manches Mal hinterfragt. Ich denke aber, dass diese Mitteilungen zu meiner bescheidenen Kunst gehören und niemandem schaden. Und solange sie mir und Euch etwas Freude machen, spricht wohl nichts dagegen.

Am 3.10. beginnen wir mit den live-Konzerten. Das Cafe Kleinvenedig ist ein schöner und liebevoll geführter Ort der Begegnung und Kultur. Es ist eine Art Probekonzert für uns, der Eintritt beträgt lediglich 5€. Wir werden zu viert spielen, also mit Ilona und Jasmin Roth (Gesang), und Andreas Reif, Tuttlingen (Kontrabass und Keyboard). Bin gespannt wie das wird. Andy Schoy, unser ´Vollprofi´, ist vielgefragt und -beschäftigt, plant aber bei den Auftritten in Haigerloch (Bürgerhaus), Balingen (Zehntscheuer), Hechingen (Fecker), und Balingen (Bären) dabei zu sein. Was mich sehr ehrt.

So, jetzt aber raus ins Blaue!

Herzlich,

Euer Paulson

Das neue Paulson Album “swabian skies” ist da!

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Na, schon reingehört? Unter Music ist das möglich. Und ab dem 3. Oktober könnt Ihr die schwäbischen Himmel dann mit Paulson & friends auch live erleben.

Ihr bekommt das neue Album unter CDs bestellen, oder in einigen ausgewählten Läden im Zollernalbkreis. Siehe unter Links.

So long,

Paulson