Zur Vorweihnachtszeit will ich – Unchrist, der ich bin – hier auch ein wenig feierlich werden. Zeit für ein wenig Demut, Zeit wieder mal zu spüren, was man eigentlich ist… im Arbeits- und Konsumtempo unserer Zeit vergisst man das schon mal. Es ist die Jahreszeit zum Nachspüren und man kann sich da auch einmal die doch recht schlichte Frage stellen, wie man seine kostbaren Tage eigentlich verbringt.
Mal nicht Recht haben müssen, das Verlieren genießen, sich zurückhalten, ein Ziel nicht erreichen… und dafür Zeit haben… zum Nachdenken, zum Beispiel, über Gott und die Welt, das Leben und das Sterben.
Der Tod ist ja ein gerne verdrängtes Thema… die meisten Menschen beschäftigen sich lieber mit dem Leben. Und das ist auch gut so. Aber ist es nicht auch so, dass wir oft dem Glück hinterherrennen, weil wir in der allgemeinen Glücks-Konjunktur die Ziele viel zu hoch stecken, sie mit viel zu hohem Aufwand verfolgen und dann doch nicht glücklich werden…? und das kleine Glück übersehen… die gelungene Begegnung, einen anderen happy machen, indem man das Interesse an ihm nicht gleich wieder in ein Heimspiel verwandelt…zum Beispiel… die Tomaten auf meiner Fensterbank, die sich von grün nach rot verwandeln… wo kommen nur immer all die Farben her?
Nicht dass ich es besser wüsste, nicht dass ich restlos glücklich wäre, nicht dass mich die Endlichkeit des Lebens nicht beunruhigen würde. Es fällt mir aber auf, dass Massen von Menschen in unserem Land regelrecht am Rennen sind. Auf den Straßen, bei der Arbeit, in den Schulen, selbst in der Freizeit jagen wir in einem Wahnsinnstempo irgend einem mysteriösen Heilsversprechen nach.
Ich habe mich sehr früh mit dem Tod auseinander gesetzt. Schon mit 20 schrieb ich Lieder zum Thema Vergänglichkeit. Mir ist schon damals sehr klar gewesen, dass wir uns auf einem winzigen Splitter des Urknalls befinden, in einem unendlichen rätselhaften Raum. Dass der Sinn des Lebens ganz allein das Leben, diese uns geschenkte Zeit ist. Und ebenso, dass sich der Mensch eine Hoffnung konstruiert: als Gottesglaube, oder als kosmisches Etwas. Ich betrachte dies als verzweifelten Versuch des zitternden Herzens. Der Tod ist ungeheuerlich, keine Frage, ein Mysterium, das entsprechende Reaktionen hervorruft. Solange das den Menschen hilft, solange diese Reaktionen die Menschen nicht vom Leben abhalten, sind sie tröstlich und tatsächlich eine Hoffnung. Manche verdrängen den Tod. Womöglich ist das nicht einmal die schlechteste Strategie. Für entscheidend halte ich, dass man das Leben im Hier und Jetzt lebt. Manchmal muss man sich verändern, um aus dem Hamsterrad der eigenen Ansprüche rauszukommen. Wandel bedeutet aber nicht unbedingt ein Größerwerden. Man kann auch im Kleinsein Glück und Lebenssinn finden, man kann sogar nach innen wachsen…
In diesen Tagen erhalte ich Briefe von lieben Menschen, die mir von schweren Erkrankungen und von überraschenden Todesfällen aus ihrem Umfeld berichten. So erschüttert wir auch immer wieder sein mögen bei entsprechenden Nachrichten, so klar ist uns auch, dass wir sterblich sind, dass der Tod eben zum Leben gehört. Irgendein kluger Mensch hat einmal geschrieben, dass wir den Tod nicht fürchten brauchen, denn wenn er da ist, werden wir nicht mehr sein, oder so ähnlich. Ich glaube es war ein alter Grieche. Wahrscheinlich haben das schon viele Menschen gedacht. In einem 80 Millionen-Volk sterben, wenn ich das richtig rechne, bei 80 Jahren durchschnittlicher Lebenserwartung etwa eine Million Menschen im Jahr. Und neue werden geboren, etwas weniger, glücklicherweise, denn wir sind viel zu viele. Wenn wir so weiter machen, dann wird es die vielen Millionen Babies der Zukunft gar nicht erst geben. Auch deshalb ist weniger mehr. Tod und neues Leben sind jedenfalls das Natürlichste von der Welt.
Wenn der Songtext stimmt, dann hat Kieran Goss 15 Geschwister und sie schliefen jeweils zu viert in vier Betten! Ziemlich crazy. Irland war bis vor kurzem ein recht armes Land. Ich war im Jahr 1981 vier Wochen dort, wir trampten und machten in Cork und an anderen Orten Straßenmusik. Ich lernte damals das große Herz der Iren kennen und bei den Alten waren wir besonders angesehen, weil Hitler-Deutschland die verhassten Engländer angegriffen hatte. Nochmal crazy. Den Kieran Goss hab ich dann Anfang der 90er im Tübinger Sudhaus erlebt und ich war damals gleich fasziniert. Ich glaube Luka Bloom hatte den relativ unbekannten Singer-Songwriter zum Kennenlernen mitgebracht.
Beth Nielsens Ehemann Ernest starb 1994 an Krebs, sie selbst erkrankte 2001 an Brustkrebs. Beide Erfahrungen hat sie in diesem Lied verarbeitet. Kieran spielt bei der Nummer im Hintergrund Gitarre.
http://www.youtube.com/watch?v=43_jM2vhx9c
http://www.youtube.com/watch?v=vHf7DtRa5TY
auch wenn ich längst
von dieser welt gegangen
und du dann denkst du bist allein
werd ich dich immer noch
mit meiner zärtlichkeit umfangen
ich werde immer bei dir sein
auch wenn ich dir
an dunklen tagen fehle
du wirst alleine weitergehn
weil du ein engel bist
wird deine seele
dies traurigsein
mit einem lächeln überstehn
* * *
Ich kann mich nur wiederholen: Lasst uns das Leben leben, solange es atmet und pocht.
Und sollte Euch noch das passende kleine Geschenk zu Weihnachten, für einen Freund oder eine Versöhnung fehlen, dann schaut doch mal wieder nach, was der alte Paulson so alles auf Lager hat.
So long