Bisingen

Aus der Stille kommt die Kraft

Paulsons erfolgreiche “Blue-Wine-Tour” geht zu Ende. Am heutigen Samstag spielt der “Soulwriter” aber noch einmal für alle Fans der leisen Klänge in der Bisinger Hohenzollernhalle.

Autor: KARIN IOVA | 20.04.2013

Einen “Blue Wine”, also blauen Wein, schenkt uns Paulson heute Abend in der Hohenzollernhalle ein. Blau im Sinne von melancholisch und gehaltvoll. Er nimmt seine Zuhörer mit in seine Gedankenwelt, lässt sie teilhaben an 14 musikalischen Geschichten.

Eine Reise mit Paulson ist immer inhaltsschwer und nachdenklich. Paulson steht dazu, dass er ein Melancholiker ist, ein Grübler. Aus der Melancholie schöpfe er Kraft, Ideen und auch Glück. “Ich lebe im Kleinen, im Stillen”, sagt Ernst Buntz, wie er mit bürgerlichem Namen heißt. “Für mich ist die Stille viel wertvoller als das Laute. Schrille, große, laute Dinge sind nicht meins. In sich hinein hören ist sehr wichtig.” Sowieso philosophiere er sich durchs Leben. Inspiration für seine Musik findet der Wahl-Bisinger aus dem Ulmer Raum im alltäglichen Leben. Durch Betrachtungen und vor allem Begegnungen entstehen dem Musiker einzelne Gedanken. “Wenn ich dann denke, das könnte ein cooler Song werden, nehme ich meine Gitarre. Und dann finden sich die Akkorde und die Stimmungen auf dem Instrument”.

Ein musikalisches Werk entstehe zu einem Teil aus Inspiration und zum anderen aus Handwerk. Ideen und Vorlagen für seine Songs entspringen auch seinen literarischen Texten und Gedichten. Paulson hat auch im Schreiben ein Ventil für seine Gedanken und seine Gefühle gefunden. “Ich schreibe mir mein Leben von der Seele”, so der “Soulwriter” ganz offen und direkt. Damit sich die Kreativität jedoch entfalten könne, benötige er das Alleinsein.

Doch keineswegs ist Paulson nur ein einsamer Reiter. Auch lustige Abende mit Freunden, Fußballschauen und Lachen gehören dazu. “Wenn ich aber Kunst mache, bin ich auf einer Insel.” Die Themen, die den Musiker beschäftigen und gleichzeitig Inhalt seiner Lieder sind, blieben über die Jahre hinweg zwar gleich, tauchten aber immer in verschiedenen Variationen auf: Liebe und Egoismus als treibende Kräfte, die Liebe zur Natur und der Umgang der Menschen mit ihr.

Der Mensch spielt in Paulsons philosophischer Welt eine tragende Rolle. “Der Mensch ist ein faszinierendes Wesen. Kann so vieles schaffen, schafft es aber nicht, beispielsweise seinen Umgang mit der Natur zu verändern.” All dies sind die gedanklichen Fundamente, auf die Paulson seine Lieder gründet.

Auch “Blue Wine” ist aus solchem “blauen”, ernsten Stoff, aber nicht nur. “Willy down in wonderworld” erzählt die amüsante, nicht autobiographische Geschichte eines nervösen Mannes im Freudenhaus. Sein siebtes Album sei zudem auch voller Selbstironie. “Sonst würde man im Grübeln versinken.”

Die Songs sind fast allesamt autobiographisch. Die englische Sprache wählte Paulson, damit bei aller Nähe zur Person Ernst Buntz, doch noch ein Stück Anonymität und Distanz geschaffen wird. Das Englische verleihe dem Ganzen auch eine gewisse Leichtigkeit. “Blue Wine” sei, zusammen mit dem Vorgänger “Swabian Skies”, sein bestes Album.

“Swabian Skies” bezeichnet Paulson als einen “Meilenstein” in seinem Künstlerdasein. Hierbei sei es ihm erstmals gelungen, die ihn umgebende Melancholie perfekt rüberzubringen.” Mit “Blue Wine” habe er nun einen noch höheren Reifegrad erreicht, sei sozusagen auf dem Zenit angekommen. Trotzdem erstaune es ihn, dass er die Menschen auf den Tourneen mit seinen Stücken immer wieder so berühre.

Der blaue Wein, der auf der Vorderseite der CD zu sehen ist, verwandelt sich auf der Rückseite in einen blauen Schmetterling. Die Bilder für Paulson stammen vom Hechinger Fotografen Peter Schilling.

Übrigens: Das Pseudonym “Paulson” trägt Ernst Buntz bereits seit seiner Schulzeit. Der Name rührt von einer “Les Paul” der Firma Gibson her, einer E-Gitarre, die Ernst Buntz in der Oberstufe besaß. Zu seiner Schulzeit war es zudem besonders angesagt, an den Namen die Endung “son” anzuhängen.

Info –  Das Konzert mit Paulson und Freunden heute, Samstag, in der Bisinger Hohenzollernhalle beginnt um 20 Uhr, Einlass ist bereits ab 19.30 Uhr. Karten gibt es noch an der Abendkasse.

This entry was posted on Samstag, April 20th, 2013 at 12:04 and is filed under 2013. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.