dylan
Was für ein Moment, als die Nachrichten verkünden, dass Bob Dylan in diesem Jahr den Nobelpreis für Literatur erhalten wird. Mit einem Mal waren all die elenden Gestalten vergessen, die ansonsten unseren Alltag bestimmen, die Trumps, Le Pens und Orbans dieser Welt, für einen ewigen, köstlichen Augenblick konnte es so scheinen, als gäbe es doch noch Gerechtigkeit auf unserem Planeten; und ich schäme mich nicht der Rührung, die mich ergriff, als ich die Nachricht hörte, nicht einmal der Tränen, die mir wider Willen kamen.
Was an diesem singenden Poeten so groß ist, das es vollends gerechtfertigt erscheinen lässt, ihm den Preis zuzusprechen, ist vielleicht gar nicht leicht denen zu erklären, die sich nicht bereits in seinem Bann befinden.
so schön beschreibt axel honneth in die zeit, was mit uns, den nachkommen des meisters, am 13.10.2016 passierte. wenn man es nicht ähnlich empfindet, wird man es auch niemandem erklären können, der es nicht so sieht, besser: fühlt. für uns war dylan damals einer, der gegen krieg und für die unterdrückten dieser welt sang und dabei das scharfe mit dem klugen ebenso zu verbinden vermochte wie das hässliche mit dem zärtlichen. seine texte waren bewegend und sie bewegten etwas. er war kein hippie und kein rockstar, er verkörperte von anfang an den erzählenden, den singenden dichter. seinen künstlernamen hatte er passenderweise vom waliser dylan thomas geliehen, dessen lyrik wie ein einziger großer gesang war. dylans stimme muss man nicht mögen, kann man aber. weil sie besonders ist und genau zu dem passt, was er macht. keiner konnte die vokale so ewig in die länge ziehen und dabei so unerhört malträtieren wie er. und der mann hat sich nie instrumentalisieren lassen. ich nehme mal an, dass er bei der preis-verleihung nicht viel mehr als danke sagen wird, sofern er überhaupt aufkreuzt.
als ich im sommer in ostdeutschland unterwegs war, übernachtete ich nördlich von berlin in einer art garten-bungalow, und nebenan hatte der schwiegersohn der vermieterin eine bob dylan-laube eingerichtet, die man auch als heiligtum bezeichnen könnte. dylan kann man nicht mögen. man kann ihn nur lieben. da wird einer geehrt, der es wahrlich verdient hat. ein poet erster güte, sogar einer, der ein massen-publikum erreicht hat. man muss den preis ja nicht ständig nicht-singenden dichtern überreichen, die kein mensch kennt. da können die literatursachverständigen rummäkeln soviel sie wollen.
hier eine kleine auswahl an dylan-songs
viel spaß damit
bis bald
paulson
https://www.youtube.com/watch?v=u-Y3KfJs6T0
https://www.youtube.com/watch?v=TLV4_xaYynY
https://www.youtube.com/watch?v=l19MJbo7a3Y
https://www.youtube.com/watch?v=aHMlAYeFeYw
https://www.youtube.com/watch?v=hPzUGlr-8q0
https://www.youtube.com/watch?v=6xEpIgFAPGQ
https://www.youtube.com/watch?v=OeP4FFr88SQ
https://www.youtube.com/watch?v=Znm70hhw1HY
https://www.youtube.com/watch?v=-rIJglHIc0U
https://www.youtube.com/watch?v=nBgkw06JhFA
https://www.youtube.com/watch?v=q1EoT9sedqY
https://www.youtube.com/watch?v=FNnxKr7CX1c
https://www.youtube.com/watch?v=iOHkyZ62jjQ